die länder
auf deinen fingerkuppen
– lithosphären aus zärtlichkeit,
die sich unter lichtkuppeln
der erinnerung dehnen und verweigern.
dein daumen: ein reich
aus wüstenzeichen und moosalphabeten
liebe. als hitzeflimmern
ich taste mich durch
glaziale dörfer deiner handlinien,
überquere grenzen, die
mir nachgehen wie schafe
(hier: die wärme deiner greifbewegung,
die erste form des einlassens –)
aus den fingerbeeren sickert
das salz der meere,
die einst unsere namen trugen
in ein neues azur.
im zeigefinger
eine südliche provinz,
und jeder pfad, begehbare abschiede unter schwalben.
dein mittelfinger trägt
die ruinen meiner stolzesten städte
ich wohne noch dort, als mythos,
(und doch: dein lachen, das manchmal
wie ein visum wirkt)
an deinem ringfinger
wächst eine schweigsame regierung aus licht,
deren gesetze nur im traum verlesen werden
verbrieft nicht auf papier,
sondern in der wechselwärme
zwischen hauch und haut
ein kodex aus atmung,
die nie besitz behauptet
nur duldung –
auf gläserner schwelle
und wenn dein finger zittert
kehrt ein land zurück,
im kleinen finger
ein zeltlager aus schnee,
der schneefall flüstert dort: «komm zu spät,
aber komm»
(dann: deine hand auf meiner,
der abruf aller topographien in einem tastmoment)
und so wandere ich
tagelang durch deine linien,
ohne zu wissen, wo du endest
und nenne dich welt.
– seefeldmaren –