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November 15, 2025



Flüchtige Begegnung



 – Ein Hecht schwamm eilig in der Elbe.

Ein Karpfen tat genau dasselbe,

nur schwamm er jenem Hecht entgegen.

Es fiel ein sanfter Sommerregen.


Bald trafen ihre nassen Wege

bei Pirna sich am Uferstege.

Der Fluss war kühl, der Fluss war breit

und beide hatten wenig Zeit -


genügend, um mit starren Blicken

sich unverbindlich zuzunicken.

Dann trug des Flusses Wellenspiel

sie weiter, jeden an sein Ziel.


Von Weiterem berichtet nicht

dies schnell gereimte Fischgedicht.

Hier folgt auch schon in aller Eile

pointenlos die letzte Zeile.



– Cornelius –



November 08, 2025



In freier Wildbahn



– Ein Bär und eine Tigerin,

die knüpften zarte Bande

und wandelten - ein Herz, ein Sinn -

durch fabelhafte Lande.


Schon bald hat Nachwuchs im Revier

die Liaison gesegnet.

Sei folglich auf der Hut, wenn dir

ein Bärtiger begegnet …



– Cornelius –



Oktober 26, 2025



Carpe noctem



 – Wer kennt sie nicht: gewisse Stunden,

die niemand leichten Sinns vergisst,

wie jene, die im März verschwunden

und nicht mehr aufzufinden ist.


Der Frühling regte seine Schwingen

und hat sie uns geschwind entführt.

Der Herbst eilt, sie zurückzubringen.

Ich habe seinen Hauch verspürt.


Nun liegt sie in der Mondlichtpfütze,

just da, wo die Gardine wich,

und scheint mir zuzuflüstern: "Nütze

die Nacht der Nächte - pflücke mich!"


Mir schwant am Rande der Ermattung:

Dies Stündlein, zum Genuss bereit,

ist kein Geschenk, nur Rückerstattung

aufs Konto meiner Lebenszeit.


Schon will mich Morpheus embrassieren,

entlädt mich der Gedankenfracht

und trägt mich väterlich spazieren

durch diese extralange Nacht …



– Cornelius –




Oktober 15, 2025



Kleines Latinum



 In dubio pro reo – sagten

die Richter im antiken Rom:

Im Zweifel für den Angeklagten,

war gutes Recht am Tiberstrom.


Pecunia non olet – lehrte

schon Vespasian: Die Münze blinkt,

die der Latrinenzoll bescherte,

du siehst, mein Sohn, dass Geld nicht stinkt.


So manchem macht als lahme Ente

der Wahlspruch des Augustus Mut,

er denkt getrost: Festina lente -

der Eile tut die Weile gut.


Wer, gegen seinen Strich gebürstet

und von des Alltags Mühen matt,

nach Panem et circenses – dürstet,

den machen Brot und Spiele satt.


Die Einsicht reift oft spät: Errare

humanum est – wer dies vergisst,

bemerkt vielleicht am Traualtare,

dass Irren allzu menschlich ist ...



 – Cornelius –



Oktober 14, 2025



Reimerei



 – Du traust dich, Herz auf Schmerz zu reimen?

Das ist schon lange obsolet.

Wer wagt, die beiden zu verleimen,

weiß nicht, woher der Wind jetzt weht.


Wenn du in klammen Nebelnächten

Gespenster vor dem Fenster siehst,

die sich ins Lied zu schleichen dächten,

sieh zu, dass du vor ihnen fliehst.


Du blickst hinauf zu fernen Sternen?

Ihr Schimmer, einst so rein, erlosch.

Was kannst du, Dichter, daraus lernen?

Such neue Reime! Sei kein Frosch!


Am besten schreibst du nur noch Prosa,

vermeidest so das Reimproblem

und summst dazu das Lacrymosa –

ganz sacht – aus Mozarts Requiem …



 – Cornelius –

Oktober 13, 2025



Requiem für einen Bleistift



 – Ein Heer von flüchtigen Gedanken

hast du, mein treuer Freund, besiegt

und dich in meiner Hand dem blanken

Papier stets dienend angeschmiegt.


Du hast dich für mich abgerieben,

ein Knecht der auferlegten Pflicht,

und klaglos alles aufgeschrieben,

ob Einkaufsliste, ob Gedicht.


Ich konnte das Verhängnis wittern,

der Donner folgt ja stets dem Blitz:

Ein kühner Schnörkel ließ dich splittern.

Kein Werkzeug macht dich wieder spitz.


Ein Seufzer schwebt auf meinen Lippen.

Bald heilt die Zeit auch dieses Weh.

Nun muss ich deinen Nachruf tippen.

Wo ist der Startknopf am PC?



Cornelius



Oktober 08, 2025



Herbstrose



– Im Herbst erblühen keine Rosen?

Wer kolportiert denn solchen Quark?

Ich möchte mich gepflegt erbosen:

Hier im versteckten kleinen Park


ertrinke ich im Purpurglühen,

von taubenetztem Grün umrahmt,

Frau Flora Dank, die im Bemühen

zu keiner Jahreszeit erlahmt.


Nun ist es immerhin Oktober,

der achte im Kalender schon.

Die Ernte liegt sortiert im Schober,

auf keinem Acker klatscht noch Mohn.


Doch hier an dieser Straßenecke,

erhaben überm Bordsteinrand,

da thront inmitten einer Hecke

die Königin im Prunkgewand.


Der Gärtner weiß: Man muss nur planen.

Die rechte Sorte sei gewählt,

um Glanz und Schimmer abzusahnen.

Ein Schelm, wer anderes erzählt.



Cornelius





Der Sprung über den Schatten



Der Frühling lacht gelöst und heiter.

Ich streife durchs Spazierrevier.

Als treuer Sonnenscheinbegleiter

gesellt mein Schatten sich zu mir.


Wenn herbstlich raue Winde wehen,

dann glänzt er gerne durch Absenz.

Jetzt, in der Blütezeit der Schlehen,

gelockt von Maienluft und Lenz,


erscheint die schlanke Silhouette

bei milden fünfundzwanzig Grad

und klebt an mir wie eine Klette

auf schmalem Uferulmenpfad.


In welche Richtung soll ich pirschen?

Gibt es denn gar nichts, was uns trennt?

Der Kies und meine Zähne knirschen.

Vor mir: ein Hunde-Exkrement.


Kein Häuflein, nein - ein ganzer Haufen,

changierend reh- und walnussbraun,

zu groß, um dran vorbeizulaufen:

links Dornenbusch, rechts Lattenzaun.


An Umkehr ist nun nicht zu denken.

Die Lage fordert zum Entschluss.

Schon knackt es in den Kniegelenken.

Ich will es wagen. Nein: Ich muss.


Wer wagt, gewinnt. In voller Breite

empfängt der Weg mich nach dem Sprung.

Wer winkt mir von der andern Seite,

dort hinterm Bernhardinerdung?


Mein Schattenbild, das notgedrungen

nur kurz von meiner Flanke wich.

Schon hat es sich zu mir geschwungen

und schmiegt sich neuerlich an mich.


Es fehlt nicht viel und wir verbeugen

uns höflich vor dem Publikum.

Nur leider mangeln Augenzeugen

für dieses Meisterstück. Zu dumm ...



Cornelius