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 Engel finden 

leicht gemacht



 – Ach heile, heile, heilich:

Der Himmel schließt, beeil dich!


Trenn dich vom Daseinsmoder

per Schrotschuss, Starkstrom oder


tu dir halt Gift ins Essen,

sonst kannst du es vergessen,


auf einer Wolke 7

ein Engelchen zu lieben.


Willst du im Himmelswallen,

dir eine Schnalle krallen,


muss du zu Taten finden:

Im Po Granaten zünden,


dich einfach fallen lassen

von Hochhausdachterassen,


auch mit Piranhas baden

bringt dir genügend Schaden.


Am besten aber wär es

du wählst was, was nicht schwer ist:


Der Freund von meiner Nichte

schreibt liebend gern Gedichte –


drei Proben dieser Kacke:

Schon schmilzt dein Hirn zu Schlacke.



 – sufnus –



 


Gespräch mit dem Stein



Ich klopfe an die Tür des Steins.

«Ich bin's, mach auf.» (W. Szymborska)



Die Haltbarkeit klebt außen an den Dingen

als Zweck und Wert am Weltenmobiliar,

will auch der Sinnsuchgeist ins Tiefe dringen,

das Schöne zeigt sich oberflächlich wahr.


Und bohrt sich einer durch die Daseinsrinde

und hofft im Untergrund auf reichen Lohn

(die Kindernarretei vom Such-und-finde):

Er stößt auf Dreck und ein Das-gibt-es-schon.


Wir Außenseiter ohne Innenleben!

Wir steh‘n mit mehr als einem Bein im Sein,

zwar möchten wir zum Kern der Dinge streben,

doch graben uns nur in uns selber ein.



 – sufnus –



 


Aktentasche im Regen



– An der Bushaltestelle steht ein Mann.

Heute regnet es.

Der Mann trägt eine Aktentasche.

In der Aktentasche ist es trocken und warm.

Der Bus hat Verspätung.

Der Regen wird immer stärker.

Der Mann ist auf dem Heimweg von der Arbeit.

In der Aktentasche sind wichtige Dokumente

und ein Teddybär.

Der Teddybär heißt Willi.

Er ist schon 42 Jahre alt.



– sufnus –


 


Bing!



– Entschuldigung mein liebster Herz-

gedanke kann es sein

dass Ihnen eben dieser Kuss

entfallen ist?


Er ist von Ah bis Oh

so seifenblasenschön

ein Leichtsinnsschaum er schwimmt

sogar in Milch ich schwörs


Auf seiner feuchten Wiese können

auch Schnurrbartträger barfuß laufen

sein Spiegelbild um Mitternacht

ist vogelgrün er stellt die Uhren auf

noch mal noch mal und


Machen wir die Augen zu

dann schließen sich die Aufzugstüren

mit einem leisen: Bing!

(das Erdgeschoss kann warten Babe

wir fahren nochmal in den zwölften Stock)



– sufnus –



 


Versuch über die Angst



Die Alten stellten sich

die Angst feinstofflich vor

Georges Ungar quälte Ratten

in dunklen Labyrinthen

mit Strom


Ihre pürierten Gehirne

injizierte er Mäusen um diese

das Fürchten zu lehren

wie ich gestern

vor dem Einschlafen las



– sufnus –



 


Versteckspiel 



– Das leere Notenblatt einer Amsel
an der Stelle wo früher ein Kirschbaum stand 

längst verstummt auch 

das Hüpflied der Heuschrecke 


zwei Handbreit tief im Garten vergraben 

der Name der Nachbarskatze 


aber ich stehe noch immer 

mit dem Gesicht zur Wand und 


hinter mir da gilt es nicht 



– sufnus –





Die Rückkehr der Mumie



– Mumithepes, den Ägypter

hält es nicht mehr in der Krypta,

die er in den Hyksoskriegen

konserviert hinabgestiegen,

fluchbedingt (Schockschwerenot!)

nach der Priesterschaft Gebot,

denn zur Zeit der Pestilenz

wurd der freche Wüstenstenz

dort zur Strafe hinverortet,

weil er Klopapier gehortet.

Doch viel tausend Jahre später

lacht der alte Übeltäter,

ist in Zellstofflagenfragen

er halt echt verdammt beschlagen;

daher leitet unser Dieb

bald bei Kleenex den Vertrieb.



– sufnus –



Dada für Tata



 – Heinz war eine Palme 

aus Niedersprockhövel

manche sagen er war

bei seiner Geburt anwesend

befand sich genau neben

seinem letzten Schrei

der klang wie Paris-Brest

ab da reimte er nur noch auf Ulm


Und entsagte der Lyrik

aber wenn er am Strand

von Schorndorf saß

ihm die Kokosnüsse

aus der Aktentasche fielen

rief er mich an flüsterte Junge

buchstabier mirs noch mal

und ich dann so *M*E*N*S*C*


Ich denke oft an ihn

manchmal vergrabe ich

den Schatten einer Palme im Garten

lasse es gut sein


– sufnus –