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 Im diffusen Licht 

des Nachmittags



 – vorhin
beim Blick durchs Küchenfenster dachte ich
der Wind treibt eine helle Plastiktüte 
gemächlich durch die Schatten des Innenhofs 


(dann aber sah ich
es hing noch
in dunklen Kleidern
ein flatternder Mann aus dem Hinterhaus dran) 



 – Christian Fechtner –





Orchesterprobe 

 

– Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! CAPITO?

AHA!
Flütomanti, Violitat, Tata-tumm?

Oh, no, no, no!
Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! BASTA!!

OHO!
Flütolatum, Tata-manti, Zipolat?

No, no, no, no, no!!!!!!!!!!
Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! O.K?

YESS!
Zipolatum, Flütomanti, Violitat?

Njet, njet, njet!
Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! VERSTANDEN?

HARASCHO!
Violitati, Flipomanti, Zipfelumi?

Nein, nein ,nein!
Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! KAPIERT?

HÄ?

DILETTANTEN
BANAUSEN!
IDIOTEN!

Piep?


– niemand –



 


Im leichten Regen



unerreichbar für die Scheibenwischer

ein dunkelrotes Blütenblatt

auf der grauen Autostirn



 – Christian Fechtner –



 


Ich lese keine Gedichte



 – Ich lese keine Gedichte,


ich lese

Rechnungen,

Strafzettel

Mahnungen


- und Pfandflaschen

vom Boden auf.


Ich lese

Wahlversprechen,

Zeitungsannoncen,

Werbeanzeigen


- und die Zukunft

unserer Kinder

aus den Eingeweiden

überfahrener Katzen.


Ich lese keine Gedichte,


ich lese

Morddrohungen,

Gewaltaufrufe,

immer

länger

werdende

Todeslisten


– und die Angst

in euren Gesichtern.



 – klaatu –



 


Am Fenster



 – Hart war der Winter damals, 

Fegte der Sturm wochenlang
Über mein ungeschütztes Feld.
Ließ er mal kurz nach, ließ ich
Krähen steigen und hoffte
Auf irgendein Zeichen,
Bis auch sie erstarrt vom Himmel stürzten. 
Schließlich fiel meterhoher Schnee und 

Begrub das Feld und die defätistischen Kreaturen. 

Umsonst. Nichts brennt tiefer als
Das gleichgültige Lächeln
Einer Eiskönigin.

Heute studiere ich den Zug des Regens
Am geschlossenen Fenster. Die Tropfen 
Sind alle verschieden und alle gleich. 

Manchmal verharrt einer für einen Augenblick, 

Bis auch er entkräftet seiner Bestimmung folgt. 

Der kurze Traum von einem Kuss der Königin. Umsonst. 

Sie schneit schon seit Jahren 

Nicht mehr vorbei. 



 – Dirk Tilsner – 





ohne dich



mein herz das ist ein puzzle

in hundert teilen und einige

liegen noch bei dir herum


ein paar hab ich verloren

als ich gegangen bin und

mit dem rest in meiner schachtel


lege ich mir hin und wieder

mein lückenbild zusammen

das mich so seltsam treffend trifft


und weiß ich werde

mich nicht suchen

ich bin mir so

mehr als genug



 – charlotte van der mele –



 


montagmorgen



es wird zeit mich anzuziehen

ich friere

die kälte kriecht mir unters hemd

es wird zeit

 

draußen scheint die sonne

die gegnerin der dunkelheit

 

im garten blühen noch die letzten rosen

gelbe und weiße

sie üben sich im widerstand

gegen den raureif auf den dächern der nachbarhäuser

 

auch ich werde mich

wappnen

starkmachen

für und gegen

für alle fälle

 

es wird zwar niemand an der tür klingeln

oder klopfen

aber ich will vorbereitet sein

 

vielleicht bringt ja jemand

eine tüte mit weichem quittenkonfekt vorbei

oder mit knusperharten springerle

ich würde die tür öffnen

bedenkenlos



 – tulpenrot –



 

 


als du



als doppelt geringelte schlange

liege ich auf deinen

erinnerungen


und du


du wartest auf das erlösende gift

aus meinen zähnen am rücken

deiner hand


doch im glast deiner augen bin ich

so ruhig wie ein platz im süden

wenn sein kirchturm nur

kleine schatten wirft


und du hoffst auf das erlösende gift


nur dass in wahrheit

nicht ich schlange bin

ich bin hoffende



 – charlotte van der mele –



 


-ügen -ügen-ügen -ügen 



 – Los,

wir trinken

süßes Nichts

aus leeren Krügen


&


schreien Fragen,

bis die Antworten

sich fügen, wie:


«Träumen Schnecken

manchmal

von Überschallflügen?»


oder


«Genießen Klaustrophobiker

das Leben

auch in vollen Zügen?»


Dies ist

eine Welt

voller Lügen


 – sogar dieser Reim

will euch betrügen! –


&


auf dem Rücken

seines Reiters,

wiehert das Pferd

vor Vergnügen.


Fällt mir

noch ein Reim ein

auf -ügen?


Nein?


Dann muss das

für heute genügen.



– klaatu –



*enstanden am 14.11.2024 – explizit NICHT auf Rügen