November 18, 2025
August 13, 2025
Kleine Rotlichtballade
hessisch
Do muss mer mindstens Engel sei.»
– Joe Fliederstein –
März 23, 2025
(Fotografie um 1920)
Zwei Minuten noch!
– Wissen Sie, ich möcht ja richtig möchten,
Und Sie möchten, werter Herr, vermutlich auch,
Zwischen uns stehts gar nicht mal zum Schlechten,
Vor gemeinsamer Enthemmung nur ein Hauch
Hält uns noch, wie sag ichs, auf Distanz,
Zwei Minuten noch, dann könnten wir uns ganz
Sozusagen ineinander denken,
Meinetwegen fällt das Denken auch mal aus,
Und ich fang mal an, mich zu verschenken,
Und Sie nehmen sich was Passendes heraus,
Oder droht schon die Enthemmung zu erkalten,
Und ich sollte einfach nur die Klappe halten?
– Joe Fliederstein –
März 10, 2025
Wenn der Schornstein raucht
Ick bin een orjinales Schwerjewicht,
Naturbelassen, im Jeruch vaführend,
Die Sehnsucht scheuer Seelen schürend
Nach Mann. Und ick verleugne nicht
Mein loderndes Verlangen, wenn een Weib
Mir jradezu entjegenkommt und haucht:
«Nimm mir und leg mir hin!» Denn raucht
Der Schornstein überm Haus, und ihren Leib
Seh ick im Rauch zum Anjebot vawirbeln,
Und weil die Kontenanz nicht weiter stört,
Darf mir det Weib im Oberstübchen zwirbeln
Und ick een Mann sein, wie et sich jehört.
– Joe Fliederstein –
Februar 05, 2025
Ach, Klärchen …
… du hast … du hast … was hast du nur?
Du bleibst mir alles, alles schuldig,
Geschnürtes gibst du für Figur,
Du legst dich hin und machst es pur,
Unvorbereitet nackt und herzlich ungeduldig.
Wenn ich für Streichelhände bin,
Bist du für kalkuliertes Greifen,
Und bitte ich um Neubeginn
Nach kurzgefasstem Immerhin,
Gähnst du und gähnst und zählst Matratzenstreifen.
Und dennoch, grobe Kreatur,
Da ist etwas, dem ich mich beuge,
Kein Rätsel, keine Politur,
Du nimmst und gibst es hart retour,
Und dennoch, wie erklär' ich's nur:
In deinen Baggerarmen weiß ich, dass ich zeuge.
– Joe Fliederstein –
August 12, 2024
Franz, du musst!
– Sieht‘s der Mond auch jeden Abend,
Guckt er doch zum Fenster rein,
Drinnen flackert rot die Lampe,
Und man wechselt einen Schein.
Eine Hose wird in Falten
Über einen Stuhl gelegt,
Während sich ein tiefer Seufzer
Zwischenmenschlich fortbewegt.
Eine Spinne lässt sich fallen,
Und ein Seidenfummel fällt,
An der Wand im Schnörkelrahmen
Guckt ein Engel in die Welt.
Eine Fülle von orangen-
farbener Verkäuflichkeit
Legt sich auf das Vorgeprüfte
Und erwartet den Bescheid.
Ein Gebet auf schmalen Lippen
Wird im Himmel überhört,
Und ein Schicksal steht im Zimmer
Irgendwie herum und stört.
Ein ermunterndes: «Was ist denn!»
Aus der Ecke mahnt zur Lust,
Und das Schicksal fährt zusammen
Und entscheidet: «Franz, du musst!»
Sieht‘s der Mond auch jeden Abend,
Guckt er doch zum Fenster rein,
Drinnen fällt beherzt ein Schicksal
Auf ein anderes herein.
– Joe Fliederstein –
August 06, 2024
Soll ich Ihnen mal
die Seele zuckern?
– Nehmen Sie ein Stückchen Schokolade?
Wollen Sie von mir ein Stückchen Glück?
Finden Sie, mein Hütchen sitzt gerade?
Bin ich, insgesamt gesehn, ein Stück
Allerfeinste Schokoladenschöne,
Zärtlich eingepackt in Tüll und Taft?
Wenn ich Sie auf meine Art verwöhne,
Hätt ich‘s dann in Ihrer Welt geschafft?
Soll ich Ihnen mal die Seele zuckern?
Könnten Sie ein bisschen näher treten?
Soll‘n wir im vereinten Herzschlagtuckern
Mal den Staub aus Ihren Augen beten?
– Joe Fliederstein –
Juli 15, 2024
Ach, ihr …
– Ihr habt mich lange klettern lassen
Am Regenrohr zu euch hinauf,
Die Nachbarsleute auf den Gassen
Besprachen meinen Lebenslauf,
Der dritter Stock mit einem Griff
Ins Leere enden würde, weil
Ich Griff für Griff ein Tönchen pfiff,
Nicht wie ihr denkt per Hinterteil,
Im Gegenteil, ich pfiff das Lied
Vom süßen Lohn nach langer Pein,
So musste denn mein Appetit
Im Dachgeschoss gewaltig sein!
Und, ach, der eure war es minder nicht …!
(Darüber schreibe ich euch
nächstens ein Gedicht.)
– Joe Fliederstein –
Juli 06, 2024
6. Juli
Weltkusstag
– Der Menschheit größter Hochgenuss
Ist ohne Zweifel wohl der Kuss,
Ist beliebt, er macht vergnügt,
Ob man ihn gibt ob man ihn kriegt,
Kommt gezielt, kommt aus Versehn,
Kann unverhofft daneben gehn,
Kostet nichts, ist unverbindlich
Und vollzieht sich immer mündlich.
Der Mund gilt nicht allein
Als Endstation für Küsserein,
Nase küsst man, Kinn und Brust,
Auch sonst wohin enteilt die Lust,
Sucht sich Teile, welche leicht
Ein ungebremster Kuss erreicht,
Wenns dem Teil dann nicht gefällt,
Der Kuss, der hält.
Das Küssen treibt die Säfte,
Das Küssen schürt die Kräfte,
Man kann dabei im Innern reifen
Und kann sich außenrum vergreifen,
Man kann den Kuss zum Knall verdichten,
Kann Wolkenkussgebilde schichten,
Man kann zuviel küssen,
Muss nichts bereun müssen,
Der Mensch ist Mensch erst im Kuss.
Schon der erste Kuss drückt sich ins Gemüt,
Jeder weitre Kuss schmückt den, der ihn kriegt,
Küssen macht schön, obendrein auch noch klug,
Küssen kann jeder und keiner genug.
Sogar im Himmel, da schwörn
Die Blondengelgörn
Vom Kuss unterm Abendstern,
Und in der Hölle da tut’s den Schmorenden gut
Vom Küssen im Himmel zu hörn,
Die dicksten Küsse kriegt man von den dünnsten Dingern,
Man kann drauf lauern, dass Küsse dauern,
Beim Dauerkussgenuss gerät der Mensch ins Schlingern,
Und im Erschauern küsst er sich das Schlingern weg.
(Refrain)
Der Menschheit größter Hochgenuss …
– Joe Fliederstein –



