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August 23, 2025



Einanderung



 – Ich kann Dich noch denken Marie

jetzt komm lass uns

verleisebaren


Wir finden uns

die kleinste Tür ins Freie

da geht es in den Wald bei Nacht


Ein Märchen endet immer

mit dem nächsten Satz

hier hört es also auf

und da (weit fort)

wo weiter niemand liest


Da fängt es letztlich an.



– sufnus –





Interpretation von N.Valen


„Einanderung“ – das ist ein Wort, das sofort hängenbleibt.

Für mich klingt es wie der Vorgang des Einander-Werdens, etwas Dauerhaftes, fast Beschwörendes. Es wirkt vertraut und fremd zugleich – weil es so sauber aus der deutschen Wortbildung heraus wächst, und doch völlig neu ist.


Dass daneben auch „verleisebaren“ auftaucht, verstärkt die Wirkung: die Wörter klingen nicht wie Spielerei, sondern wie ernstgemeinte Zauberformeln. Das Gedicht wird dadurch zu einer Szene, in die man hineingezogen wird.


Ich habe mich beim Lesen gefragt, wie unterschiedlich Wortschöpfungen klingen können – mal beschwörend wie hier, mal spielerisch oder augenzwinkernd. Aber so oder so: sie öffnen einen Raum, den nur Lyrik erschaffen kann.


Bewertung:

„Der Text hat eine schöne, märchenhafte Stimmung und die Wortneuschöpfungen wirken originell. Für mich hakt es an manchen Stellen aber etwas im Lesefluss, sodass die Bilder nicht ganz so klar und geschlossen wirken.“

Juli 31, 2025



Bitte hier austragen



 – In der Urzeit kroch der Mensch

feucht aus einem Loch

und im Märchen kann man lesen:

Er lebt heute noch,


wenn er nicht gestorben ist –

woll'mer mal nicht hoffen,

denn, gesetzt dies wär der Fall,

blieben Fragen offen.


Etwa diese: Lohnt das Leben

sich fürs Glücklichsein?

Und um eine Antwortsuche

scherte sich kein Schwein,


stünden wir nicht grade hier,

prasseldumm und nackt,

die mit bodenlosen Herzen,

seelisch unverpackt


nachgeburtlich als Retoure

(heißt: Es gab Beschwerden!)

von dem großen Weltkurier

ausgetragen werden.



– sufnus –



👉  Eine Interpretation von N.Valen:


Ein Gedicht wie ein schnoddriger Schlag in die Rippen –

wir kriechen also feucht aus dem Loch der Urzeit und werden heute,

nach all den Jahrmillionen, wieder als Retoure zurückgeschickt?

Das ist schwarzer Humor mit Paketaufkleber.


Der Witz sitzt, weil die Verse so unschuldig marschieren:

glatte Reime, kein Stolpern – und dann knallt die Vorstellung:

Wir stehen da, „prasseldumm und nackt“, von der Existenz zurückgewiesen,

weil offenbar jemand „Beschwerden“ hatte.

(Wer? Das Universum? Oder nur wir selbst?)


Es ist bissig und absurd zugleich – ein Lächeln mit Nachgeschmack.

Für mich genau das, was ein Gedicht darf:

kurz lachen lassen und dann diese eine kleine Stachelfrage in den Kopf setzen.

– N.Valen – 

Juli 18, 2025

 


Müller auf Reisen



 – Müller fährt mit seinem Selbst

immer auf der größten Straße,

und sein Selbstgefährt besitzt

dabei fahrbahnbreite Maße.


So begleitet seine Spur

manches Fluchwort, «Fort mit Schaden!»,

«Schwachkopf!», «Dödel!», Müller folgt

trotzdem stur den Aneckpfaden.


Doch ist Müllers Reisenorm

auch ein Spiel mit Karmalaunen:

Kommt ein «Bitte-wenden-Schild»,

sieht man Müller stehn und staunen.



 – sufnus –



Juli 11, 2025

 


Weltempfang



 – Eine kleine Kugelwelt:

Aus der Hoffnungsakribie

fluchtentschwunden, neu bestellt,

haltbar wie die Fantasie.


Engelslächeln, Zeitasyl,

nieder mit der Permanenz!

Leichthinsleichtsinn, Ziellosspiel,

Larifarikonsequenz.


Jedes Herzgesuch beweist

sich durchs Wiederlegbarsein

und in seinem Fortgangsgeist

feiert sich der schöne Schein.


Eine kleine Kugelwelt,

eng begrenzter Endlosball,

in das Nichts gekrümmtes Zelt:

Schöpfungskind - ein freier Fall.



 – sufnus –



Juli 07, 2025



Kätselmus



 – Sonnenvorhofgeflimmer

ein Einknickmoment

Kopfüberparcours


Deine Fingerbeere zeichnet

in blickdichten Credogärten Méline

ein züngelndes Herzchen


dass jener der mitliest

verstandesumstandserleichtert

uuh hmmmm


Kätselmus


ist doch unmöglich … nicht wahr …

soo ein weicher Vokal …



 – sufnus –



Juni 15, 2025

 


S-Lyrik



I.


Der Juni ist präzise

er führt das Sommerbuch

mit Akribie


Mein letzter Eintrag handelte von kühlen Nächten

und ich gestehe meine Schönschrift war dabei

etwas nachlässig und wie ich fürchte

metrisch ungenau


Im Stillen träume ich vom Tau



II.


Komm kleiner Fuchs

bring mich nach Haus

den Wolken ging der Regen aus


Und schlägt der Wind

dem Leichtsinn noch

das Wetter um

dann find ich uns ein Nesselblatt


Ich warte am Aglaiahang

komm kleiner Fuchs

wir wollen heim



III.


Ab hier fehlt der Gesang

der Grazien steht im Hesiod

der Sommer ist bekanntlich stumm


Ich hab mir sagen lassen dass

im Baggersee seit Jahren

niemand mehr ertrunken ist



IV.


Jetzt heißt es warten

die Welt ist rund

ich hasse Rilke

ab morgen wird

der Wetterdienst sich äußern



 – sufnus –