Sommerregen
– Andrea M. Fruehauf –
– Andrea M. Fruehauf –
willst was schreiben
huschpfuschswouuuuush!
so im musenabwesenheitsschreibdringlichkeitsdrang
schnapsidee das (weißt du doch)
kommt ja eh nix dabei raus
außer heißdampfhohlgeschossrohrkrepierern
fliegenschissaufpapieranmutungen
reimkeimbefreites intellektverquastes
freifahrtsversscheinblahblah
besser
du lässt es sein
– Claudia Neubacher –
– Du hast Papiere nicht und Ahnen,
Du hast nur einen runden Leib,
Und die Behörden kratzen Kreuze
Betreffs: Festendlicher Verbleib?
Du hast in meinem Bett gelegen
Vorgestern Abend im August
Und hast gesagt: «Herr Nachbaa, gelle,
Se maches korrz, isch hob ko Lust.»
Und saß ein Vogel vor dem Fenster
Und hatte einen Ehrenplatz -
«Herr Nachbaa, sehn Se, unner Mensche
Iss doch es Edstle so‘n Schpatz,
Der fliescht erum un hockt am Erker
Un guckt enoi un hot ko Geld,
Des issen Schpatz un iss als solscher
Beliebt, gefiddert un gemeld.»
Du hast Papiere nicht und Ahnen,
Und übermorgen bist du tot,
Und vor den Fenstern alle Vögel
Spalieren dir im Morgenrot,
Und hinter Wolken schreibt ein dicker
Prophet dich ein in die Kartei.
«Herr Nachbaa, sehn Se, unner Mensche,
Do muss mer mindstens Engel sei.»
– Joe Fliederstein –
– Krankenhäusern, grad von innen,
kann ich gar nichts abgewinnen,
doch bei mancher Art von Leiden
lässt es sich nicht mehr vermeiden
und ich werd im Krankenwagen
hinkutschiert und reingetragen.
Am Empfang sitzt eine Dame:
»Krankenkasse, Anschrift, Name.«
Als sie mitkriegt »pflichtversichert«,
hat sie lauthals losgekichert:
»Tja, in diesem Falle hätten
sie im Flur noch freie Betten.«
Heute kommt noch die Visite
und die ganze Arzt-Elite
wuselt aufgeregt und stumm
um den Herrn Professor rum.
»Na, dann wollen wir mal sehen…«,
sagt er im Vorübergehen.
»Und, wie geht es uns denn heute?«
Der hat Nerven, liebe Leute!
Mir geht's schlecht, doch ihm geht's klasse,
denn es klingelt seine Kasse
jeden Tag, den ich in Pflege
hier das Krankenbett belege.
Grad als mich die Wut so packte,
nimmt er meine Krankenakte,
murmelt was von »Herzbeschwerden«
und zu mir: »Das wird schon werden!
Übrigens, mein Honorar
nehm‘ ich gerne auch in bar.«
Während er noch weiter scherzte,
himmeln ihn die Nachwuchsärzte
an und ohne Abschiedswort
sind sie plötzlich alle fort.
Das war jetzt zu viel des Guten,
das ist mir nicht zuzumuten!
Hastig pack ich meine Sachen,
um mich aus dem Staub zu machen,
denn ein jedes Krankenhaus
sieht von außen schöner aus
und nur hier trägt man mit Fassung
seine eigene Entlassung!
– Stefan Pölt –
– Der Wind zerschneidet meine Glieder
spielt mit ihnen zeitenverloren
klimpert, musiziert
Es liegt noch immer
Apfelduft auf den Wegen
gereift im Rückwärtsblick
Stadteinwärts fließt ein Strom
aus Leibern – unzerschnitten
Am Abend füge ich mich ineinander
und folge euch – nicht
nicht mehr
– Silvia Kuhn –
– Er scheint besessen von der Sucht nach Leben,
die Trauer um des Jahres End gebiert
in ihm nur Widerstand. Sich hinzugeben
gedenkt er nicht im Traum,
so coloriert
er die Umgebung mit den grellsten Farben.
Ein Darben kommt in seinem Plan nicht vor.
Das Übertünchen aller Lebensnarben
in der Natur heißt nun:
Multicolor!
Dem, der so aufträgt, diesem ist nach Festen –
ein solcher gibt sich nicht dem Greinen hin.
Ein solcher macht, selbst aus des Jahres Resten,
noch ein Event, samt Motto:
Seht, ich bin
noch einer, der euch zuruft: Keine Bange
vorm Tod! Es wird am Leben sich gelabt!
Drum fällt das letzte Blatt noch nicht, so lange
ihr alle etwas in der Krone habt!
– niemand –