Rätsel-Gedicht für Hanna
die in nachtschwarze Dunkelheit führt,
die Frau hat ihr Haar mit Zahlen verschnürt,
ihre Nase ist lang, ihre Augen sind groß,
aus den Ohren wächst uraltes Moos.
Und ein Kind ohne Nase mit knopfkleinen Augen
steht hüpfend auf nur einem Bein
am Anfang der Straße und gelb sind im Schein
des Mondes drei Haare, mehr hat es noch nicht,
die weht ihm der Wind ins Gesicht.
Der flüsternde Nachtwind, er flüstert: «Hallooo,
alte Frau, sag, du weißt, wer da hüpft?
Ist gerade erst in die Stadt geschlüpft!»
«Ja, ich weiß es, ja, ich sehs an der klitze-
kleinaufblitzenden Stubsnasenspitze!»
Die Frau dreht sich weg, murmelt «Ach…» und ist fort.
Das Kind fragt den Wind: «He, wer war sie?»
«Tjaaa, wer? Denk nach, sonst erfährst du es nie!»
Und noch einmal hört man das Wort:
«Ach, lang war ich hier, bin für immer gegangen,
hat was Neues auf einem Bein angefangen!»
Das Kind ruft ihr nach: «Alte Frau, guck doch hin,
auf zwei Beinen jetzt! Guck, wie groß ich schon bin!»
Und du, Hanna, weißt du‘s? Wer ist da gegangen,
und was hat vor fünf Tagen neu angefangen?
– Peter Welk –