Lebensabend
– Sie stand im Leben ihren Mann
Mitunter trotzig und auch stur
Nun schmiegen sich sechs Enkel an
So zog das Leben manche Spur
Sie schleppt sich mehr, als dass sie geht
Einst sprang sie über Zaungestänge
Nun steht die Lebensuhr auf spät
Ein Phänomen, wenn’s noch gelänge
Ihr müder Blick spricht tausend Bände
Und wie zerklüftet ihr Gesicht
Wie faltenreich sind ihre Hände
Doch sie verlor die Anmut nicht
Nicht ihren Stolz, nicht ihren Mut
Ihr graues Haar, wie es sie krönt!
Kein Farbton stand ihr je so gut
Die Zeit hat es gekonnt getönt
Doch nun verlässt sie Wille, Mut
Sich weiter einzubringen
Im Lebenskampf, doch tut’s auch gut
Mal nicht mehr kämpfen, ringen
Sie ist gefasst und steht bereit
Am dunklen Einweggleis
Dann steigt sie ein, es ist soweit
«Macht’s gut» vernimmt man leis … .
– Volker Teodorczyk –