Krimskrams 



 – Im Wesentlichen hast du, was du brauchst,
Vor allem, wenn du nicht der Jüngste bist.
Dein Hausstand wirkt komplett und trotzdem kaufst 
Du manchmal dies und das, was du vermisst. 


Ein großer Anteil Mist ist wohl dabei, 

Wie du im Lauf der Jahre registrierst. 

Dein Hab und Gut enthält halt allerlei 

Objekte, die du ständig ignorierst. 


Sie lagern teils im Schrank und teils in Kisten. 

Sporadisch räumst du auf, um das, was stört, 

Fein säuberlich und gründlich auszumisten. 


An andren Tagen suchst du ganz beflissen 

Ein Teil, das dir seit eh und je gehört,
Und findest nichts. Du hast es weggeschmissen. 



– Didi.Costaire –



 


Raumgesichter 



 – gestern zeigte mein Zimmer 

sein friedliches Gesicht 

geborgen im weich machenden Licht 

eines Regentages 

verdösten wir
ein paar unordentliche Stunden 

heute morgen steckte die Sonne 

ihre Nase in die dunkelsten Ecken 

und grüßte mit «abgewohnt» 


dem Teppich sträubte sich sogleich die Wolle 

die Tapeten
machten einen Streifen mit
unter dem tastenden Sonnenfinger 

«die eckt an»
meinten die Wände
mit einem aggressiven Ausdruck 
«Fenster zu» rief ich –
der Vorhang hatte nichts dagegen 

Jetzt dösen wir wieder friedlich 

mein Zimmer und ich 



– niemand –



 


Im Fluss der Begegnungen



– eine Kinderstimme
wohnt in dem Hünen
der seinem vorausgeeilten Begleiter
etwas zuruft


kaum im Freien
kappt sie jede Verbindung
zu dem
den das Auge sieht



– Christian Fechtner – 



 


Was bleibt 



– Was wird von mir und dieser Sehnsucht bleiben, 

Wo doch so vieles ungelesen steht?
Was nützt es, meine Seele aufzureiben, 
Wenn niemand auf die Suche nach mir geht? 


Mit Eifer hab ich um das Wort gerungen, 

Von Metrik und Kadenzen oft geplagt; 

Hab Regen, Tod und Teufel gern besungen; 

All das, was mir mein armes Herz gesagt. 


Zum Dichten ist der Mensch nun mal geboren. 

Er schreibt, er leidet, lacht und weint und trinkt. 

Und küsst ihm Καλλιόπη auf die Ohren, 

Verrät sie nicht, ob Hohn, ob Ehre winkt. 


Drum lach ich nur und lass euch Spötter schwafeln – 

Im Himmel werde ich mit Goethe tafeln. 



– Andrea M. Fruehauf 



 


Bitte alle mal herhören 



– Dem Förster trieft das Schmalz aus beiden Ohren, 

Der Gästeblock erstarrt im Kollektiv,
Ein Fachjournal für Außenbordmotoren 
Wird abbestellt. Am Strand bei Tel Aviv 


Gibt’s nun schon seit fast Ende letzten Jahres 

Kein Schöller Eis mehr, nur Cornetto Nuss. 

Nach Auskunft eines Delmenhorster Paares 

Klemmt wieder mal der Rucksackreißverschluss. 


Ein Faschingskrapfen leckt, und währenddessen 

Ist Stromausfall in Ungarns Parlament, 

Ach ja, und um ein Haar hätt ich’s vergessen: 

Der Blutdruckreferenzwert wird gesenkt. 



– Rudolf Anton Fichtl –



 


Beamter auf Abwegen 



– Er ist Beamter, deshalb beamt er 

Sich gern heraus aus der vertrackten 

Behörde für verstaubte Akten,
In seine Actionworld. Dort mimt er 


Den Chef mit großem Apparat 

Und nicht bloß den Abteilungsleiter, 

Bleibt weder Paragraphenreiter 

Noch statisch-sturer Bürokrat. 


Nur Träume haben ihn bewegt. 

Statt Sachverhalte abzuwägen 

Wie auch Belege abzulegen, 

Hat er sein Phlegma so gepflegt. 



– Didi.Costaire –



 


So der Plan 



Was werde ich nicht alles machen, 

Wenn ich erst mal gestorben bin! 

Mir kommen da schon tausend Sachen, 

Die noch zu tun sind, in den Sinn. 


Der Tod entbindet mich von Pflichten, 

Dann hab ich endlich Zeit am Stück 

Zum Lesen, Faulenzen und Dichten – 

Ruft mich die Pflicht, ruf ich zurück: 


Ich bin für keinen zu erreichen 

Und mache nur noch, was ich will! 

Das ist der Vorteil von uns Leichen – 

Für uns stehn alle Uhren still. 



– Stefan Pölt –