Die heiligen vier Könige



 – Drei Weise aus dem Morgenland,
sprich Osten, kamen angerannt,
durch Wüste, Trockenheit und Dürre,
sie brachten Weihrauch, Gold und Myrrhe.

 

Der Caspar und der Melchior

erreichten Bethlehem noch vor

dem Balthasar, der hatte Blasen

und konnte deshalb nicht so rasen.

 

Ein vierter wollt nicht huldigen

und ließ sich drum entschuldigen,

doch fehlte den drei Königen

der Wille zu beschönigen.

 

Sie beichteten im hellen Schein,

es fehle noch der Edelstein

von Phlegmar, denn so hieß der vierte

in Quellen nicht so oft zitierte.



 – Stefan Pölt –

 


Fortgegangen



Er mag nicht mehr, er mag die Nächte nicht,

des Totenvogels elendiges Wimmern,

dies Grinsen, dies verfluchte Mondgesicht

im Aug des Sees, sein bitterböses Schimmern.

 

Was will ich hier, er weint ein wenig, fegt

den unberührten Schnee mit bloßen Händen

vom Eis, die Scholle, die ihn schwankend trägt,

erbietet sich ein letztes Mal zu wenden.  

So halt doch ein! Er träumt von seinem Weib!

 

Der blinzelt, lacht, den spröden Bart voll Reif,

und formt den Mund zu winterblauem Staunen.

Ein Fischlein spricht zu ihm, ein Silberraunen

kriecht tröstend in sein Herz, in seinen Leib

und wiegt das Schilf, in dem die Dommel schreit.



 – Andrea M. Fruehauf –



 


Wiedersehen



 – Nach dreißig Jahren treffen wir uns wieder.

Ich staune, was aus dir geworden ist!

Du wirkst auf mich so saturiert und bieder;

Mir war erst gar nicht klar, dass du das bist!


Und du erzählst mir viel! Ich höre,

Du hast jetzt Kinder, Frau, ein großes Haus.

Bei einer Bank, da machtest du Karriere

Und lebst, sagst du, in Saus und Braus.


Vor dreißig Jahren warst du voller Ideale,

Voll Wagemut und voll Elan!

Jetzt scheinst du abgedriftet ins Banale.

Dass du nicht glücklich bist, sieht man dir an.


Es ist schon spät. Ich muss jetzt gehen.

Du schaust mich an mit einem Hundeblick

Und fragst, ob wir uns wiedersehen.

Als wir uns trennen, schau ich nicht zurück.



– Fritz Pfeiffer –



 


Meins



 – Der Himmel ist mein Intimus
Das Ufer Almanach
Mein Hund ein Freund ein Zerberus
Mein Mantel Schlafgemach

Die Flasche ist mein Heizkamin
Mein Deo ist der Wind
Die Wolken sind mein Baldachin
Der treue Floh mein Kind

Das Pflaster ist mein Kanapee
Die Tonne ist mein Koch
Mein Arzt ist von der Heilsarmee
Der Frost mein stetes Joch

Heut riechts nach Zimt und heißem Wein
Und du schaust vorwurfsvoll
Nun lauf schon Jago
Lauf allein
Ich hab die Schnauze voll



Andrea M. Fruehauf





Abschiedsgebet

für Georg Kreisler 


(2013)



 – Lieber Gott, er wird nun zu dir kommen,

Wenn er Glück hat, lässt du ihn auch rein,

Warnen solltest du die andern Frommen,

Denn er wird kein Bagatellfall sein.


Wenn er kommt, verhülle deine Engel,

Lass die rosa Wolken eingepackt,

Nimm den Neuen väterlich am Gängel

Und verbiet‘ ihm den Dreivierteltakt.


Unten hat er sich enorm verschwendet,

Niemand sah ihn schief im Leben stehn,

Immer hat er sich dem Witz verpfändet,

Und zur Beichte ließ er and‘re gehn.


Lass ihn spüren, dass der Ernst des Lebens

Nunmehr auch für ihn beginnen wird,

Sag ihm deutlich, dass er nun vergebens

Sich aufs Leichtgepäck besinnen wird.


Wenn es sein muss, lieber Gott, verbinde

Ihm die Augen vor dem ew‘gen Glück,

Dass er möglichst bald zur Reife finde,

Und dann, bitte, schick ihn uns zurück!



 – Peter Welk –



 


Das Jahr 

neigt sich dem Ende zu



 – Das Jahr neigt sich dem Ende zu,

die Felder legen sich zur Ruh

von Flocken sanft bedecket,


da hast wohl, frecher Winter, Du

gar hurtig Schnee und Frost im Nu

aus tiefem Schlaf erwecket.


Die Nacht erstarrt in kaltem Blau,

die Feldmaus träumt in ihrem Bau

von Bucheckern mit Schleifen,


und ich bin kurz vor Gaggenau

der Grund für einen Megastau

mit meinen Sommerreifen.



 – Rudolf Anton Fichtl –





Orchesterprobe 

 

– Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! CAPITO?

AHA!
Flütomanti, Violitat, Tata-tumm?

Oh, no, no, no!
Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! BASTA!!

OHO!
Flütolatum, Tata-manti, Zipolat?

No, no, no, no, no!!!!!!!!!!
Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! O.K?

YESS!
Zipolatum, Flütomanti, Violitat?

Njet, njet, njet!
Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! VERSTANDEN?

HARASCHO!
Violitati, Flipomanti, Zipfelumi?

Nein, nein ,nein!
Ta-ta-ta-ta, Tata-tumm, Flütotat
Zipolatum Violimanti! KAPIERT?

HÄ?

DILETTANTEN
BANAUSEN!
IDIOTEN!

Piep?


– niemand –