März 05, 2025

 


Lascher Mittwoch



Der Ascher quillt über, Hermine,

die Tage des Narren sind tot.

Der Qualm schwängert Luft und Gardine,

in Ohnmacht fällt grad eine Spinne -

auch mich haut der Tag aus dem Lot.


In Armen des Spirit gefangen,

erschien sie mir rosig die Welt,

am Montag. Heut starb mein Verlangen

nach ihr, sie erfüllt mich mit Bangen -

ihr Antlitz scheint grausam entstellt.


Ich weiß nicht, was soll das bedeuten,

dass ich derart unmutig bin -

noch gestern per DU mit den Leuten,

die sich, so wie ich, närrisch freuten,

seh ich keinen Sinn heut mehr drin.


Mir ist nach Versinken im Bette,

nach Weltflucht, nach Tiefschlaf und Ruh.

Zur Zeit jedoch, in dieser Stätte,

bin ich noch mit Kopfschmerztablette

und Bismarck, dem Hering, per DU.



 – niemand –



März 04, 2025



 es frisst der teufel in der not 

auch fliegen 



– der teufel frisst ja in der not auch fliegen 

obwohl er mehr auf satansbraten steht 

doch ist der leider gottes nicht zu kriegen 

wenn seine großmutter in urlaub geht 


denn die allein weiß so das fleisch zu braten 

dass es ihr‘m enkel immer wieder schmeckt 

manch andren ist‘s misslungen und missraten 

ins fegefeuer hat er die gesteckt 


wo sie alsdann am eig‘nen leib erfahren 

was eine krosse bratenkruste ist
durchbraten lässt er sie mit haut und haaren 

ein lehrgang den nie eine/r mehr vergisst – 

und frisst derweil bloß fliegen, ausnahmsweise, 

bis seine oma heimkommt von der reise … 



– harzgebirgler –



März 03, 2025


 

Gleiche Gier für alle!



– Paul Pütter ist vom Wesen her ein Reh,

ein scheues, wie es durch Romane springt

die Bächlein lang, derweil die Lerche singt;

und manchmal hüllt Paul Pütter auch der Schnee


in Jahreszeit und Stillvergnügen ein.

So pulst Paul Pütters Leben vor sich hin.

In seinem Schädel pulsen dick und dünn

die schönen Frauen zu Gesang und Wein,


wenn nach dem Winter ihn der Narrentrieb

zu Frohsinn und Enthemmung ruft, dann platzt

in Pütters Sein ein Knoten, Irrsinn kratzt

die scheue Seele auf … (wie Goethe schrieb:


Zum Rosenmontag juckt‘s in Zahn und Finger,

es schrumpft der brave Mann zum Lustmaulschlinger.) 



– tordilo –


März 02, 2025

 


Schneewittchens

Rosenmontag



– Frau Schmidtchen geht zum Karneval als Flittchen.

Frau Schmidtchen ist ein Ausbund an Moral

normalerweise dort im Zillertal,

wo man sie kennt als Zillertalschneewittchen,


das couragiert den Zillertaler Kerlen

den Weisel gibt, wenn diese sie umgurren,

dann hört man Schmidtchens Kicherkatzenknurren:

Sie werfe vor die Säue keine Perlen,


es sei denn …! (Und es ist im Karneval,

dass im Schneewittchen seltne Säfte gären,

die rosenmontags ihm das Herz beschweren,

dann pfeift Schneewittchen hörbar auf Moral.)


Dann haut‘s Frau Schmidtchens Haltung in den Keller,

ihr schwillt ein Giergesicht plus Lustpropeller.




– tordilo –



März 01, 2025



Spätlicht



 – Südwindbesiegelt ist unser Schlaf

ein Hirtenfragment kaum

lerchenschlaglang


Unsere Herden entweiden sich

am himmelgrünen Rand


Die Fremden der Häuser

Kindheitstransit

sieh doch nur


Wir zetteln die Sterne an

sind kleine Rufzeichen


Durch unsere Stimmen wandert der Mond



 – sufnus –



 


März



Der Wind pfeift rau, die Pappel zittert,

ein Specht, der fällt, Gehirn erschüttert.

Schad, grad war er aufs „Klopf“ noch stolz,

doch härter als sein Kopf ist Holz.


Die Sonne sucht die Welt zu küssen

und erntet Unmut der Narzissen –

sie schauen müde aus der Wäsche.

Welch kalter Kuss klagt eine Esche,


und spricht in Richtung weißer Birken:

Sie denkt, sie könnte hitzig wirken.

Die ist so blass, man glaubt gleich fälltse

vom Himmel. Ja, betont die Stelze,


die nah am Rand vom Weiher geht,

an dem ein Reiher bleiern steht,

den es nach Frosches Schenkeln giert.

Letztendlich bleibt er angeschmiert –

das Fröschlein lässt sich nicht stibitzen,

zeigt ihm nur, wo die Locken sitzen.


Ein Schneeglöckchen übt auf der Bimmel,

und über dem müht sich der Himmel

sein  blaues Band noch fix zu hissen –

das will vom Flattern kaum was wissen.


Ein Königsblau sei wohl sein Ziel –

hierzu brauchts Zeit


bis zum April!



– niemand –

Februar 27, 2025


Die deutschsprachige Lyrik übt sich seit 1945 in strenger Askese. Sie verzichtet nicht nur auf den Endreim, darüber hinaus entsagt sie dem Rhythmus, jeglichem Versmaß und hat schließlich auch Großbuchstaben und Satzzeichen im Wesentlichen eliminiert. 

Wie unschwer zu erkennen, ist mein untenstehendes lyrisches Machwerk den formalen Anforderungen an ein hochkarätiges zeitgenössisches Gedicht spielend gewachsen. 

Dennoch habe ich mich aus wirtschaftlichen Erwägungen entschlossen, wenngleich mir dies den Vorwurf künstlerischer Rückwärtsgewandtheit einbringen dürfte, meine Mitmenschen ausschließlich mit poetischer Kost in Reimform und Versmaß zu beglücken. 

Da zudem auch nur der geringste Hauch von Betroffenheitslyrik halbwegs erquicklichen Verkaufszahlen massiv im Wege stehen dürfte, habe ich mich inhaltlich der Satire, der Groteske, dem Nonsens – kurzum dem komischen Gedicht  verschrieben. 


– Rudolf Anton Fichtl –




seerosenblätterdeklinationen 



trübe rahmige spinatbrühe / bodensicht 

ung ist / grün ist grün / ist 

bodenseh sicht wie / blattspinat 

grün
ist trübe brühe / in
seenot ist / brühe in sehnot
see not
rose blühe
rosenbrühe
wie spinat
isst p o
p e
y e
seerosenblatt?