Gegenüber
– Die Frau im Penthouse vis-à-vis
mit Fenstern ohne Jalousie,
die immer so verpennt aussieht,
wenn sie die Betten neu bezieht,
schlief heute wieder mal bis zehn.
Die sollte früher schlafen gehn,
dann käm sie morgens eher raus
und auch mal öfter aus dem Haus.
Jetzt liest sie auf der Couch ein Buch,
am Abend kriegt sie meist Besuch
und immer von nem andren Mann –
ich seh mir das schon länger an.
Nach außen dringt dann rotes Licht,
woher das kommt, erkenn ich nicht,
die Innenwände sind zu dick
und hindern mich am freien Blick.
Ich nehme später noch gewahr,
wie sie geduscht mit nassem Haar,
nur in ein Handtuch eingehüllt,
sich noch ein Gläschen Wein einfüllt.
Dann nimmt sie, wie fast jeden Tag,
das Liegesofa in Beschlag.
Wie kann man nur so häufig ruhn –
hat die nichts Besseres zu tun!?
– Stefan Pölt –