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 Die heiligen vier Könige



 – Drei Weise aus dem Morgenland,
sprich Osten, kamen angerannt,
durch Wüste, Trockenheit und Dürre,
sie brachten Weihrauch, Gold und Myrrhe.

 

Der Caspar und der Melchior

erreichten Bethlehem noch vor

dem Balthasar, der hatte Blasen

und konnte deshalb nicht so rasen.

 

Ein vierter wollt nicht huldigen

und ließ sich drum entschuldigen,

doch fehlte den drei Königen

der Wille zu beschönigen.

 

Sie beichteten im hellen Schein,

es fehle noch der Edelstein

von Phlegmar, denn so hieß der vierte

in Quellen nicht so oft zitierte.



 – Stefan Pölt –



 Drei komische Heilige



 – Vor einiger Zeit in 'ner fürchterlich kalten

Dezembernacht eilen drei finstre Gestalten

durchs Land, denn sie müssen bei eisigen Winden

noch schnell einen schützenden Unterschlupf finden.

 

Der erste, ein Goldiger, zeigt in die Ferne,

dem Weingeist nicht abgeneigt sieht er schon Sterne.

Der zweite, mit ihm in die Wolle geraten,

beweihräuchert sich an den eigenen Taten.

 

Der Dritte im Bunde, ein mürrischer Alter,

zitiert ständig irgend 'nen Vers aus dem Psalter.

So stapfen sie schimpfend, das Blut schwer in Wallung,

und finden im Schneetreiben endlich 'ne Stallung.

 

Sie öffnen das Tor, doch da steht schon Gesindel

im Stroh um ein winziges Kindl mit Windel.

Laut fluchen die drei, von dem Anblick vergrätzt:

»O Jessas, Maria und Josef! – Besetzt!«



 – Stefan Pölt –



 


Nafets 



 – König Nafets aus Ägypten, 

um genau zu sein Gizeh, 

suchte lange nach Gelübden 

seiner Vorfahrn an Gott Re. 


Er und seine Suchtrupps fanden 

schließlich Schriften nah der Sphinx. 

Nafets hat sie nicht verstanden, 

denn er las von rechts nach links. 


nehpylgoreiH eid re ßeil murD .

nefürp netrhelegtfirhcS ned nov 



 – Stefan Pölt –



 


Erfolglos


 

 – Ihren Traummann sucht Sieglinde
schon seit einer Ewigkeit:
«Zeit, dass ich ihn endlich finde.
Ach, wie gern wär ich zu zweit!
 

Alle Männer haben Macken,
keiner passt perfekt zu mir,
könnte man sich einen backen,
wär die Küche mein Revier.»
 

Bis die Freundinnen sie necken:
«Hast zum Trauern keinen Grund,
Prinzen gibt's an allen Ecken –
leider ist die Erde rund.»


 – Stefan Pölt –



 


Wiegenlied



 – Schlaf ein, schlaf ein, 

mein Sonnenschein, 

was soll denn das Gebrülle? 

Schlaf ein, mein Schatz, 

schlaf ein ratzfatz, 

dann wäre hier Idylle. 


Schlaf ein, mein Kind, 

schlaf ein geschwind,
ich kann dich kaum mehr tragen. 
Jetzt schlaf schon ein,
hör auf zu schrein,
was solln die Nachbarn sagen!? 

Sie endlich still,
dein Vater will
nur schlafen – hab Erbarmen! 
Und plötzlich tust
du lieb und ruhst
ganz sanft in Morpheus Armen. 

Als wenn nichts wär,
kein Kreischen mehr,
du schläfst so tief und friedlich. 
Wenn sie nicht schrein, sind Kinderlein
im Grunde ja ganz niedlich. 

Ach, diese Ruh!
Ich deck dich zu
und lege mich daneben. 
Wach bloß nicht auf, 

den Tag darauf
würd ich sonst nicht erleben. 



 – Stefan Pölt –



 


Im Krankenhaus



 – Krankenhäusern, grad von innen,

kann ich gar nichts abgewinnen,

doch bei mancher Art von Leiden

lässt es sich nicht mehr vermeiden

und ich werd im Krankenwagen

hinkutschiert und reingetragen.

 

Am Empfang sitzt eine Dame:

»Krankenkasse, Anschrift, Name.«

Als sie mitkriegt »pflichtversichert«,

hat sie lauthals losgekichert:

»Tja, in diesem Falle hätten

sie im Flur noch freie Betten.«

 

Heute kommt noch die Visite

und die ganze Arzt-Elite

wuselt aufgeregt und stumm

um den Herrn Professor rum.

»Na, dann wollen wir mal sehen…«,

sagt er im Vorübergehen.

 

»Und, wie geht es uns denn heute?«

Der hat Nerven, liebe Leute!

Mir geht's schlecht, doch ihm geht's klasse,

denn es klingelt seine Kasse

jeden Tag, den ich in Pflege

hier das Krankenbett belege.

 

Grad als mich die Wut so packte,

nimmt er meine Krankenakte,

murmelt was von »Herzbeschwerden«

und zu mir: »Das wird schon werden!

Übrigens, mein Honorar

nehm‘ ich gerne auch in bar.«

 

Während er noch weiter scherzte,

himmeln ihn die Nachwuchsärzte

an und ohne Abschiedswort

sind sie plötzlich alle fort.

Das war jetzt zu viel des Guten,

das ist mir nicht zuzumuten!

 

Hastig pack ich meine Sachen,

um mich aus dem Staub zu machen,

denn ein jedes Krankenhaus

sieht von außen schöner aus

und nur hier trägt man mit Fassung

seine eigene Entlassung!



 – Stefan Pölt –





 Ruhe in Frieden 



† † † † † † 

 – Hier liegt Computeringenieur 

Andreas Tschipp samt Zubehör, 

Nachdem er vor der Tastatur 

In seinen Ruhemodus fuhr. 


† † † † † †

Hier ruht Naturfreund Art R. Kant, 

Der letztens viele Pilze fand, 

Und neben ihm, ins Leichentuch 

Gewickelt, liegt auch sein Besuch. 


† † † † † †

Hier liegt die Putzfrau Rita Rei, 

Sie gab den Stein für Werbung frei. 

Auch Zewa kaufte einen Fleck, 

Dort steht gut lesbar: Wisch und weg! 


† † † † † †

Hier ruht der Plastineur von Hagens 

Ganz unversehrt trotz Würmernagens. 

«Ich lasse», hört man Gunther lachen, 

«mir meinen Tod nicht madig machen!» 


† † † † † †

Hier liegt der Herzog Werner Werzich 

In seiner Truhe und beschwert sich, 

Dass für den Akt der letzten Ehre 

Der Service unterirdisch wäre. 



 – Stefan Pölt –