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Aprilscherz


 – hören >>


 – Verschwitzt hast du in meinem Bett gelegen,

Und neben dir lag eine Eintrittskarte,

Ich sah dich links den dicken Zeh bewegen,

Worauf der alte Fensterladen knarrte,


Sich langsam öffnete und offen blieb,

Dein Schatten huschte wehend aus dem Fenster

Und rief zurück: «Huhu, ich hab dich lieb!»

«Ich liebe, wenn es sein muss, auch Gespenster»,


Gab ich dir zu verstehen, «aber ja,

Vor allem die, wie du, mit Eintrittskarte!»

Da war das Ding besprochen und geschah.

(Wobei der alte Fensterladen knarrte.)



 – Peter Welk –





 Die Kuh 

von Bauer Fietjen


( Kindergedicht )


 – hören >>



 – Eine Kuh im Morgenlicht

frisst, was andres tut sie nicht.

Sonne scheint ihr aufs Gehörn,

Nachbars Ochse hat sie gern.


Fliegt ein Vogel hin zur Kuh,

brüllt sie zur Begrüßung «Muh!»

Pfeift der Vogel ihr ein Liedchen,

pfeift auch eins der Bauer Fietjen,


der kommt morgens auf die Wiese,

fragt die Kuh: «Wie geht’s denn, Liese?»

Zärtlich kneift er sie ins Ohr,

hüpft die Kuh ihm dann was vor,


macht Geschlenker mit dem Schwanz

und verjagt den Mückentanz.

Bauer Fietjens Traktor knattert,

ist zur Scheune fortgerattert.


Wenn der Tag zu Ende geht,

hat die Kuh sich umgedreht,

läuft den Sonnenstrahlen nach,

stellt sich unters Scheunendach.


Bauer Fietjen schiebt die Kuh

in den Stall, die Tür schlägt zu.

Liegen da im Stall verknäult

junge Hunde, einer heult.


Schnelle Katzenaugen blinken,

Kuh lässt laute Pupser stinken.

Wenn die Nacht gekommen ist,

träumt sie, dass sie weiterfrisst.


Krabbeln aus den Ecken Spinnen,

kann ein neuer Tag beginnen,

und die Kuh im Morgenlicht

frisst, was andres tut sie nicht.



 – Peter Welk –





Sturm


(Kindergedicht)


 – hören >> 


– Fegt ein Sturmwind übers Haus,

bläst den Rauch vom Schornstein weg,

lässt die Fensterläden klappern,

sammelt sich im Straßendreck,


scheucht die Käfer aus den Ritzen,

wirbelt Mücken durch die Luft , 

kippt die müllgefüllte Tonne

wie ein Spielzeug um und ruft


Regen aus den Wolken runter,

Blitz und Donner übers Haus,

faule Äpfel und Tomaten

kullern aus der Tonne raus,


Büchsen scheppern, Tüten klatschen,

Hühnerknochen fliegen rum,

Tonne spuckt Kartoffelschalen,

steht im Wind, fällt wieder um,


rumpelt übers Straßenpflaster,

heulend hält der Wind sie fest,

leer die Tonne? Alte Hose 

knüllt sich noch um Würstchendose

unten in der Tonne drin,


holt der Wind sie aus der Tonne,

treibt mit Dose und der Hose

hoch hinaus und hin zur Sonne,

die jetzt über allem schaukelt

gelb wie eine Riesenrose.



 – Peter Welk –



 


Roxane



(Song aus – Weit übers Meer und dann links 
Swing-Spiel für einen Schauspieler und einen Pianisten)

  hören >>

Roxane, meine Schöne, du, ich konnte
Nicht länger warten,
Du, ich flieg schon mal voraus,
Gestern Abend warst du alles,
Warst die Sehnsucht, warst die Zeit …
 
Hinter allen Zeiten warst du,
Und beim Wolkenschieben warst du
Aller Unsinn, alle Schönheit,
Du, ich fliege eine Acht …
 
Unter mir schwimmt eine Insel,
Flieg ich weiter, flieg ich tiefer?
Alle Farben seh ich unten,
Farben, die ich noch nicht kenne …

 Ach, Roxane, meine Schöne,
Seh ich dich da unten wedeln
Mit den Händen, meine Schöne?
Du, ich fliege erst mal weiter,
Immer weiter, immer weiter ….

Irgendwo lass ich mich tief und tiefer fallen,
Und dann lieg ich zwischen Muschelkalk und Quallen …

Irgendwo malt mir die Sonne einen Fleck
In den Sand, dort bleib ich, oder ich lauf weg …
 
Irgendwo bin ich vielleicht nach links gebogen,
Oder hab mich an Lianen hochgezogen …

Irgendwo erwartet mich ein Inselstück,
Und dort sitz ich dann eventuell im Glück …



– Peter Welk –




Schneck und Schnecke 


( Kindergedicht )


 – Unter einer Brombeerhecke

wohnt der Schneck mit seiner Schnecke,

wohnen nicht im gleichen Haus,

gucken aus zwei Häusern raus,


kriechen in die Morgenluft,

angelockt vom Brombeerduft,

da der Schneck, so schnell er kann,

Schnecke dort, bleibt an ihm dran,


kriechen beide schneckenschnell,

Sonne macht die Hecke hell.

Tag vergeht. Dann kommt die Nacht,

ganz aus Brombeerduft gemacht,


Duft kommt näher in der Hecke,

Schnecke schafft die Kletterstrecke

vor dem Schneck, klebt zwischen Blättern,

Schneck hat noch‘n Stück zu klettern.



