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Oktober 08, 2025



Der Sprung über den Schatten



Der Frühling lacht gelöst und heiter.

Ich streife durchs Spazierrevier.

Als treuer Sonnenscheinbegleiter

gesellt mein Schatten sich zu mir.


Wenn herbstlich raue Winde wehen,

dann glänzt er gerne durch Absenz.

Jetzt, in der Blütezeit der Schlehen,

gelockt von Maienluft und Lenz,


erscheint die schlanke Silhouette

bei milden fünfundzwanzig Grad

und klebt an mir wie eine Klette

auf schmalem Uferulmenpfad.


In welche Richtung soll ich pirschen?

Gibt es denn gar nichts, was uns trennt?

Der Kies und meine Zähne knirschen.

Vor mir: ein Hunde-Exkrement.


Kein Häuflein, nein - ein ganzer Haufen,

changierend reh- und walnussbraun,

zu groß, um dran vorbeizulaufen:

links Dornenbusch, rechts Lattenzaun.


An Umkehr ist nun nicht zu denken.

Die Lage fordert zum Entschluss.

Schon knackt es in den Kniegelenken.

Ich will es wagen. Nein: Ich muss.


Wer wagt, gewinnt. In voller Breite

empfängt der Weg mich nach dem Sprung.

Wer winkt mir von der andern Seite,

dort hinterm Bernhardinerdung?


Mein Schattenbild, das notgedrungen

nur kurz von meiner Flanke wich.

Schon hat es sich zu mir geschwungen

und schmiegt sich neuerlich an mich.


Es fehlt nicht viel und wir verbeugen

uns höflich vor dem Publikum.

Nur leider mangeln Augenzeugen

für dieses Meisterstück. Zu dumm ...



Cornelius