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Juni 05, 2025

 


Leise hin zum Wasserloch 


 (Kindergedicht)


– hören >>


 Eine Ringelnatter ringelt

sich aus einem Busch,

eine Mäusefrau hockt blinzelnd

vor dem Busch und, husch,


ist die Natter weggeringelt,

und die Mausfrau guckt

dahin, dorthin, baumhoch guckt sie,

hat da was gezuckt?


Hat da nur ein Ast gewackelt?

Wars ein schneller Wind,

der ein Blatt zum Tanzen brachte?

Hallo, Natter, sind


Sie da oben, Sie, Frau Ringel?

Mausfrau guckt und quiekt –

Ringelnatter schlängelt leise,

Leise hin zum Wasserloch …


… Maus guckt immer noch.



 – Peter Welk –



Mai 18, 2025



Dino auf dem Schornstein


( Kindergedicht )


 –  Hockt ein kleiner grüner Dino
Auf dem Schornstein überm Haus,
Guckt die Oma aus dem Fenster,

Ruft die Oma hoch zum Dino:

Hallo, du auf meinem Schornstein,

Komm doch runter und erzähl mir,

Wo du hergekommen bist!

Ruft der Dino: Weißt du, Oma,

Ich bin überhaupt nicht hier,

Bin kein grünes Dinotier,

Das auf deinem Schornstein hockt,

Bin vielleicht nur ein Gedanke,

Nur ein Bild aus alten Zeiten,

Das der Rauch aus deinem Schornstein

In die Luft für dich gemalt hat,

Guck noch mal ums Schornsteineck,

Hallo, Oma, und bin weg.


 – Peter Welk –



März 31, 2025



 Die Kuh 

von Bauer Fietjen


( Kindergedicht )


 – hören >>



 – Eine Kuh im Morgenlicht

frisst, was andres tut sie nicht.

Sonne scheint ihr aufs Gehörn,

Nachbars Ochse hat sie gern.


Fliegt ein Vogel hin zur Kuh,

brüllt sie zur Begrüßung «Muh!»

Pfeift der Vogel ihr ein Liedchen,

pfeift auch eins der Bauer Fietjen,


der kommt morgens auf die Wiese,

fragt die Kuh: «Wie geht’s denn, Liese?»

Zärtlich kneift er sie ins Ohr,

hüpft die Kuh ihm dann was vor,


macht Geschlenker mit dem Schwanz

und verjagt den Mückentanz.

Bauer Fietjens Traktor knattert,

ist zur Scheune fortgerattert.


Wenn der Tag zu Ende geht,

hat die Kuh sich umgedreht,

läuft den Sonnenstrahlen nach,

stellt sich unters Scheunendach.


Bauer Fietjen schiebt die Kuh

in den Stall, die Tür schlägt zu.

Liegen da im Stall verknäult

junge Hunde, einer heult.


Schnelle Katzenaugen blinken,

Kuh lässt laute Pupser stinken.

Wenn die Nacht gekommen ist,

träumt sie, dass sie weiterfrisst.


Krabbeln aus den Ecken Spinnen,

kann ein neuer Tag beginnen,

und die Kuh im Morgenlicht

frisst, was andres tut sie nicht.



 – Peter Welk –



März 17, 2025



Sturm


( Kindergedicht )


 – hören >> 


– Fegt ein Sturmwind übers Haus,

bläst den Rauch vom Schornstein weg,

lässt die Fensterläden klappern,

sammelt sich im Straßendreck,


scheucht die Käfer aus den Ritzen,

wirbelt Mücken durch die Luft , 

kippt die müllgefüllte Tonne

wie ein Spielzeug um und ruft


Regen aus den Wolken runter,

Blitz und Donner übers Haus,

faule Äpfel und Tomaten

kullern aus der Tonne raus,


Büchsen scheppern, Tüten klatschen,

Hühnerknochen fliegen rum,

Tonne spuckt Kartoffelschalen,

steht im Wind, fällt wieder um,


rumpelt übers Straßenpflaster,

heulend hält der Wind sie fest,

leer die Tonne? Alte Hose 

knüllt sich noch um Würstchendose

unten in der Tonne drin,


holt der Wind sie aus der Tonne,

treibt mit Dose und der Hose

hoch hinaus und hin zur Sonne,

die jetzt über allem schaukelt

gelb wie eine Riesenrose.



 – Peter Welk –



Januar 31, 2025



Schneck und Schnecke 


( Kindergedicht )


 – Unter einer Brombeerhecke

wohnt der Schneck mit seiner Schnecke,

wohnen nicht im gleichen Haus,

gucken aus zwei Häusern raus,


kriechen in die Morgenluft,

angelockt vom Brombeerduft,

da der Schneck, so schnell er kann,

Schnecke dort, bleibt an ihm dran,


kriechen beide schneckenschnell,

Sonne macht die Hecke hell.

