Dem Einhorn
– Ein Blatt, auf dem Bahnsteig verloren, vergessen,
weht hoch zu den Tauben, die Zeit ist vermessen
genug, zu vergehn, zu vergehn sei genug.
Am Abend erzählt sie der Uhl und dem Einhorn
von wortlosen Stunden, von Kälte und Neid,
geröteten Augen, Geschwätzigkeit, Jähzorn,
und schaut dabei still auf ihr staubiges Kleid.
Das Tier indes schaut sie nur an, es mag denken,
so ist dieses Leben, so ist er, der Mensch,
und zustimmend glucksend erhebt sich der Krug.
Viel später noch wird sie vom Abendrot träumen,
von zwinkernden Sternen, von seidigem Blau,
von schmelzenden Weisen, dem Mond in den Bäumen,
die schneeigen Augen in trotzigem Grau.
– Andrea M. Fruehauf –