– Peter Welk –





Rätsel-Gedicht für Hanna

( Kindergedicht )


 – hören >>


Eine uralte Frau steht am End’ einer Straße,

die in nachtschwarze Dunkelheit führt,

die Frau hat ihr Haar mit Zahlen verschnürt,

ihre Nase ist lang, ihre Augen sind groß,

aus den Ohren wächst uraltes Moos.


Und ein Kind ohne Nase mit knopfkleinen Augen

steht hüpfend auf nur einem Bein

am Anfang der Straße und gelb sind im Schein

des Mondes drei Haare, mehr hat es noch nicht,

die weht ihm der Wind ins Gesicht.


Der flüsternde Nachtwind, er flüstert: «Hallooo,

alte Frau, sag, du weißt, wer da hüpft? 

Ist gerade erst in die Stadt geschlüpft!»

«Ja, ich weiß es, ja, ich sehs an der klitze-

kleinaufblitzenden Stubsnasenspitze!»


Die Frau dreht sich weg, murmelt «Ach…» und ist fort.

Das Kind fragt den Wind: «He, wer war sie?»

«Tjaaa, wer? Denk nach, sonst erfährst du es nie!»

Und noch einmal hört man das Wort:

«Ach, lang war ich hier, bin für immer gegangen,

hat was Neues auf einem Bein angefangen!»


Das Kind ruft ihr nach: «Alte Frau, guck doch hin,

auf zwei Beinen jetzt! Guck, wie groß ich schon bin!»


Und du, Hanna, weißt du‘s? Wer ist da gegangen,

und was hat vor fünf Tagen neu angefangen?



 – Peter Welk –





Der erkältete Omnibus 


( Kindergedicht )

 – Ein Omnibus ist müde
und stellt sich vor ein Haus,
er schiebt die Türen leise zu
und löscht die Lampen aus.

Er ist schon eingeschlafen,
ein Schild sagt gute Nacht,
da hat im Haus der kleine Klaus
ein Fenster aufgemacht.

Er schüttet kaltes Wasser
dem Omnibus aufs Dach,
der Omnibus kriegt einen Schreck,
und davon wird er wach.

Der kleine Klaus am Fenster
gießt Wasser immer mehr,
der Omnibus erkältet sich,
das Fieber plagt ihn sehr.

Der kleine Klaus holt Tücher
und geht zum Omnibus
und reibt ihn ab und drückt ihm auf
die Scheibe einen Kuss.
    
«Jetzt darf ich dich behalten,
du bist gesund gemacht!»
Und hopplahopp, der kleine Klaus
steigt ein und hupt und lacht.

Der Omnibus soll fahren,
und müde ist er doch,
er fährt – und plötzlich fährt er quer,
hängt fest in einem Loch.

Der kleine Klaus muss laufen,
die Augen gehn ihm zu,
er kommt nach Haus zurück und fällt
ins Bett mit Hemd und Schuh.


– Peter Welk –




Tanz


 
– ich werfe mir deinen blick 
über die schulter
nehme ihn mit
durch meinen tag
und meine stadt
siehst du wie schön sie ist 
ich es bin
wie geistreich
wie hungrig
dein blick rutscht
ich lege ihn zurück
siehst du wie ich gehe
mir die haare
aus deinem blick streiche 
sei milde
raune ich dir zu


– Bianca Venis –


(Interpretation 
Hanna Seiffert)


 

Drei Mücken im Gulasch

(Kindergedicht)



– Es schwirren drei Mücken durchs offene Fenster,
drei schwarzdicke summende Mückengespenster,
die fliegen durch‘s Zimmer und woll‘n in die Küche,
von dort kommen kirschsüße Tortengerüche.

Die Torte, da steht sie! Die Mücken, sie summseln,
rundumseln die Torte, und alle drei brummseln
im Sturzflug und mitten hinein in die Torte,
was soll man da sagen, ja, hat man da Worte,

drei Mücken, die haben die Landung geschafft
und schwimmen und zappeln im Kirschtortensaft,
so ist es passiert, es ist nicht gelogen,
und tortensatt sind sie dann weitergeflogen,

es roch aus der Küche nach Gulasch, die Mücken,
nach Kirschtorte wollten sie Gulasch verdrücken,
so flogen sie rüber zum Gulaschtopf
und stürzten ins Gulasch, Hals über Kopf.

Man sah sie im Gulaschtopf untergehen,
kein Mensch hat sie jemals wieder gesehen.


– Peter Welk –


 



Sanchos Ballade


Song aus "Gestatten, Don Quichotte!"


– hören >>


Lieber Gott, warum – ich wüsst es gern –

Hast du mich in diese Welt geschickt?

Jagst mich runter von dem Glitzerstern,

Hast mich aus dem Hort der Seligen gekickt.


Treibst mich durch die Jahre, machst mich alt,

Schweigst, wenn ich nach Hauptgewinnen frage,

Lässt mich, wie ich bin, auch zugeknallt

Branntweinmäßig. Lieber Gott, ich schlage


Vor: Ich geh dir künftig aus dem Blick.

Dein Gelauer oben runter stört mich sehr.

Hockst mir, alles besser wissend, im Genick,

Lässt mir keine Luft zur Gegenwehr.


Du, ich werde mich von nun an wehren

Gegen dich und deine Vormundschaft,

Meine Pläne reifen noch im Ungefähren,

Aber bald erlebst du sie als dauerhaft.


Losgelassen streif ich dann durchs Leben

(insofern hat sich der Kick dann doch gelohnt),

Bald benehm ich mich aus eigner Kraft daneben,

Denn der Himmel ist für mich jetzt unbewohnt.


Lieber Gott, was hältst du von der Sache?

Sagst du’s meiner Frau, wenn sie mich sucht?

Bleibst du mir gewogen, wenn ich’s mache?

Bleib ich auf Verdacht bei dir gebucht?



 – Peter Welk –