Diät



 – Kekse, Kekse, Schokoriegel

Riesengrosse Waffelbrocken

Marzipan, so groß wie Ziegel

Und es schneien Nougatflocken

 

Ach, ich träume einen Stuss!

Ich spaziere unter Bäumen

Die aus reinem Zuckerguss

Straßen aus Melasse säumen

 

Doch ich kaue Kokoskerne

Trinke Wasser aus Karaffen

Ja, vier Zentner hätt‘ ich gerne

20 Gramm muss ich noch schaffen!



 – Volker Teodorczyk –





ohne dich



mein herz das ist ein puzzle

in hundert teilen und einige

liegen noch bei dir herum


ein paar hab ich verloren

als ich gegangen bin und

mit dem rest in meiner schachtel


lege ich mir hin und wieder

mein lückenbild zusammen

das mich so seltsam treffend trifft


und weiß ich werde

mich nicht suchen

ich bin mir so

mehr als genug



 – charlotte van der mele –



 


montagmorgen



es wird zeit mich anzuziehen

ich friere

die kälte kriecht mir unters hemd

es wird zeit

 

draußen scheint die sonne

die gegnerin der dunkelheit

 

im garten blühen noch die letzten rosen

gelbe und weiße

sie üben sich im widerstand

gegen den raureif auf den dächern der nachbarhäuser

 

auch ich werde mich

wappnen

starkmachen

für und gegen

für alle fälle

 

es wird zwar niemand an der tür klingeln

oder klopfen

aber ich will vorbereitet sein

 

vielleicht bringt ja jemand

eine tüte mit weichem quittenkonfekt vorbei

oder mit knusperharten springerle

ich würde die tür öffnen

bedenkenlos



 – tulpenrot –



 



 Engel finden 

leicht gemacht



 – Ach heile, heile, heilich:

Der Himmel schließt, beeil dich!


Trenn dich vom Daseinsmoder

per Schrotschuss, Starkstrom oder


tu dir halt Gift ins Essen,

sonst kannst du es vergessen,


auf einer Wolke 7

ein Engelchen zu lieben.


Willst du im Himmelswallen,

dir eine Schnalle krallen,


muss du zu Taten finden:

Im Po Granaten zünden,


dich einfach fallen lassen

von Hochhausdachterassen,


auch mit Piranhas baden

bringt dir genügend Schaden.


Am besten aber wär es

du wählst was, was nicht schwer ist:


Der Freund von meiner Nichte

schreibt liebend gern Gedichte –


drei Proben dieser Kacke:

Schon schmilzt dein Hirn zu Schlacke.



 – sufnus –





Interplanetares

Aufeinandertreffen



– Don Quichotte, der schwebend Bahnen zieht, 

Trifft auf Palmström irgendwo im Blau, 

Den er, schwebend auch, als etwas sieht, 

Das – ja, was? Noch sieht er's nicht genau, 


Eine Kugel sieht er, eingehüllt in Schwaden, 

Die hoch über ihm aus einer Wolke fällt, 

Und die Kugel hängt an einem Faden, 

Den – ja, wer? Womöglich Palmström hält? 


Es ist Palmström, ja! Er hält ein Weltgebilde 

Unter sich am Faden, und nun steigt ... 

Palmström steigt aus wolkigem Gefilde 

In das Weltbild ein und steht darin und zeigt 

Sich von innen dem im Außen schwebenden 

Don Quichotte und vor Erstaunen bebenden. 



– Peter Welk –



 


Werden und Vergeh‘n 


( Kyrielle )


 – Wenn Abendrot den Berg behaucht,

die Watteschäfchen rotbebaucht

im letzten Blau am Himmel stehn:

ein Spiel von Werden und Vergeh'n.


Vom grauen Acker blick ich hoch:

wie lange wärmt die Sonne noch?

Bald kann ich meinen Atem seh'n,

gewebt ins Werden und Vergeh'n.


Der Weinschwärmer liegt längst verpuppt,

die Tannenzapfen kahlgeschuppt;

sie zeigen an, dass wir uns dreh'n

im Kreis von Werden und Vergeh'n. 


Schon bald hat Winterschnee verdrängt, 

was Herbst mit Füllhorn ausgeschenkt.

Und aus den Wipfeln rufen Kräh'n

ihr Lied von Werden und Vergeh'n.


Den Kranichen ist's einerlei,

wie jedes Jahr zieh'n sie vorbei.

Wohin sie auch die Winde weh'n,

stets heißt es: werden und vergeh'n.



 – Claudia Neubacher –



 


Tüt-tüt!



 – Autokaravane zieht
tatatutet: Tata tüt!

Fuß & Gänger unbereift
nach Geschütz durch Zebra greift

Autofix kennt nix vom Stop
Fuß & Gänger rennt Galopp
über Strich und über Stein

Hört das niemals uff?
Oh, nein!
Solch ein SUV
kennt keine Zügel
Fuß & Gänger
streift sein Flügel

Fuß & Gänger hat es satt:
jeden Tag ein Tütentat!



 – niemand –