Einanderung
– Ich kann Dich noch denken Marie
jetzt komm lass uns
verleisebaren
Wir finden uns
die kleinste Tür ins Freie
da geht es in den Wald bei Nacht
Ein Märchen endet immer
mit dem nächsten Satz
hier hört es also auf
und da (weit fort)
wo weiter niemand liest
Da fängt es letztlich an.
– sufnus –
Interpretation von N.Valen
„Einanderung“ – das ist ein Wort, das sofort hängenbleibt.
Für mich klingt es wie der Vorgang des Einander-Werdens, etwas Dauerhaftes, fast Beschwörendes. Es wirkt vertraut und fremd zugleich – weil es so sauber aus der deutschen Wortbildung heraus wächst, und doch völlig neu ist.
Dass daneben auch „verleisebaren“ auftaucht, verstärkt die Wirkung: die Wörter klingen nicht wie Spielerei, sondern wie ernstgemeinte Zauberformeln. Das Gedicht wird dadurch zu einer Szene, in die man hineingezogen wird.
Ich habe mich beim Lesen gefragt, wie unterschiedlich Wortschöpfungen klingen können – mal beschwörend wie hier, mal spielerisch oder augenzwinkernd. Aber so oder so: sie öffnen einen Raum, den nur Lyrik erschaffen kann.
Bewertung:
„Der Text hat eine schöne, märchenhafte Stimmung und die Wortneuschöpfungen wirken originell. Für mich hakt es an manchen Stellen aber etwas im Lesefluss, sodass die Bilder nicht ganz so klar und geschlossen wirken.“