Der Löwe und 

der Schweinehund



Zum Löwen spricht der Schweinehund:

«So wie du lebst, ist nicht gesund!

Hast du nicht andere Int'ressen,

Als jeden Tag ein Tier zu fressen? 

Ich geh' mit dir mal ins Konzert!»

Der Löwe fühlt sich sehr geehrt.


Sie hören Bach und Smetana,

Der Löwe ist den Tränen nah,

Hat Großes jetzt in sich gespürt

Und ist bis abends spät gerührt.

«Jetzt mach' den Tag ich richtig rund!»,

Sagt er –

Und frisst den Schweinehund.



 – Fritz Pfeiffer –



 


... sind selber welche



Herr G. kritisierte gern Elche,

und soff er vom Rotwein paar Kelche,

begann von solch Tieren

er zu fantasieren –

anscheinend umgaben ihn welche.


Die Elche, das weiß selbst ein Laie,

sind Träger enormer Geweihe.

Die wuchsen verboten

nach drei Litern Roten –

das kriegte G. nicht auf die Reihe.


So sprang er zur Tür, Richtung Riegel,

geriet übern Umweg zum Spiegel.

Das Silber rief: «Ei,

welch prächtges Geweih!»

Und gab ihm darauf Brief & Siegel.


 – niemand –



 


14 Ufos über Wien 



7 Fliegen. In der Küche:
21 Grad. Jedoch 
18.000 Widersprüche: 

kein Bordell am Stilfser Joch. 


8 Marinereservisten,
20 Liter Sprit im Tank,
17 Geigenlehrer pissten 
hintern Medizinballschrank. 


15 Plattfußindianer 

konsumieren Bio-Reis, 

190 Lutheraner 

ohne Personalausweis! 


13 dicke Baronessen 

mieten sich 1 Trampolin. 

Fast den Titel noch vergessen: 

14 UFOs über Wien. 



 – Rudolf Anton Fichtl –



 


st! 



 – die süße floh, nun wird es herb 

st! ... still wirkt die welt
die einst so laut war, bunt und derb 
st! ... ein herbstblatt fällt ... 


als wärs ein stück vom eignen sein 

fliegts leicht und wiegt doch schwer 

das kleine blatt vom wilden wein 

st! ... du ihm hinterher ... 



– niemand –



 


Treuegelöbnis 



 – Recht zahlreich zieren Treuebänder 

so manches Brückenrandgeländer. 

Auch heute endet dort ein Strick, 

der Einen festhält – am Genick. 


Die Liebste hatte ihn verlassen,
es fiel ihm schwer, sich neu zu fassen 
und nichts trieb ihn zu neuen Lieben: 

Er ist sich immer treu geblieben. 


Hängt nun am Hals, nicht mehr am Leben 

und schwingt beharrlich zwischen Streben 

als eine Mahnung, sich zu ändern, 

bevor man endet – an Geländern. 



 – James Blond –





Später Vormittag 

in der Seitenstraße 



 – das Bettzeug
hängt im ersten Stock 
über die Fensterbrüstung 

wie ein uraltes 

Wesen auf der Flucht 

(das Kissen der spitzohrige 

Kopf ohne Hals
die Decke der schlaffe 
faltendurchfurchte Leib) 


von der Straße aus 

unmöglich zu entscheiden 

will es rein
oder wird es springen 



 – Christian Fechtner –





Kastanienherbst



ich spür das Sterben in den Dingen

die dort fallen. Und im Weitergeh'n

durch dunkle Zeit, durch die Alleen

blick ich in jene Schöpfungskronen

seh Sterne die aus Bäumen regnen

aus jenem Drehen dieser Welt

ist neben mir – gerade jetzt –

ein Stern auf dem Asphalt zerschellt



 – Morphea –