Tag vergeht. Dann kommt die Nacht,

ganz aus Brombeerduft gemacht,


Duft kommt näher in der Hecke,

Schnecke schafft die Kletterstrecke

vor dem Schneck, klebt zwischen Blättern,

Schneck hat noch‘n Stück zu klettern.



– Peter Welk –



Januar 06, 2025



Rätsel-Gedicht für Hanna

( Kindergedicht )


 – hören >>


Eine uralte Frau steht am End’ einer Straße,

die in nachtschwarze Dunkelheit führt,

die Frau hat ihr Haar mit Zahlen verschnürt,

ihre Nase ist lang, ihre Augen sind groß,

aus den Ohren wächst uraltes Moos.


Und ein Kind ohne Nase mit knopfkleinen Augen

steht hüpfend auf nur einem Bein

am Anfang der Straße und gelb sind im Schein

des Mondes drei Haare, mehr hat es noch nicht,

die weht ihm der Wind ins Gesicht.


Der flüsternde Nachtwind, er flüstert: «Hallooo,

alte Frau, sag, du weißt, wer da hüpft? 

Ist gerade erst in die Stadt geschlüpft!»

«Ja, ich weiß es, ja, ich sehs an der klitze-

kleinaufblitzenden Stubsnasenspitze!»


Die Frau dreht sich weg, murmelt «Ach…» und ist fort.

Das Kind fragt den Wind: «He, wer war sie?»

«Tjaaa, wer? Denk nach, sonst erfährst du es nie!»

Und noch einmal hört man das Wort:

«Ach, lang war ich hier, bin für immer gegangen,

hat was Neues auf einem Bein angefangen!»


Das Kind ruft ihr nach: «Alte Frau, guck doch hin,

auf zwei Beinen jetzt! Guck, wie groß ich schon bin!»


Und du, Hanna, weißt du‘s? Wer ist da gegangen,

und was hat vor fünf Tagen neu angefangen?



 – Peter Welk –



Dezember 15, 2024



Der erkältete Omnibus 


( Kindergedicht )

 – Ein Omnibus ist müde
und stellt sich vor ein Haus,
er schiebt die Türen leise zu
und löscht die Lampen aus.

Er ist schon eingeschlafen,
ein Schild sagt gute Nacht,
da hat im Haus der kleine Klaus
ein Fenster aufgemacht.

Er schüttet kaltes Wasser
dem Omnibus aufs Dach,
der Omnibus kriegt einen Schreck,
und davon wird er wach.

Der kleine Klaus am Fenster
gießt Wasser immer mehr,
der Omnibus erkältet sich,
das Fieber plagt ihn sehr.

Der kleine Klaus holt Tücher
und geht zum Omnibus
und reibt ihn ab und drückt ihm auf
die Scheibe einen Kuss.
    
«Jetzt darf ich dich behalten,
du bist gesund gemacht!»
Und hopplahopp, der kleine Klaus
steigt ein und hupt und lacht.

Der Omnibus soll fahren,
und müde ist er doch,
er fährt – und plötzlich fährt er quer,
hängt fest in einem Loch.

Der kleine Klaus muss laufen,
die Augen gehn ihm zu,
er kommt nach Haus zurück und fällt
ins Bett mit Hemd und Schuh.


– Peter Welk –


Oktober 23, 2024

 

Drei Mücken im Gulasch

(Kindergedicht)



– Es schwirren drei Mücken durchs offene Fenster,
drei schwarzdicke summende Mückengespenster,
die fliegen durch‘s Zimmer und woll‘n in die Küche,
von dort kommen kirschsüße Tortengerüche.

Die Torte, da steht sie! Die Mücken, sie summseln,
rundumseln die Torte, und alle drei brummseln
im Sturzflug und mitten hinein in die Torte,
was soll man da sagen, ja, hat man da Worte,

drei Mücken, die haben die Landung geschafft
und schwimmen und zappeln im Kirschtortensaft,
so ist es passiert, es ist nicht gelogen,
und tortensatt sind sie dann weitergeflogen,

es roch aus der Küche nach Gulasch, die Mücken,
nach Kirschtorte wollten sie Gulasch verdrücken,
so flogen sie rüber zum Gulaschtopf
und stürzten ins Gulasch, Hals über Kopf.

Man sah sie im Gulaschtopf untergehen,
kein Mensch hat sie jemals wieder gesehen.


– Peter Welk –