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Juni 07, 2025

 


Überfordert



Während andere am Morgen

für drei kleine Kinder sorgen

und dann sieben Runden joggen,

suche ich zwei gleiche Socken.



– Stefan Pölt –



Juni 02, 2025

 


Schicksalhafte Fügung



 – Vor ein paar Milliarden Jahren,

als wir alle jünger waren,

schlief in einer sternenklaren

Nacht ein Lurch.

 

Keiner ahnte – in der Szene

zogen in ihm ein paar Gene

ihre Umgestaltungspläne

knallhart durch.

 

Immer nur in Schlamm und Gräben,

das war nichts, es musste eben

noch ein bessres Leben geben

als ein solches.

 

So sind wir, in Teilaspekten,

nur die Folge von versteckten,

urzeitlichen Gendefekten

eines Molches.



 – Stefan Pölt –



Mai 20, 2025

 


Höllig verfunzt 



 – Welch Hink hat diesen Most verfasst? 

Ein Text, der voller Strehler fotzt, 

in dem kein Ort zum wandern passt, 

dem Geist im Truff wohl abgesotzt. 


Wer schrieb nur dieses Patschquamphlet 

im Spiele eines Stottgedichts? 

Komplett verdrechselt und verweht – 

hier stimmt ja hirn und vonten nichts! 



 – Stefan Pölt – 



April 21, 2025



 Alles nur 

Einbildung



 – ich bilde mir ein

du bildest dir ein

er bildet sich ein

sie bildet sich ein

es bildet sich ein

Gedicht



 – Stefan Pölt –



April 09, 2025



Schnappschuss



 – Vor dem Küstenstrich Mallorcas

herrschte Panik, als zwei Orcas

sich den Badegästen zeigten.

Meeresforscher aber neigten

 

bei dem Anblick mehr zu Thesen

von der Sanftmut dieser Wesen.

Zum Beweis mit Foto ließen

sie sich tauchend zu den Riesen

 

auf den Meeresgrund hinunter.

Freundlich winkend, froh und munter

wurden Ozeanologen

in den Schlund hineingezogen.



 – Stefan Pölt –



März 14, 2025



Zum Abschied 



– Sie beugte sich am Bahnsteig vor 

Und flüsterte ihm was ins Ohr; 

Kein Liebesgruß, sie hauchte nur: 

«Denk morgen an die Müllabfuhr!» 



– Stefan Pölt –



März 06, 2025





 Mut zur Lücke 



– Es sind so viele Wissenslücken, 

Mehr Löcher als solider Grund, 

Nur Bruch in kleinen Einzelstücken 

Und ab und zu ein Zufallsfund. 


Ich kenne weder Ibsens Dramen, 

Noch den Geburtsort von Monet 

Und auch die vierzehn, fünfzehn Namen 

Der Jünger Jesu sind passé. 


Mir sagen Nibelungenstrophen 

So wenig wie Excalibur, 

Auch passe ich bei Philosophen, 

Mal abgesehn von Dieter Nuhr. 


Selbst Daten kann ich mir nicht merken, 

Nicht mal die Gründung der Türkei, 

Von Schillers oder Goethes Werken 

Ist mir nur eins präsent: Der Schrei. 


So bleibe ich wohl wissenslücklich 

Und lebe dennoch voll Genuss, 

Bin ungebildet, aber glücklich, 

Dass man nicht alles wissen muss. 



– Stefan Pölt –



Februar 22, 2025



 Wandlungsfähig



 – Wer als Politiker begann,
entwickelt sich oft im Verlauf:
Erst fängt er vielversprechend an
und hört dann viel versprechend auf.



 – Stefan Pölt –



Februar 10, 2025

 


Erfolgsrezept



 – Es ist sehr hilfreich zu verstehen,

besonders nach verbalem Streit,

das Glück erfolggekrönter Ehen

beruht nur auf Vergesslichkeit.



 – Stefan Pölt –



Januar 25, 2025

 


Gebrauchsanleitung



du erst lesen alle worten

fangen an bei eins und dorten

folgen zeilen zwei gewesen

lachen dann du weiterlesen

 

hinter versen drei und vieren

stutzen erst mal dann kapieren

kichern zeilen fünft und sexten

speichern unter lieblingstexten



 – Stefan Pölt –



Januar 19, 2025

 


Fabelhaft geschlafen



 – Beim Genuss des Biergebräus

konnte er sich nicht enthalten

und so träumte Vater Zeus

bald von seltsamsten Gestalten.

 

Vom Zyklopen, der sich preist:

»Räumlich sehe ich recht wenig,

aber, wie es so schön heißt,

unter Blinden bin ich König!«

 

Auch vom Vogel, der verbrennt

und wie Phoenix aus der Asche

neu ersteigt, was Jesus kennt:

Wiederauferstehungsmasche.

 

Und von Pegasos, dem Ross,

das geflügelt wie die Worte

mancher Dichter gleich im Tross

aufwärts strebt zur Himmelspforte.

 

Vater Zeus schlief tief, obgleich

Ungeheuer Feuer sprühten

und aus seinem Schlummerreich

ihn zu wecken sich bemythen.



 – Stefan Pölt –






Januar 16, 2025

 


Halbwertszeit



 – Im Urlaub fuhr Familie P.

nach Norden mit dem Pkw

und lebte dann in Dänemark

am See im Holzhaus recht autark.

 

Sie aßen täglich gut und frisch

aus eignem Fang gegrillten Fisch

und außer Störungen durch Mücken

schien die Erholung gut zu glücken.

 

Am Urlaubsende nach drei Wochen

sind sie zur Heimfahrt aufgebrochen

und endlich nach sehr vielen Staus

erreichen sie das eigne Haus.

 

Es schmerzt nach langer Fahrt der Nacken,

doch gilt es, Koffer auszupacken

und jede Menge Tragetaschen

verschmutzter Wäsche wegzuwaschen.

 

«Oh Gott!», ein spitzer Schrei der Mutter.

Die Blumen sind jetzt Trockenfutter,

dafür ist das Parkett gegossen –

ein Fenster war nicht gut verschlossen.

 

Beim Abarbeiten ihrer Post

bekommen sie fast Schüttelfrost.

Nur Rechnungen sind in den Briefen

und die Erhöhung von Tarifen.

 

Sie fühlen sich sofort gestresst,

ein Mäusenest besorgt den Rest.

Im Nacken immer noch ganz steif

sind sie schon wieder urlaubsreif.



 – Stefan Pölt –