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Werden und Vergeh‘n 


(Kyrielle)


Wenn Abendrot den Berg behaucht,

die Watteschäfchen rotbebaucht

im letzten Blau am Himmel stehn:

ein Spiel von Werden und Vergeh'n.


Vom grauen Acker blick ich hoch:

wie lange wärmt die Sonne noch?

Bald kann ich meinen Atem seh'n,

gewebt ins Werden und Vergeh'n.


Der Weinschwärmer liegt längst verpuppt,

die Tannenzapfen kahlgeschuppt;

sie zeigen an, dass wir uns dreh'n

im Kreis von Werden und Vergeh'n. 


Schon bald hat Winterschnee verdrängt, 

was Herbst mit Füllhorn ausgeschenkt.

Und aus den Wipfeln rufen Kräh'n

ihr Lied von Werden und Vergeh'n.


Den Kranichen ist's einerlei,

wie jedes Jahr zieh'n sie vorbei.

Wohin sie auch die Winde weh'n,

stets heißt es: werden und vergeh'n.



 – Claudia Neubacher –



 


In da Scheun 


(ein Weihnachtslied)


I

– foid gaunz socht

koide procht

stüh bein mondnschein

weißes tuach so fein

deckt de wies'n ein

grod erwocht

's kindal locht

in da scheun


II

hirtn stumm

schaugn si um

leicht gaunz hö a stern

und vo noh und fern

eil'n sogleich se gern

hin zan stoi

wo sie oi

si tan gfrein


III

dass da christ

kemman ist

der die wöhd befreit

boid vo sorgn und leid

und as herz werd weit

weu ma waas

oiss wiad guad

in der scheun


IV (Coda)

nie mehr sorgn und leid

und as herz werd weit

durt bein kind

bei da nocht

in da scheun



– Claudia Neubacher –





Sonett mit 

Enschambemong

 

(so manchen Lyrikforengesellen gewidmet)


– Sehr gerne schreib ich mit Enschambemong
Gedichte, denn dann flutschen alle Zeilen
so supi ineinander. Zum Verweilen
solln Leser gar nicht kommen. Am Plafong

der Dichtkunst wird gekratzt, wenn im Kartong
es rappelt, dass es kracht. Und beim Zerteilen
von Sätzen muss ich oft recht dolle feilen.
Das soll man bloß nicht sehn. Ein Komplimong

bekomm ich allerdings nicht oft geschrieben.
Hab sie vermutlich alle aufgerieben,
indem ich wähl echt schwierige Metaphern

und spar auch nicht mit coolen Inversionen.
Es kann nun mal hoch oben der nur thronen,
der mehr kann als der Rest an Lyrik-Raffern.


– Claudia Neubacher –






 dunst erhebt sich 

aus den wäldern



 – dunst erhebt sich aus den wäldern

krähen schreiten auf den feldern

jedes blättchen wippt und tropft

regengüsse gingen über

wald und ackerkrume nieder

hör nur – meister specht – er klopft


klopft an tiefgefurchter rinde

dass er fette Larven finde

eh‘ er suchend weiterfliegt

tropfen fallen aus den wipfeln

prallen ab von tannenzipfeln

bis sich jeder grashalm biegt


voll von wasserperlenketten

feuersalamander retten

sich indem sie bergwärts zieh‘n

kleine bächlein gluckern leise

schneiden schneisen auf der reise

und die waldameisen flieh‘n


nasse himbeersträucher schwanken

dicke weinbergschnecken zanken

viel zu langsam dass wir‘s seh‘n

rote gummistiefel schmatzen

springkrautsamenkapseln platzen

dort am wegrand wo wir geh‘n


hör – der wind bringt neues rauschen

sieh wie sich die blätter bauschen

da – der nächste regenguss!

schön ist so ein wald im regen

und auch nicht ein grund weswegen

man jetzt heimwärts gehen muss


 also stapf ich noch ein stückchen

sammle hier und da ein glückchen

ach - wie ist's hier draußen fein!

ist es wahr? kommt da die sonne?

komplettiert die wanderwonne?

sag - was könnte schöner sein!



 – claudia neubacher –





 willst was schreiben



willst was schreiben

huschpfuschswouuuuush!

so im musenabwesenheitsschreibdringlichkeitsdrang

schnapsidee das (weißt du doch)

kommt ja eh nix dabei raus

außer heißdampfhohlgeschossrohrkrepierern

fliegenschissaufpapieranmutungen

reimkeimbefreites intellektverquastes

freifahrtsversscheinblahblah

besser

du lässt es sein



 – Claudia Neubacher –