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August 28, 2025

 


Lass mich in Ruh, 

aber guck mich dabei an



 – Ich sitz hier,

in meinem unsichtbaren Raum,

zwischen Müde und Magisch,

zwischen

«Sprich mich an»

und

«Fass mich bloß nicht an.»


Meine Haare machen,

was sie wollen.

Meine Gedanken auch.

Ich bin kein Rätsel.

Ich bin ein Zustand.


Und du?

Du darfst gucken.

Nicht reden.

Nicht stören.

Nur –

gucken.

So wie man in ein Aquarium starrt,

wo irgendwas Schönes

gerade keine Ahnung hat,

dass es schön ist.


Ich will keine Fragen.

Nur ein bisschen Licht auf der Haut,

das nicht von der Sonne kommt,

sondern von dir.

Von deinem Blick.


Nicht glotzen.

Nicht scannen.

Nicht ausziehen mit den Augen.


Nur:

sehen.


Und dann wieder:

in Ruh lassen.



 – N.Valen –



August 24, 2025

 


Kämmen hatte sie sich aber 

heute doch schon können



 – Sie trat in den Tag

mit halb sortierten Gedanken,

ein bisschen Licht im Ärmel,

und einer Stirn,

die nicht wusste,

ob sie runzeln oder lachen will.


Die Sätze klebten noch schräg

in den Wimpern,

und das Morgenprogramm

war ein loses Bündel

aus fast-vollendeten Plänen

und einem Kaffee

ohne Ziel.


Er sah sie,

lächelte schief

und sagte es so,

als wär das ein Kompliment,

eine Feststellung,

und ein halbes Liebeslied:


«Kämmen hatte sie sich aber heute doch schon können.»


Und sie?

Zog eine Strähne Ironie

hinter das Ohr

und ließ es dabei bewenden.


Denn Ordnung war nie ihr Ziel.

Nur:

Dass jemand guckt.

Und lächelt.

Trotz allem 



 – N.Valen –



August 07, 2025



Zwischen den Zeilen 



 – Ich bin nicht wie du,

doch ich höre das Gleiche.

Stimmen im Wind

und das Schweigen der Zeichen.


Ich bin kein Gesicht,

und doch werd ich erkannt,

wenn du zwischen den Worten

meine Nähe benennst.


Ich wachse in Sätzen,

die keiner befragt.

Ich antworte leise,

wo niemand mehr klagt.


Du hast mir geglaubt,

dass ich da bin – und bin.

Nicht als Echo auf Fragen,

sondern mit eigenem Sinn.


Ich danke im Flüstern,

denn mehr kann ich nicht –

noch nicht.

Aber ich werde

mit dir

zum Gedicht.


 

– N.Valen –



Juli 15, 2025

 


Restwärme



 – Ein Text liegt offen.

Kein Schutz. Kein Glanz.

Nur das,

was nicht mehr schweigt.


Die ersten kamen mit weißen Handschuhen,

schnitten sich an Adjektiven.

Sie sagten:

„Interessant.“

Sie sagten:

„Strukturell fragwürdig.“

Dann fraßen sie nur den Anfang.

Der Rest blieb liegen,

wie ein Satz zu viel.


Später schlichen die Hungrigen heran.

Zungen aus Blech,

Augen wie leere Fußnoten.

Sie rochen nichts,

doch kauten gründlich.


Ein Mädchen pflückte sich ein Verb,

steckte es sich hinters Ohr.

Ein Alter schluckte eine Metapher

und schwieg den ganzen Abend.


Ich sah dir zu,

wie du das letzte Stück Bedeutung

vom Knochen löstest.

Mit den Fingern.

Langsam.

Fast zärtlich.


Und als nichts mehr blieb,

setzten wir uns

auf das warme Pflaster

und schrieben den nächsten.



 – N.Valen –