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An der frischen Luft



Wenn Schnecken über Finger wabbeln
und ekelige Dinger krabbeln,
wenn Dornen piken, Rosen kratzen
und Knöpfe von den Hosen platzen,

wenn Spaten knirschen, Scheren schnappen,
Gestalten durch die Beeren tappen
und an den Blumentöpfen rütteln,
dass Nachbarn nur die Köpfe schütteln,

wenn Rechenstiele unvermutet
zu Beulen führen, dass es blutet,
und Maulwurfshügel, platt gehauen,
sich immer wieder neu aufbauen,

wenn ich das kaum erwarten mag,
ist endlich wieder Gartentag!



– Stefan Pölt –





Beziehungsgeflecht 



– Verwandtschaftsbeziehungen sind mir ein Graus, 

ich kenn mich bei so einem Wirrwarr nicht aus. 

Ob Großtante oder Cousin zweiten Grads – 

mein Stammbaum ist Teil eines Nudelsalats. 


Und habe ich wieder mal völlig verdreht,
in welcher Beziehung ein Mensch zu mir steht, 
versichert die Frau (hält mir tröstend die Hand), 

ich sei auch mit unseren Kindern verwandt. 



 – Stefan Pölt –


 

 



Verdacht



Meine Stiefcousine Christel

trieb sich lange Zeit in Bristol

auf den Straßen rum – ich denk, sie

ist der ominöse Banksy.


 – Stefan Pölt –



 


Die Tränen 

des Laurentius



– Gestern Nacht und in den frühen

Morgenstunden brachten sie den

dunklen Himmel zum Erglühen –

ja, ich mein‘ die Perseiden.

 

Stundenlang zum Himmel starren,

warten auf die Leuchtspurtruppe,

ist was für sensible Narren –

mir sind Wunsch und Sterne schnuppe.



– Stefan Pölt –




 Ruhe in Frieden 



† † † † † † 

 – Hier liegt Computeringenieur 

Andreas Tschipp samt Zubehör, 

Nachdem er vor der Tastatur 

In seinen Ruhemodus fuhr. 


† † † † † †

Hier ruht Naturfreund Art R. Kant, 

Der letztens viele Pilze fand, 

Und neben ihm, ins Leichentuch 

Gewickelt, liegt auch sein Besuch. 


† † † † † †

Hier liegt die Putzfrau Rita Rei, 

Sie gab den Stein für Werbung frei. 

Auch Zewa kaufte einen Fleck, 

Dort steht gut lesbar: Wisch und weg! 


† † † † † †

Hier ruht der Plastineur von Hagens 

Ganz unversehrt trotz Würmernagens. 

«Ich lasse», hört man Gunther lachen, 

«mir meinen Tod nicht madig machen!» 


† † † † † †

Hier liegt der Herzog Werner Werzich 

In seiner Truhe und beschwert sich, 

Dass für den Akt der letzten Ehre 

Der Service unterirdisch wäre. 



 – Stefan Pölt –



 


Gegenüber 



 – Die Frau im Penthouse vis-à-vis 

mit Fenstern ohne Jalousie, 

die immer so verpennt aussieht, 

wenn sie die Betten neu bezieht, 


schlief heute wieder mal bis zehn. 

Die sollte früher schlafen gehn, 

dann käm sie morgens eher raus 

und auch mal öfter aus dem Haus. 


Jetzt liest sie auf der Couch ein Buch, 

am Abend kriegt sie meist Besuch 

und immer von nem andren Mann – 

ich seh mir das schon länger an. 


Nach außen dringt dann rotes Licht, 

woher das kommt, erkenn ich nicht, 

die Innenwände sind zu dick 

und hindern mich am freien Blick. 


Ich nehme später noch gewahr, 

wie sie geduscht mit nassem Haar, 

nur in ein Handtuch eingehüllt, 

sich noch ein Gläschen Wein einfüllt. 


Dann nimmt sie, wie fast jeden Tag, 

das Liegesofa in Beschlag.
Wie kann man nur so häufig ruhn – 
hat die nichts Besseres zu tun!? 



– Stefan Pölt – 





So jedenfalls nicht!



– Ich möchte nicht erschlagen werden,

auch nicht erdrosselt, -dolcht und -stickt,

nicht überrollt von Büffelherden

und nicht zerbombt im Grenzkonflikt.


Kein Unfall soll mein Leben kürzen,

kein Attentat und auch kein Mord,

Ich möchte nicht vom Felsen stürzen,

von Brücken oder über Bord.


Auf keinen Fall will ich verbrennen,

an Krankheit sterben oder Gift,

im Kugelhagel wie John Lennon,

durch Sturz aus einem Sessellift.


Auch lehn ich Tod durch Altersschwäche

genauso ab wie Suizid,

und dass ich mir das Rückgrat breche,

weil sich ein Flusspferd auf mich kniet.


Der Sensenmann hört meine Klage

und sinnt: An Todesarten käm

dann aber gar nichts mehr in Frage …

Na und, Gevatter? Dein Problem!



– Stefan Pölt –



 


So der Plan 



Was werde ich nicht alles machen, 

Wenn ich erst mal gestorben bin! 

Mir kommen da schon tausend Sachen, 

Die noch zu tun sind, in den Sinn. 


Der Tod entbindet mich von Pflichten, 

Dann hab ich endlich Zeit am Stück 

Zum Lesen, Faulenzen und Dichten – 

Ruft mich die Pflicht, ruf ich zurück: 


Ich bin für keinen zu erreichen 

Und mache nur noch, was ich will! 

Das ist der Vorteil von uns Leichen – 

Für uns stehn alle Uhren still. 



– Stefan Pölt –



 


Die Schöhnheit der Spraache 



– Mann hatt es nicht leicht als ein Rechtschreibeksperte 

denn viele versteen nichts von Ortograafie 

dabei hat die Spraache doch geistige Werte
und die zu bewaaren ist wichtig, wie nie. 


Was musste ich nicht schon an Text korrigieren 

in Büchern, und Zeitung mein Rotstiftbedarf 

ist exorbitant doch ich darf nicht pausieren 

«Was fallsch ist bleibt fallsch!» krittisiere ich scharf. 


Auch Interpunkzjon ist ein Anlass zur Klage 

weil keiner mehr, weis wo man Kommata setzt. 

Die Bildungsbanausen sind nicht in der Lage 

genau zu kapiern was die Regeln verletzt. 


Ich schreibe zurzeit ein Programm zur Erkennung 

von Rechtschreibefeelern das achtet als Tei- 

laspekt bei den Wörtern auf richtige Trennung 

und dann ist ballt Schluss mit der Fallschschreiberei! 



– Stefan Pölt –





Zum Abschied 



– Sie beugte sich am Bahnsteig vor 

Und flüsterte ihm was ins Ohr; 

Kein Liebesgruß, sie hauchte nur: 

«Denk morgen an die Müllabfuhr!» 



– Stefan Pölt –