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Juni 23, 2025

 


grün aber in dunkel



 – du liebst das dunkle grün

so sagte meine freundin

als ich von dir erzählte

wie sehr ich dich noch liebe

wie sehr ich dich vermisse

noch immer nach den jahren


und ich

ich weiß dass ich

mit windmühlflügeln kämpfe

du willst mich nicht

glaubst du


doch ich

ich weiß genau

dass du dich täuschst

ja ich liebe dunkles grün



– charlotte van der mele 



Juni 16, 2025



utopisch irgendwie 



   alter freund

     sagst du zu deinem mann

der still an deinem bett sitzt

und wer hält wessen hand


im raum sind all die tage

all die umwege eures lebens


von denen ich nur wenig weiß

kenn ich doch nur die falten

schon immer wart ihr alt für mich


und du sagst alter freund

wie zärtlich kann ein abschied sein



– charlotte van der mele –



Mai 28, 2025


 

betrachtungen 
über die natur der dinge



 – das loch an der oberen kante

der zeit ist kein ausgang

im gegenteil ist sein grund

noch immer nicht ausreichend

erforscht


die alten jedoch meinten

das loch sei der ort

da die gottheit der zeit

dauer zuführe


die form der zeit aber ähnle

dem fliegenglas

und wir menschen sind

krabbelnde wesen


krabbelnde wesen aber die

den dingen sinn zusprechen

dem loch etwa

an der oberen kante der zeit



 – charlotte van der mele –


Publikationen bei: anderort – Verlag für Lyrik, Leipzig  



Mai 15, 2025

 


im mittelpunkt



ich im mittelpunkt

einer großen traurigkeit

um mich herum und keine

konnte mich erklären nur

war ich nicht anlass

oder grund

denn

der lavendel trieb

seine sehnsucht in mich

nach hitze und süden

nach einer wahrheit

die schön ist

und

nicht ich bin

anlass oder grund

nur transparent genug



 – charlotte van der mele –

Januar 29, 2025



letzter november



 – als ein novemberwind des abends

in einer pappel sich verfangen hatte

befreite ich ihn vorsichtig

aus dem geäst und er

er lud mich ein

ihn zu begleiten

denn was willst du

im grauen land


da erinnerte die pappel mich

an meine kindheit

du bist wie ich

ich wachse schnell

breche leicht

doch hab ich stand wenn auch

im grauen land

der wind

er wird dich nur verwehen


ich will so sagte ich dem wind

noch einmal den lavendel seh‘n

wenn er in blüte steht

im grauen land

ganz so als gäbe es

doch hoffnungen

für hummeln und für kinder

für meine kleine trauer

und für eine liebe

wenn der lavendel auch vergraut

am späten jahr

dann wind dann bitt ich dich

verwehe mich



 – charlotte van der mele –



Dezember 03, 2024



ohne dich



mein herz das ist ein puzzle

in hundert teilen und einige

liegen noch bei dir herum


ein paar hab ich verloren

als ich gegangen bin und

mit dem rest in meiner schachtel


lege ich mir hin und wieder

mein lückenbild zusammen

das mich so seltsam treffend trifft


und weiß ich werde

mich nicht suchen

ich bin mir so

mehr als genug



 – charlotte van der mele –



November 24, 2024

 


als du



als doppelt geringelte schlange

liege ich auf deinen

erinnerungen


und du


du wartest auf das erlösende gift

aus meinen zähnen am rücken

deiner hand


doch im glast deiner augen bin ich

so ruhig wie ein platz im süden

wenn sein kirchturm nur

kleine schatten wirft


und du hoffst auf das erlösende gift


nur dass in wahrheit

nicht ich schlange bin

ich bin hoffende



 – charlotte van der mele –



Oktober 03, 2024

 


an deine Kindheit



mein barfüßiges zimmer

ich als luchskind

allein

unter glaszweigigen bäumen

taste behutsam zwischen den

traumresten der wärterinnen


wie können nur

wände aus lärm

mich halten

als luchskind

sollte ich wege finden


doch der schnee

der fällt in meinem zimmer

verweht meine frühlinge


die wärterinnen

fordern träume von mir

aber ich

ich habe keine träume

und keine tränen

als luchskind in einem gläsernen wald

umstellt von mauern als lärm

mit schnee auf meinen frühlingen



 – charlotte van der mele –


(für unica zürn)