Im diffusen Licht
des Nachmittags
– Christian Fechtner –
– Ich lese keine Gedichte,
ich lese
Rechnungen,
Strafzettel
Mahnungen
- und Pfandflaschen
vom Boden auf.
Ich lese
Wahlversprechen,
Zeitungsannoncen,
Werbeanzeigen
- und die Zukunft
unserer Kinder
aus den Eingeweiden
überfahrener Katzen.
Ich lese keine Gedichte,
ich lese
Morddrohungen,
Gewaltaufrufe,
immer
länger
werdende
Todeslisten
– und die Angst
in euren Gesichtern.
– klaatu –
– Hart war der Winter damals,
Begrub das Feld und die defätistischen Kreaturen.
Manchmal verharrt einer für einen Augenblick,
Bis auch er entkräftet seiner Bestimmung folgt.
Der kurze Traum von einem Kuss der Königin. Umsonst.
Sie schneit schon seit Jahren
Nicht mehr vorbei.
– Dirk Tilsner –
mein herz das ist ein puzzle
in hundert teilen und einige
liegen noch bei dir herum
ein paar hab ich verloren
als ich gegangen bin und
mit dem rest in meiner schachtel
lege ich mir hin und wieder
mein lückenbild zusammen
das mich so seltsam treffend trifft
und weiß ich werde
mich nicht suchen
ich bin mir so
mehr als genug
– charlotte van der mele –
es wird zeit mich anzuziehen
ich friere
die kälte kriecht mir unters hemd
es wird zeit
draußen scheint die sonne
die gegnerin der dunkelheit
im garten blühen noch die letzten rosen
gelbe und weiße
sie üben sich im widerstand
gegen den raureif auf den dächern der nachbarhäuser
auch ich werde mich
wappnen
starkmachen
für und gegen
für alle fälle
es wird zwar niemand an der tür klingeln
oder klopfen
aber ich will vorbereitet sein
vielleicht bringt ja jemand
eine tüte mit weichem quittenkonfekt vorbei
oder mit knusperharten springerle
ich würde die tür öffnen
bedenkenlos
– tulpenrot –
als doppelt geringelte schlange
liege ich auf deinen
erinnerungen
und du
du wartest auf das erlösende gift
aus meinen zähnen am rücken
deiner hand
doch im glast deiner augen bin ich
so ruhig wie ein platz im süden
wenn sein kirchturm nur
kleine schatten wirft
und du hoffst auf das erlösende gift
nur dass in wahrheit
nicht ich schlange bin
ich bin hoffende
– charlotte van der mele –
– Los,
wir trinken
süßes Nichts
aus leeren Krügen
&
schreien Fragen,
bis die Antworten
sich fügen, wie:
«Träumen Schnecken
manchmal
von Überschallflügen?»
oder
«Genießen Klaustrophobiker
das Leben
auch in vollen Zügen?»
Dies ist
eine Welt
voller Lügen
– sogar dieser Reim
will euch betrügen! –
&
auf dem Rücken
seines Reiters,
wiehert das Pferd
vor Vergnügen.
Fällt mir
noch ein Reim ein
auf -ügen?
Nein?
Dann muss das
für heute genügen.
– klaatu –
*enstanden am 14.11.2024 – explizit NICHT auf Rügen