Juli 05, 2025



als um nach hause



 – fettige schiebetür

die fingerabdrücke kann man noch riechen

und dazwischen das ziehende

licht wie ein schlauch aus seide

und innen eine stadt aus briefen gebaut

die straßen aus quecksilber

tragen sich selbst aus ihrer haut

und münden dein mund rostrote zärtlichkeit

ich habe dich vermessen vertraut

ist deine fingerkuppe am rand des himmels

es ist fast wie ein zerbröseln

du bist ein star aus violett blauen wasserfällen

ein metall aus zuckerguss

so selten wie eine umarmung

nach hinten.



– seefeldmaren –



Juli 04, 2025

 


Sommer 2118



 – Herrlich war des Sommers Größe,

die vor hundert Jahren prangte.

Anders als die Wüstenblöße,

die Europa bald erlangte.


Damals lag man noch an Seen,

und erging sich nachts auf Festen.

Heute blühen hier Kakteen

zwischen bleichen Knochenresten.


Nur ein Dichter kann durch Tränen,

die er trinkt, noch überdauern,

während Geier und Hyänen

schon vor seiner Höhle lauern …



 – gummibaum –



Juli 03, 2025



Am Strand



 – Heiß hier

auch abends noch

der Wind blättert durch

die Seiten in dem Buch


sie sagt

da draußen

und zeigt auf das Meer

ist was


Er sieht

nichts aber glaubt

dass da

was war



 – Shallow –



Juli 02, 2025

 


Mein Käfer



 – Ach mein VW, ich hab‘ ihn lieb

Das Bodenblech, wohl mehr ein Sieb

Und auch der Tacho bleibt trotz Flehen

Bei achtundfünfzig standhaft stehen

 

Die Heizung wurde ausgebaut

Falsch wieder ein, nun wird es laut

Wenn man jetzt rückwärts einrangiert

Und es wird kalt, wenn das passiert

 

Der 1. Gang, er hakt beizeiten

Die ersten Meter, mehr ein Reiten

Betätigt man den Wischerhebel

Füllt sich der Fahrgastraum mit Nebel

 

Die Rückbank ist mit Fell bespannt

Von einem Tier aus Swasiland

Am Fell zu schnuppern lässt man sein

Sonst setzt danach die Ohnmacht ein

 

Statt Lampen hat der Wagen Kerzen

Ein Kabelbrand, doch zu verschmerzen

Denn weil die Windschutzscheibe fehlt

Hört man sehr gut, und nur das zählt

 

Die Bremsen! Wie sie manchmal greifen

Und trotz der spiegelblanken Reifen

Fährt man bequem, als wärs ihm Pflicht

Doch lenkt er sich bei Nässe nicht

 

Ein Sparschwein ist dies Fahrgerät

Zwölf Liter Sprit, auch wenn er steht

Verschenk ihn wohl, will kein Bedanken

Sein Wert verdoppelt sich beim Tanken



 – Volker Teodorczyk –



Juli 01, 2025



Vor der OP




 – Schon morgen lieg ich unterm Messer.

Vorangemeldet himmelhoch.

In vierzehn Tagen, weiß der Teufel, gehts mir besser,

Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Vielleicht

Werd ich wie weggeweht einfach verschwinden

Über den Winden.

 

Als Mensch war ich gelegentlich ein Knüller,

So immerhin sah ich mich selbst.

Ich seh den Teufel mit gezücktem Füller,

Er schreibt mich in sein Ofenbüchlein ein –

In vierzehn Tagen

könnt ich durch die Ofentür geschoben sein.

 Lebt erst mal wohl, ihr Glücklichen hier unten,

Ich hab den Sommer hinter mir.

Er zählte ohnehin nicht zu den bunten,

Die letzten grauen Tage gönn ich euch.

Und schreibt die Zeitung vom Chirurgenstreich

In einem gut geführten Hospital,

Dann, bitte, denkt an mich, dann war ich mal.

Dann, bitte, möcht ich nicht, dass irgendwo ein Stein

Mit eingekratztem Datum steht, der kostet nur.

Auch nicht ein Kreuz aus schlichtem Holz

vom Sonderangebot.

Besuche nicht erwünscht! – Ich lass euch eine Spur,

Versprochen. Irgendwie bin ich dann tot

Und abgedriftet hinters Abendrot.


Und manchmal morgens, wenn die Brötchen duften,

Wenn schon die Leute

in Gedanken um die Wette schuften,

Dann guck ich in den Tag und guck auf euch.

Vielleicht als Kröte

Mit Lust auf nichts als bisschen Morgenröte.



 – Peter Welk – 



Juni 30, 2025

 


Gesang der Oliven 

im Pizzaofen



 – An den Hängen der Abruzzen

hingen ohne großen Nutzen,

freilich auch zu niemands Schaden -

dies bedenke Euer Gnaden -

wir vereint an unserm Baum.

Damals ahnten wir es kaum,

dass man würde uns berücken

und uns von den Zweigen pflücken.

 

Eine unbekannte Hand

riss uns aus dem Heimatland,

hat uns erst die Haut entfernt

und gefühllos dann entkernt.

Eine flache Rührteigscheibe

ist nun unsre letzte Bleibe,

wo wir zwischen Formfleischschinken

im Tomatenmark versinken.

 

Um uns her brennt schon die Luft

in der heißen Ofengruft.

Bald durch eines Gastes Mund

gleiten wir in seinen Schlund,

müssen eine nach der andern

durch die Speiseröhre wandern,

lassen uns in seinem Magen

wehrlos dann zu Grabe tragen.

 

Solltest dieser Gast du sein,

horche in dein Herz hinein,

ob du uns dies antun willst,

wenn du deinen Hunger stillst.

Wie du dich nun auch entscheidest,

ob du's tun willst oder meidest -

wir am Ende hier vom Lied

wünschen guten Appetit!



 – Cornelius –



Juni 29, 2025



Grabenabzug



 – Im Rinnstein fließt

Ein Meer dahin

Gejagt von Regenschirmen



Ein Fußtritt noch



 – ubertas –