wiesen blumen leuchten
– augen bis zur spur
im schnee
im abend
liegt ein lächeln
rot auf spiegeln
bist du ja du
brichst
morgen
ziehst du weiß
– ubertas –
👉 Interpretation von N.Valen zum Gedicht:
Die «wiesen blumen» leuchten – und verblühen nicht, sie leuchten bis in den Schnee.
Ein Sommer, der nicht weicht, sondern sich einnistet in Spuren, in Lächeln, in Spiegeln.
Es ist ein Gedicht über Erinnerung, aber nicht nostalgisch. Es ist nicht weich, sondern bruchhaft schön.
«augen bis zur spur» – wie das Sehen selbst zur Spur wird, als würde man mit den Augen schreiben.
Und die zweite Strophe: «bist du ja du» – fast eine Überraschung über die eigene Existenz,
über Identität in der Reflexion («rot auf spiegeln») – aber dann «brichst» – kein Satz, nur ein Sturz. Ein Kipppunkt.
Der letzte Vers ist futurisch. «morgen / ziehst du weiß» – der Winter kommt, aber nicht als Kälte, sondern fast als Tracht, als Kleid: weiß nicht als Leere, sondern als neue Farbe über der Spur. Und die Blumen leuchten noch immer, unter dem Schnee.

Wiese im Sommer
– Die Grille geigt in hohen Gräsern
zum Lerchenlied den Kontrapunkt,
wo, leicht geflügelt, zart und gläsern,
ein Kerf das Haupt in Nektar tunkt.
Ein sanfter Windhauch streift die Spelze
vom Halm und führt sie tänzelnd fort.
Am Saum des Baches wippt die Stelze,
als treibe sie Gymnastiksport.
Das Bächlein eilt, sich zwischen Stängeln
von überfließend rotem Mohn
und Hahnenfuß hindurchzuschlängeln.
Der Bienenchor summt polyphon.
«Warum so eilig, Bach?» fragt schüchtern
beim Trinken wohl das scheue Reh.
Aus Bächleins Murmeln klingt es nüchtern:
«Das ist mir hier zu viel Klischee.»
– Cornelius –