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August 25, 2025





Hierarchie



 – Noch liegt er auf der Ledercouch

wie Cäsar einst auf weichen Kissen

und auch sein Blick erinnert vage

an Saus und Braus in Rückenlage

die Dekadenz im müden Blick

gepaart mit träger Ignoranz

sorgt für die nötige Distanz

 

Doch plötzlich wird sie überbrückt

und mit geschmeidig glatten Gesten

gut einstudiert und Nähe suchend

schon fest ein Streichelmaß verbuchend

ist er mit Sprung und kurzem Satz

an seinem zweiten Lieblingsplatz

 

Es ist der Hausfrau Domizil

sie zelebriert mit großer Ruhe

das Öffnungsritual von Dosen

befüllt sein Schälchen, kurz liebkosen

das Fragen wird nun eingestellt

warum er sich ein Frauchen hält


– Volker Teodorczyk –



August 14, 2025



 Verlässlich



 – Ein Mann in Schwarz sitzt leicht versetzt

Zu einer Liegestätte

Letztendlich von ihr abgerückt 

Verhält sich still wie es sich schickt

Gemäß der Etikette

 

Der Herr von magerer Gestalt

Macht sich verdeckt Notizen

Nimmt jede Regung merklich wahr

Streicht sich dezent durchs weiße Haar

Und seine Augen blitzen  

 

Es wirkt, als warte er gezielt

Auf einen Wegbegleiter

Mit stoischer Gelassenheit

Für ihn gilt weder Raum noch Zeit

Sein Mienenspiel, fast heiter

 

Und mit dem letzten Atemzug

Erhebt sich auch der fremde Gast

Er sammelt sich, macht sich bereit

So stehen sie nun Seit‘ an Seit‘

Entfernen sich ganz ohne Hast

 

Wo geht es hin, wer kennt den Weg?

Wie lange geht die Reise?

Der dunkle Herr, er schweigt diskret

Nur er weiß, was im Fahrplan steht

Er lächelt mild und weise

 

Verlässlichkeit geht ihm voraus

Er kommt und geht in Stille

Ob unscheinbar, ob hoher Rang

Er geht mit dir den letzten Gang

Es bleibt nur deine Hülle



 – Volker Teodorczyk –



Juli 31, 2025



Völkerverständigung



– hören >>>


 – Ali, sach ma, kommse auch?

Wenn, vergiss die Aishe nich

Diesma sitzte nich im Rauch

Und dat schwör ich feierlich

 

Weiße noch im letzten Jahr?

Du mit deinen Knoblauchspieß

War der lecka, wunderbar!

Doch vom fünften war mir mies

 

Bringse wieder Raki mit?

Boah, dat Zeuch knallt richtich rein!

Ich krich getz schon Appetit

Denn du schenks ja töffte ein

 

Diesma trinkse abba Bier!

Jau ich weiß, Koran sacht nee

Letztes Jahr, so kurz vor vier

Hattest du schon ein im Tee

 

Denkse auch an dat Dessert?

Mach dat Schüsselchen ruich voll!

Nüsse, Honig, klebrich schwer

Deine Aishe macht dat toll! 

 

Ach, dat Fest wird wunderbar!

Raki macht 'son  schiefen Lauf

Abgefüllt, wie jedes Jahr

Weiße wat? ich freu mich drauf!



– Volker Teodorczyk –



Juli 02, 2025

 


Mein Käfer



 – Ach mein VW, ich hab‘ ihn lieb

Das Bodenblech, wohl mehr ein Sieb

Und auch der Tacho bleibt trotz Flehen

Bei achtundfünfzig standhaft stehen

 

Die Heizung wurde ausgebaut

Falsch wieder ein, nun wird es laut

Wenn man jetzt rückwärts einrangiert

Und es wird kalt, wenn das passiert

 

Der 1. Gang, er hakt beizeiten

Die ersten Meter, mehr ein Reiten

Betätigt man den Wischerhebel

Füllt sich der Fahrgastraum mit Nebel

 

Die Rückbank ist mit Fell bespannt

Von einem Tier aus Swasiland

Am Fell zu schnuppern lässt man sein

Sonst setzt danach die Ohnmacht ein

 

Statt Lampen hat der Wagen Kerzen

Ein Kabelbrand, doch zu verschmerzen

Denn weil die Windschutzscheibe fehlt

Hört man sehr gut, und nur das zählt

 

Die Bremsen! Wie sie manchmal greifen

Und trotz der spiegelblanken Reifen

Fährt man bequem, als wärs ihm Pflicht

Doch lenkt er sich bei Nässe nicht

 

Ein Sparschwein ist dies Fahrgerät

Zwölf Liter Sprit, auch wenn er steht

Verschenk ihn wohl, will kein Bedanken

Sein Wert verdoppelt sich beim Tanken



 – Volker Teodorczyk –



Juni 12, 2025

 


Hymne 

an meinen Friseur



 – Therapeuten, Psychologen

Sehen ihren Stand bedroht

Anerkannte Demagogen

Stapeln klein in ihrer Not

 

Trainer für das Motivieren

Lebenshilfen, stundenweise

Gehen nun auf allen Vieren

Niemand zeigt sich derart weise

 

Wie der Mann mit Kamm und Schere

Und auch lustvoll, jedenfalls

In genehmer Atmosphäre

Köpfe stylt wie einst der Walz

 

Nebenbei verlieren Haare

Fast geräuschlos Überlänge

Ich genieße all die Jahre

Wachstum meiner Bildungsmenge

 

Rundfunk, Zeitung, wenig Nutzen

Nichts hat derart Wissenskraft

Nebenbei noch Brauen stutzen

Nacken kahl und fast geschafft

 

Brille auf und Hörgeräte

Werden sorgsam adaptiert

Scheitel stramm, es glänzt die Pläte

Kurz gegelt, gut amüsiert!



– Volker Teodorczyk –



Juni 09, 2025

 


Abschiedsschmerz



 – Wie eindringlich sie um Beachtung buhlte

Sah sie nach Anerkennung schmachten

Wer war es, der in dieser Kunst sie schulte

Menschen als Spielball zu betrachten?

 

Und dann verlischt die stolze Lebenskerze

Was jedoch fehlt, ist glaubhaft tiefer Schmerz

Nicht, dass es animiert zu bösem Scherze

Ihr letztes Lächeln? Das war Ende März  

 

Doch jetzt wird heimgezahlt und es gibt Saures

Wen juckt denn schon ihr letzter Wille

Und ihr Geschwafel hatte nichts Genau’res

Ihr Blick vereiste ihre Brille

 

Drei Söhne steh‘n gemäß der Etikette

Verkneifen sich den Hauch von Heiterkeit

Es muss Solides her als Ruhestätte

Verlässlich dicht, für alle Ewigkeit

 

So bringt sie, balsamiert, in einen Tempel

Den Trick beherrschten schon Ägypter

Und auf den Sarkophag den Eingangsstempel

Nicht an die Wand gestellt, sonst kippt er!



– Volker Teodorczyk –