Zum Wohle!
– Tuck, tuck! Was klopft denn da so froh,
als wollt mir wer was sagen?
Seit Tagen tönt das schon –
Oho!
Der Ton kommt aus dem Vertiko –
wird Zeit für ein paar Fragen:
Hallo, der du dort drinnen sitzt,
willst du dich nicht mal zeigen?
Ich sage es mal überspitzt:
Du machst dir was zu eigen,
was eigentlich nur mir gehört
und klopfst hier wie ein Specht –
glaubst du, das sei mir recht?
Was sagtest du?
Ach, nee, wie dreist!
Du meinst, du seist ein Flaschengeist,
vom Stamm der Mirabelle –
ich sei nicht helle, wie du meinst,
weshalb du mit Tuck-Tuck «erscheinst»?
Du weißt aus sichrer Quelle,
mein Oberstübchen sei so leer,
du willst nur Geist mir leihen?
Verdammt nochmal, so gib schon her –
man möge mir verzeihen!
– niemand –
Bitte alle mal herhören
– Dem Förster trieft das Schmalz aus beiden Ohren,
Gibt’s nun schon seit fast Ende letzten Jahres
Kein Schöller Eis mehr, nur Cornetto Nuss.
Nach Auskunft eines Delmenhorster Paares
Klemmt wieder mal der Rucksackreißverschluss.
Ein Faschingskrapfen leckt, und währenddessen
Ist Stromausfall in Ungarns Parlament,
Ach ja, und um ein Haar hätt ich’s vergessen:
Der Blutdruckreferenzwert wird gesenkt.
– Rudolf Anton Fichtl –
Die deutschsprachige Lyrik übt sich seit 1945 in strenger Askese. Sie verzichtet nicht nur auf den Endreim, darüber hinaus entsagt sie dem Rhythmus, jeglichem Versmaß und hat schließlich auch Großbuchstaben und Satzzeichen im Wesentlichen eliminiert.
Wie unschwer zu erkennen, ist mein untenstehendes lyrisches Machwerk den formalen Anforderungen an ein hochkarätiges zeitgenössisches Gedicht spielend gewachsen.
Dennoch habe ich mich aus wirtschaftlichen Erwägungen entschlossen, wenngleich mir dies den Vorwurf künstlerischer Rückwärtsgewandtheit einbringen dürfte, meine Mitmenschen ausschließlich mit poetischer Kost in Reimform und Versmaß zu beglücken.
Da zudem auch nur der geringste Hauch von Betroffenheitslyrik halbwegs erquicklichen Verkaufszahlen massiv im Wege stehen dürfte, habe ich mich inhaltlich der Satire, der Groteske, dem Nonsens – kurzum dem komischen Gedicht verschrieben.
– Rudolf Anton Fichtl –
seerosenblätterdeklinationen
trübe rahmige spinatbrühe / bodensicht
ung ist / grün ist grün / ist
bodenseh sicht wie / blattspinat