Februar 06, 2025

 


Liebesspiel 



 – ein Eichhörnchen jagt
ein anderes Eichhörnchen 
wild durchs Gerippe
des Alleebaums:
zwei nackte Herzen kurz vorm Überschlag
in der toten Brust des Winters 



 – Christian Fechtner – 



Februar 05, 2025



Ach, Klärchen … 





… du hast … du hast … was hast du nur?

Du bleibst mir alles, alles schuldig,

Geschnürtes gibst du für Figur,

Du legst dich hin und machst es pur,

Unvorbereitet nackt und herzlich ungeduldig.


Wenn ich für Streichelhände bin,

Bist du für kalkuliertes Greifen,

Und bitte ich um Neubeginn

Nach kurzgefasstem Immerhin,

Gähnst du und gähnst und zählst Matratzenstreifen.


Und dennoch, grobe Kreatur,

Da ist etwas, dem ich mich beuge,

Kein Rätsel, keine Politur,

Du nimmst und gibst es hart retour,

Und dennoch, wie erklär' ich's nur:

In deinen Baggerarmen weiß ich, dass ich zeuge.



 – Joe Fliederstein –



Februar 04, 2025

 


Der Gute



 – Ach, wie hasst er doch die Prasser,

predigt Wasser, ruft: Das schmeckt!

Danach geht er heim und was er

durch die Kehle gießt ist Sekt.


Autofahren sei die Sünde -

klimaschädlich allemal,

sagt er und erfindet Gründe

für den Tritt ins Gaspedal.


Flieger, diesen Umweltkiller,

nimmt er gern zum Eigennutz.

Nach dem Flug ist er dann stiller

Spender für den Umweltschutz.


So gelingt’s auf manchen Wegen,

– sieht man von der Strenge weg –

sich die Regeln auszulegen,

frei nach Gusto und nach Zweck.



 – niemand –



Februar 03, 2025

 


Reim dich!



 – Fiel dereinst ein guter Reim

eim nicht ein, so war es eim

eher peinlich und das Schreim

jener Verse ließ man bleim.

 

Heute intressiert das kaum.

Viele stümpern rum und glaum,

alles könn sie sich erlaum,

auch die Leser anzupflaum.

 

Manche texten anonym,

wollen überhaupt nicht ühm

und sie fischen bloß im Trühm,

während sie sich selber rühm.

 

Andre streben brav nach Ruhm

und sind keine bösen Buhm,

doch mit Zeilen voller Blum

schaffen sie's nicht mal postum.

 

Wären sie nicht zu bequem,

hätten sie noch weitre Them

wie den Kampf ums Überlehm

und sie könnten Hoffnung gehm.

 

Lyrik wirkt mitunter lahm.

Wenige Poeten ham

wahrlich ganz besondre Gahm

und die finden dann den Rahm.

 

Rissen Reimer sich am Riem,

hätten sie vom Liem geschriem,

und in Strophe Nummro Siem

was, das schmeckt nach ihr und ihm.

 

Wege führen zwar gen Rom,

selten allerdings nach ohm.

Einige sind abgehohm,

weil die Freunde alles lohm.

 

Dichter mögen gerne träum.

Wenn sie sich indessen sträum,

sich dagegen aufzubäum,

werden sie den Tag versäum.



 – Didi.Costaire –




Februar 02, 2025

 


Versuch über 

wohlfeilen Glauben



Instantgötter aus der Tüte,

schnell mit Wasser angerührt,

Glaubensinhalt erster Güte,

schluckweis seelisch eingeführt.


Hosianna um die Ohren

und im Herz ein Jubelchor

und im Frostfach eingefroren

hält der Spirit länger vor.


Nichts mehr vom «Verstande, der

glaubend nach Verstehen strebt».

Die Scholastik? Längst verlebt!


Denken macht das Dasein schwer,

also halt dein Hirn schön hohl,

freu dich dumm am Seelenwohl.



 – sufnus –


Februar 01, 2025

 


Standort



 – dort der Zaun

da der Kirschbaum

dazwischen du

 

hier die Sträucher

talwärts die Weiden

dazwischen ich

 

jenseits des Mondes

über den Wolken

inzwischen wir



 – tulpenrot –



Januar 31, 2025



Schneck und Schnecke 


( Kindergedicht )


 – Unter einer Brombeerhecke

wohnt der Schneck mit seiner Schnecke,

wohnen nicht im gleichen Haus,

gucken aus zwei Häusern raus,


kriechen in die Morgenluft,

angelockt vom Brombeerduft,

da der Schneck, so schnell er kann,

Schnecke dort, bleibt an ihm dran,


kriechen beide schneckenschnell,

Sonne macht die Hecke hell.

Tag vergeht. Dann kommt die Nacht,

ganz aus Brombeerduft gemacht,


Duft kommt näher in der Hecke,

Schnecke schafft die Kletterstrecke

vor dem Schneck, klebt zwischen Blättern,

Schneck hat noch‘n Stück zu klettern.



– Peter Welk –