Sanchos Ballade


Song aus "Gestatten, Don Quichotte!"


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Lieber Gott, warum – ich wüsst es gern –

Hast du mich in diese Welt geschickt?

Jagst mich runter von dem Glitzerstern,

Hast mich aus dem Hort der Seligen gekickt.


Treibst mich durch die Jahre, machst mich alt,

Schweigst, wenn ich nach Hauptgewinnen frage,

Lässt mich, wie ich bin, auch zugeknallt

Branntweinmäßig. Lieber Gott, ich schlage


Vor: Ich geh dir künftig aus dem Blick.

Dein Gelauer oben runter stört mich sehr.

Hockst mir, alles besser wissend, im Genick,

Lässt mir keine Luft zur Gegenwehr.


Du, ich werde mich von nun an wehren

Gegen dich und deine Vormundschaft,

Meine Pläne reifen noch im Ungefähren,

Aber bald erlebst du sie als dauerhaft.


Losgelassen streif ich dann durchs Leben

(insofern hat sich der Kick dann doch gelohnt),

Bald benehm ich mich aus eigner Kraft daneben,

Denn der Himmel ist für mich jetzt unbewohnt.


Lieber Gott, was hältst du von der Sache?

Sagst du’s meiner Frau, wenn sie mich sucht?

Bleibst du mir gewogen, wenn ich’s mache?

Bleib ich auf Verdacht bei dir gebucht?



 – Peter Welk –



 


Mr. Bluemoon



 – Der olle Mond ist angenagt
er wandert einsam über'n Deich 
verfolgt von Flut und Meeresgischt 

und ob er lacht? ich weiß es nicht! 


Sirenen singen Meerschaumlieder 

sie stranden flutwärts mit dem Wind 

und Wolken fetzen sich im Licht 

Herr Mond hat heute Himmelsschicht. 



 – Morphea –



 


Bis dass …



 – Nur einmal noch will ich die Amsel hören 

und Regen, wie er sommers leise rauscht. 

Bringt Maienblumen, dass sie mich betören 

und blauen Wind, der mir ein Wölkchen bauscht. 


Und mag mich keines dieser Wunder halten, 

kein Schwanensang auf spiegelglatter See, 

dann soll die Brise weiße Tauben falten, 

bis dass sie innehält: Aloha ‘Oe. 



 – Andrea M. Fruehauf –



 


Wind



 – Heute konnt er sich kaum zügeln 

ihm gehörte heut die Welt 

flog auf unsichtbaren Flügeln 

quer durch Wiese Wald und Feld 


Blies vergnügt ins Röhricht rein 

auch ein Wind kann töricht sein! 


Zerrte wild an Waldes Blättern 

legte Kornfelds Ähre flach 

heut war ihm nach Dauerwettern 

diesem Wunsch gab er halt nach 


Hat sich froh durchs Dorf gepfiffen 

Dach und Zaun zurecht gerückt 

hier und dort noch zugegriffen 

und den Weg mit Bruch bestückt 


Stürmisch war wohl die Devise 

jeder leise Ton verpönt 

dass die alte Dorfremise 

noch nach «Heavy Metal» tönt 



 – niemand –



 


Oktober



 – Der Sommer  

schlägt noch heftig  

in meiner Brust,  

da halte ich  

bereits die letzten  

roten Beeren  

in der Hand.  


Noch wärmen  

weiche Strahlen die Haut  

und bunte Blätter  

dämpfen meine Schritte,  

doch das Singen  

in den Bäumen  

ist leiser geworden.  


Und schleicht sich  

die Nacht ein, ist 's  

als wären vom Himmel  

die Wolken gefallen,  

verhüllender Dunst  

legt sich in die  

Netze der Spinnen.  


Will sich still  

mit mir verweben  

bis ich gänzlich  

unsichtbar bin  

und so spreche ich  

in das Graue:  

«Langsam wird es kalt.»  



– AlmaMarieSchneider –





Wenn mal wieder 

ein atomarer Holocaust 

droht



 – Wenn mal wieder

ein atomarer Holocaust droht,

mache ich einfach

die Nachrichten aus


– hilft in neun von zehn Fällen.


Und falls es

doch mal stimmen sollte,

muss es deshalb

ja noch längst nicht wahr sein …


Habe gehört,

dass irgendwo auf der Erde

ein Huhn

möglicherweise ein Ei gelegt hat,


aus dem bald schon

der nächste Hitler schlüpfen könnte!


Wir sollten

Menschenopfer bringen,

nur so zur Sicherheit.


Während

wir und die Welt

zusammenrücken

wie Ratten

im Inneren

einer Müllpresse,


regnet es draußen

reglose tote Körper

und

versandkostenfreie

Pakete von Amazon.


Hörst du das, Schatz?

Die Sirenen

spielen unser Lied

und

die Schatten tanzen

Tango miteinander.


Sklaven skandieren

lautstark gegen

ihre eigene Freiheit

und

in den Kriegsgebieten

werfen sie mittlerweile

Menschen anstelle von Granaten,

weil es einfach billiger ist.


Morgen schon

könnte alles vorbei sein,


und doch werden wir

bis zum bitteren Ende

daneben stehen,

um abwechselnd

zu buhen und zu klatschen.


Weil wir ohnehin

nichts Besseres zu tun haben

als auf das Ende zu warten.



ps


Wenn Sie das hier lesen können,

scheint sich die Welt noch zu drehen.

Schauen Sie zur Sicherheit

morgen noch mal vorbei


- wenn Sie können.



– klaatu –