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Juni 15, 2025

 


S-Lyrik



I.


Der Juni ist präzise

er führt das Sommerbuch

mit Akribie


Mein letzter Eintrag handelte von kühlen Nächten

und ich gestehe meine Schönschrift war dabei

etwas nachlässig und wie ich fürchte

metrisch ungenau


Im Stillen träume ich vom Tau



II.


Komm kleiner Fuchs

bring mich nach Haus

den Wolken ging der Regen aus


Und schlägt der Wind

dem Leichtsinn noch

das Wetter um

dann find ich uns ein Nesselblatt


Ich warte am Aglaiahang

komm kleiner Fuchs

wir wollen heim



III.


Ab hier fehlt der Gesang

der Grazien steht im Hesiod

der Sommer ist bekanntlich stumm


Ich hab mir sagen lassen dass

im Baggersee seit Jahren

niemand mehr ertrunken ist



IV.


Jetzt heißt es warten

die Welt ist rund

ich hasse Rilke

ab morgen wird

der Wetterdienst sich äußern



 – sufnus –



Juni 08, 2025

 


Preislied 

auf einen Korkenzieher



 – Einen Korkenzieher will ich hier besingen,

der entkorkte täglich eine Flasche Wein.

Leichthin sah man ihn in Flaschenhälse dringen,

und - tadah! - sein Herrchen schenkte ein


und hat so sein Herz ums Traurigsein betrogen,

da es um die Menschheit steht, wies nunmal steht:

Seelenkummer? Schnell den Wein aufs Glas gezogen!

Zappzarapp, wie schnell der Schmerz vergeht.


Dieser Korkenzieher war nur Pfennigware

und hat doch die ganze, schlimme Welt besiegt.

Sorgenbrecher, Wundermittel bis zur Bahre,

weil fürs Glück ein Dauerrausch genügt.



  sufnus –



Mai 31, 2025



Strandspuren 

bei steigendem Pegel



Das Meer kommt heut in Wellen

und wellt an meinen Strand,

weshalb an manchen Stellen

bereits der Landbestand


durch diese Meervermehrung

sich sehr vermindert zeigt

und mir die Nassbescherung

bald übern Nabel steigt.


Als bleigleich schwerer Sinker

steh ich so im Begriff:

Ich geb hier den Ertrinker.

Das Ich als Narrenschiff,


durchfeuchtet, leckgeschlagen

und demnächst sowieso

von Zeh bis Kopf-&-Kragen

weit unter Nullniveau.


Es ist zum Deicherweichen!

Im Sintflutwundergrund

submerse Fragezeichen

bei Tiefsinnschwundbefund:


Ein Spiel mit dem Gewissen –

die Menetekelei

nach schäbigen Prämissen?

Nur Jux und Dollerei?


Zielt nicht das Nichtsgebuhle

hin zum Finalfanal?

Die Endzeitzeichenschule

im großen War-einmal?


Das Meer kommt heut in Wellen,

wellt an den schmalen Strand

zum jambischen Gesellen,

der dort ein Lied erfand.



– sufnus –



Mai 21, 2025


 

Naturbetrachtung



 – Eine Blume

auf der Krume

und ein Auge läuft mit Fleiß

drumherum im Kreis.


Ist das Auge angeschlossen

an die Dichtung

oder etwas in der Richtung?


Oder wird das Blumensprossen

(heißt: sein optisches Geschehen)

gar dem Schafshirn einer Laus

(die ist nur auf Nahrung aus)


froh vermeldet, und ihr Sehen

lässt die Laus zum Essen gehen,

schreiten, krabbeln, hinmigrieren:

sechsfachfüßiges Flanieren?


Antwortlos so stehen wir

leicht betroffen – doch dafür

tröstet die Epiphanie:

So geht Blümchenpoesie!



 – sufnus – 



Mai 17, 2025

 


Sternblüth



 – Sternblüth war zurück metastasiert

im lunatischen Lymphpark

das stille Kind beim Nähen

Zeremoniengewänder flüchtiger Wunder


So mancher bleibt abends ohne Befund

doch Sternblüth umfasste

mutational landscapes

großer onkologischer Schönheit


Darum saß sie da

glaubte an die Stimmen der Eltern

die längst viel freundlicher waren als früher

räumte die Fenster zur Nachbarschaft leer

verschwieg das meiste

belauschte die Amseln

begann sich zu lösen



– sufnus –



Mai 08, 2025



Da sein 

oder nicht da sein?



 – Dadamensch und Dadamaus

schauen aus dem Sein hinaus,

heißt: Sie stehn am Rand der Welt,

da, wo man hinunterfällt,

wenn man sich ins Nicht-Sein beugt

und so beispielhaft bezeugt,

dass dem Maus-und-Menschen-Spiel

nur das Da als Da-Seins-Ziel

Da-Da-haftig Seinssinn spendet,

weil man sonst als Grenz-Fall endet.



 – sufnus –



März 26, 2025



Heileheile



 – Heut wird die Villa Herz entgittert

(ist innerlich erst teilverwittert).

Wie schön, dann Seit an Seit zu fighten,

vorbei die Einsamkeitsgezeiten.


Du, mit der Hausbesetzerseele,

halb Kuckuck und halb Philomele,

ich, Typus flügellahmer Rabe,

mit meinem Nevermore-Gehabe.


So geht wohl das Zusammenreimen

beim großen Ben-zi-Bena-Leimen:

Zwei wandelwunde Wunderkunden

die kundig sich die Schrunden stunden.



– sufnus –