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November 19, 2025



wie jedes jahr



 – ich sitz auf meiner nebelbank

lass lang die füße baumeln

und lieb wie letzten sonnentrank

im herbst das blättertaumeln


in weiße schwaden eingehüllt

durchstreif ich berg und wälder

sind vorratskammern vollgefüllt

bedeck ich leere felder


bestäub mit reif das gras als frost

leg die natur zur ruhe

nun sucht im kerzenschein ihr trost

nach decken in der truhe


sie geben wärme die ich nahm

und es vollzieht die planung

wie jedes jahr sich - seht: ich kam

ich bin die winterahnung



– Claudia Neubacher –



Oktober 17, 2025



unschärfe



 – das kratzen an holz

am nächsten morgen

neue spuren sprenkel

von rot da und dort

noch eine kerbe


im spiegel halb blind

wieder das huschen doch

ein docht genügt nicht

für das tiefe schwarz

der ecken


und in den ohren

welch ein brausen

es weht heran gischtet

im kopf zerschellen

die gedanken


nichts wird gestalt

alles verfließt zu

schwarz vor schwarzem

grund und dann

das greifen


wie von klammen

fingern



– claudia neubacher –



September 30, 2025



in ihrem blick



 – in ihrem blick

dieses vereisen der gedanken

die lippen schmal

ein vorhang der rasch fällt


wen brächte dieser

blick wohl nicht ins wanken

spricht er doch wortlos

aus wie sehr man ihr missfällt


verabsäumt - wieder! -

wünsche abzulesen

von dem gesicht das hart

und lieblos strafen kann


so schlägst du hilflos

bloß die augen nieder

spielst deinen part

erstarrt in ihrem bann



– Claudia Neubacher –



September 25, 2025



Schon Herbst



Schon packt der Herbst die Welt in Watte,

verbirgt am Hang die Wiesenmatte;

die weite Welt, die uns umfängt,

wird wieder klein, vertraut, beengt.


Die Schwalben – eben fortgeflogen!

Der Igel hat sein Haus bezogen

und auch die Menschen zieht’s hinein

zu Kürbisduft und Kerzenschein.


Die Hirsche röhren um die Wette,

im Fuchsfell reitet keck die Klette;

der Mohn versamt sich mit dem Wind,

fliegt fort wie auch das Spinnenkind.


Der Mischwald steht in Blätterflammen,

die Stare finden sich zusammen,

wer bleibt, erfrisst sich Winterspeck

(bald ist das letzte Futter weg!).


Noch bläst der Sturm - die Winterruhe

folgt ihm bald nach. Und aus der Truhe

holt man die warmen Decken vor;

legt sich – dem Igel gleich – aufs Ohr.


Der Nebel webt es in die Zweige:

das volle Jahr geht nun zur Neige.

Die Tage dunkeln; wir beginnen

uns auf das Innen zu besinnen.



 – Claudia Neubacher – 



Juni 06, 2025

 


siebenkern



 – da sitzt ein siebenkern 

auf meiner fensterbank

und starrt mich fest

mit sieben augen an


schon gestern fragte ich

mich was so stank

es ist das nest

welches so fürchterlich


odöhrt mir widerfährt

als eins der grausamsten

dieses geschick:

es mieft


es sifft und trieft

von sattem rattensaft

sonnengekocht

wie hat er das geschafft


der kleine süße 

siebenkern die zu 

erwischen beinah

hätt ich ihn gemocht



 – Claudia Neubacher –



Juni 01, 2025

 


abtauchen



   was ist es

dass wir die fische lieben

mit ihrem glitzern

unter den wellen

die wale mit ihren gesängen

die in uns fließen

mit einem flukenschlag

uns durchströmen


welch ein sehnen!

ein atemholen noch

ein letztes funkeln

schwerelos sinken

in schattiges blau



 – Claudia Neubacher – 



März 19, 2025



und du liegst wach



 – und du liegst wach

im dunkeln hängst

fest in den gedanken

und längst vergangnen zeiten

fragst dich warum

das grübeln hab ich damals

nicht hätt ich doch nur

und wäre ich doch schon

in jungen jahren ich

gewesen mir selbst

mehr freund und rat


so liegst du wach

du weißt es sind die falschen fragen

(zeitlebens lebt sich lebenszeit

stets dir entgegen

lehrt dich erst zeit

dich selbst zu lieben)

und fühlst zugleich

es muss so sein

das nie-ganz-ankommen

bei dir


noch beinah wach

im kreisen deines innern

greift schon ein dämmern

dir ins denken hebt sie

ans licht – die träume

der kommenden tage



 – claudia neubacher –