Posts mit dem Label gummibaum werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label gummibaum werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Juni 24, 2025

 


Die Zukunftstonne



 – Ich habe alle eingeladen

zum Fressen in der Sommersonne.

Drum drängeln sich jetzt Myriaden

von kleinen, weißen, nackten Maden

im Abfall meiner Biotonne.


Ich lüfte ihren Deckel gerne,

und labe mich am wilden Treiben.

Es zeigt mir das nicht allzu ferne

der Menschen auf dem Erdensterne,

wenn die Tendenzen denn so bleiben.


Ist die Vermehrung nicht zu zügeln

noch die Verwüstung des Planeten,

wird sie der Hunger schnell beflügeln

wie Maden sich um Müll zu prügeln

und außerdem, sich plattzutreten …



 – gummibaum –



Juni 17, 2025



( Grafik © Petrus3743 Wikipedia )


Der Satz des T


Ein Kreis umschlang mit ganzer Weite

ein Dreieck an der längsten Seite,

und die noch freie Ecke spürte,

sobald auch sie den Kreis berührte,


wo immer sie dies zärtlich tat,

im Schenkelzwickel neunzig Grad.

Da stutzte Thales von Milet

und rief: «Jetzt weiß ich, wie es geht!»



– gummibaum –



Juni 10, 2025



Verästelt



 – Verästelt wie ein Baum steh ich im Leben,

ein jeder Tag darin scheint wie ein Blatt,

gespreitet in der Sonne, mir zu geben,

was Licht an Süße zu gewähren hat.


Doch Herbst malt meine Tage langsam farbig,

sie trocknen mit dem letzten Glühen aus

und fallen wie die Blätter. Es bleibt narbig

zurück ein schwarzes leeres Geisterhaus.



– gummibaum –


 

Mai 22, 2025



An eine Spinne



 – Ich beneide dich, du Kleine,

um das Haarkleid deiner Beine.

Kaum kommt ein Insekt geflogen,

hat sein Wind dein Haar verbogen.


Grad und Richtung des Verbiegens

weisen dir den Ort des Fliegens,

und du kannst, wie dir verheißen,

zielgenau ins Opfer beißen.


Meine stark behaarten Glieder

sind dagegen äußerst bieder,

und ich kann auf meine Fragen

selten Sättigung erjagen.


Kaum kommt Antwort angeflogen,

ist sie schon vorbeigezogen,

während ich - verdammte Scheiße! -

immer noch ins Leere beiße …



 – gummibaum –



Mai 10, 2025

 


Winternachlass



 – Die Bäume, die auf beiden Seiten

den unscheinbaren Fluss begleiten,

und ersten Frühlingsschimmer zeigen,

sind wie bewimpelt an den Zweigen.


Dort flattern Tücher und Papiere

als ob sich jemand kostümiere,

und Plastikplanen, Windeltüten

weit besser kleideten als Blüten.       


Von nah betrachtet sind die Schätze

nur eitel Müll, und die Gesetze,

nach denen sie hinaufgetragen,

ein Streich aus nassen Wintertagen: 


Der Fluss brach aus im Dauerregen

und schleppte Raub von allen Wegen

zuletzt noch bis in höchste Zweige -

Erst dann ging seine Kraft zur Neige … 



alternativ:



Der Winter schickte Guss auf Guss,

und ungehalten sprang der Fluss

aus seinem Bett und griff vom Rand,

was immer er an Unrat fand.


Dann stieg er in die nackten Kronen

der Weiden, die am Ufer wohnen

und hängte alles in die Zweige. –

Danach ging ihm die Kraft zur Neige.


Im Frühling wollten Weidenkätzchen

hinaus an ihre Blütenplätzchen,

und sahen, auf den Ästen brüten

jetzt Zeitungen und Plastiktüten.


Und dachten augenblicks, es handle,

da sich ja auch das Klima wandle,

um eine dieser Mutationen,

die auch die Vögel nicht verschonen …



– gummibaum –



April 23, 2025



Zurück zu 

Adam und Eva



– Man kann die Umkehr kaum erwarten.

Die Wissenschaft hat Rückenwind,

entkernt die Eiszeit und schafft Arten,

die lange ausgestorben sind.


Der Schattenwolf, das Mammut kehren

verwundert in die Welt zurück,

und wecken in uns das Begehren

nach einem Höhlenmalerglück.


Und wirklich kommt die Steinzeit wieder.

Der dritte Weltkrieg macht sie wahr.

Verstrahlt liegt aller Fortschritt nieder.

Von unsrer Art bleibt nur ein Paar …



 – gummibaum –



April 20, 2025



Etwas


Etwas geht durch grüne Fluren

unter einem weiten Blau,

küsst das Blühen, lähmt Lemuren,

löst die Pendel aus den Uhren

und macht Takte ungenau.


Etwas furcht mit seinen Spuren 

auch mein Zeittaktseelengrau.

Plötzlich fliehen die Lemuren,

bricht ein Grün aus brachen Fluren,

streckt mein Blühen sich ins Blau …



– gummibaum –



April 13, 2025



Megalodon



– Wenn ich den Urzeithai erwähne,

so weine ich stets eine Träne.

Nur Wirbel noch und große Zähne

sind von ihm übrig, und vom Mahl

(er fraß am liebsten Bartenwal)

nur Knochen, die er nicht zerriss,

mit einer Spur von seinem Biss.


Er schwamm vergnügt in warmen Meeren

mit seinem hundert Tonnen schweren,

doch schlanken Leib, und beim Vermehren

kam oft ein süßes Zwillingspaar

(die Schwangerschaft ging fast ein Jahr),

das dann im Kinderstübchen saß,

damit kein Elternteil es fraß.


Die Babys, die vier Meter maßen,

weil sie als Föten Föten aßen,

verloren Zähne und vergaßen

es gleich, weil schon ein neuer kam

(ein Wechsel, der kein Ende nahm).

Die Zahnfee strich bei jedem Hai

rund 40000mal vorbei.


Ich würde alles darum geben,

die Tiere wieder zu beleben.

Für sie ein Flachmeer auszuheben,

wär mein Pläsir. Ich baute stolz

(aus Panzerglas und Ebenholz)

für sie, zur Aussicht auch nicht dumm,

ein Miozän-Aquarium …



– gummibaum –