verneint


– hören –


 – Ich habe mein Nein verschönt

aus der Ecke geborgen

ziviltauglich gestimmt

es ist nicht laut

es ist nicht leise

es übt sich noch

neben dem Ja

im Stehen

im Zumirstehen



 – Silvia Kuhn –



 


aus dem Papierkorb



 – aus dem Papierkorb
ein plötzliches
beklemmendes Geräusch
als wühlte dort
unter verrotzten Papiertaschentüchern
leeren Tabakpackungen
und zerknüllten Notizzetteln
unsichtbar
ein riesenhaftes Insekt


(oder eine Spinne
die borstig braun
nach oben drängt
um die Schreibtischplatte zu entern
und mit kleinen
unvorhersehbaren Bewegungen
den Schrecken
direkt ins Herz zu pflanzen)



 – Christian Fechtner –





haltestelle



hier wartet jeder für sich

der bus fährt
seit tagen nicht mehr
doch wir bleiben uns fremd

nur morgens
lächeln wir und
werden freunde auf zeit

wenn der jüngste die brötchen bringt



 – Jörg Schaffelhofer –




 

Sommerschneeflocke


(Kindergedicht)

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Ein Mann geht über Pflastersteine.
Kopf hoch. Er schaut die Wolken an:
Es gehen unter ihm die Beine,
und obendrüber geht der Mann

und ärgert sich. – Am Himmel oben
ziehn Vögel eine lange Bahn,
huiiiii, hat der Wind sie fortgeschoben. –
Der Mann guckt jetzt die Straße an,

guckt runter auf die Pflastersteine,
grau sieht die Welt aus Steinen aus,
durchs Grau gehn seine Hosenbeine,
und da am Eck spitzt eine Maus,

so grau, so steinegrau die Welt …
doch da! Im Grau und kaum zu sehn,
wer hat denn das da hingestellt?
Die Beine bleiben plötzlich stehn,

der Mann, er lacht! Geht in die Hocke:
da wächst in einer Pflasterritze
winzig wie eine Sommerflocke
aus Schnee … er schiebt die Nasenspitze

näher heran: Ein Gänseblümchen,
winzig und schön, sagt nichts, steht stumm
im wiesengrünen Blattkostümchen
in all dem Steinegrau herum.

Da fällt der Mann der Länge lang
ins Pflastersteinebeet und weint,
weint, lacht, es quietscht am Eck die Maus,
das Grau ist fort, die Sonne scheint,
die Welt sieht jetzt ganz anders aus.


– Peter Welk –


 


An der frischen Luft



Wenn Schnecken über Finger wabbeln
und ekelige Dinger krabbeln,
wenn Dornen piken, Rosen kratzen
und Knöpfe von den Hosen platzen,

wenn Spaten knirschen, Scheren schnappen,
Gestalten durch die Beeren tappen
und an den Blumentöpfen rütteln,
dass Nachbarn nur die Köpfe schütteln,

wenn Rechenstiele unvermutet
zu Beulen führen, dass es blutet,
und Maulwurfshügel, platt gehauen,
sich immer wieder neu aufbauen,

wenn ich das kaum erwarten mag,
ist endlich wieder Gartentag!



– Stefan Pölt –



 


Poeten



Sie schreiben [sie schrieben

schon immer getrieben

von kruden Ideen]


Sie sehen kaum hin

beim Schreiben aufs Treiben

der jengen die stehen

im Leben


Sie schweben halt gern –

doch wohin?


Erst gestern erblickte ich einen

hoch oben

der saß auf zwei Wolken

die Nase im Dunst

Es machte den Eindruck

als müsst ich ihn loben


ich lobte –

Solch Aufstieg

ist schließlich auch Kunst



 – niemand –



 


collage - gähnende himmel



 – orchideenwälder wachsen

an den ufern des überflusses

gegen die fließrichtung

und den goldfischen wird

das wasser zu seicht


auf der anderen seite geloben

bienenfresser besserung

in ihren nestern

und proletarisch ruiniert ein igel

den abendfrieden


sonnenuntergangsstimmung überall

die glühwürmchen im ausstand

und der überfluss fließt träge in die nacht

immer in der hoffnung

auf herabstürzende sterne


aber nur ein paar rosa wölkchen

verziehen sich in richtung westen



 – charlotte van der mele –