Grabenabzug
– Im Rinnstein fließt
Ein Meer dahin
Gejagt von Regenschirmen
Ein Fußtritt noch
– ubertas –
– Eine Hand voll Dichtung sprach verdrossen:
Mensch, was haben wir dir nur getan,
dass du uns in Bücher eingeschlossen
hast, die keiner lesen will und kann,
weil es kaum wen gibt, der noch die Schlüssel
zum «hermetisch Abgeschlossnen» hat.
Hättest du uns vielleicht nur ein bissl
weniger verrätselt und anstatt
ins Regal zu stelln, für hehre Künste
einer reichlich abgehobnen Schicht,
Greift mal eine Hand nach uns, erhoffen
wir uns Freiheit, Interresse, Luft,
doch kaum sind wir paar Sekunden offen,
ist schon die Begnadigung verpufft.
– niemand –
für L., 2025
– nicht viel –
vielleicht das
was sich nicht entscheidet
zwischen anwesenheit
und luft
eine wärme
die du spürst
aber niemandem zuordnen kannst
die signatur einer anemone
etwa in höhe
deines kehlbeins
nicht mehr
als das verschweigen
eines schritts
der sich
gegen das entfernen
nicht wehrt
ich wäre
gern der grund
für dein vergessen
dass du alleine bist
im sommer
wäre ich so viel baum wie nötig
und sonst: fast nur umkreis
damit du bleibst
im gedächtnis der erde
wo es nach dir atmet
(oder etwas in ihr das
bestimmt ist für dich)
– seefeldmaren –
– Es kommt der Inka-Kakadu
aus Tralien, nicht aus Peru.
Er thront im Eukalyptusbaum
fernab von jedem Ballungsraum
und deklassiert den Wiedehopf
mit seinem bunten Federschopf.
(Mag sein, dass dieses Prunkgewand
bei seinem Namen Pate stand.)
Sein Ruf hallt wie ein Pausengong
von Billabong zu Billabong.
Die Antwort folgt nicht minder laut,
erhört ihn eine Inka-Braut.
Sie fliegt mit angelegter Haube
in seine Eukalyptuslaube.
Dann schnäbeln beide Schopf an Schopf.
(Zu jedem Deckel passt ein Topf.)
– Cornelius –
(lieber keepe ich die Scheiße real)
– Verschicke Lyrik-Dickpics
im Tausch für Dopamin-Kicks.
Geheule und Gewichse
im endlosen Remix.
Nix deep,
doch aus Prinzip Creep,
noch ein nutzloses Mitglied
dieser Freak-Boutique,
wo bei Kritik jeder gleich quiekt,
wie ein Schwein,
das man am Schwanz zieht.
***
Oh nein,
Dir fehlt die Fantasie?
Zum Glück gibt es
Chat-GPT.
Künstlich nicken Köpfchen
am laufenden Bändchen
und wir treten auf der Stelle
wie ein Tippkick-Männchen.
Die Lyriklandschaft
ist längst gebrandschatzt
und wir ihre Zukunft:
Leserlos und zwanghaft.
Abgeschlafft, bald abgeschafft.
Ein Himmelskörper,
der sich blöd am Arsch kratzt.
Ich riech doch bis hier,
wie ihr schon verwest!
Versucht bitte nicht zu sterben,
während ihr den Absatz lest.
***
Macht euch lieber
euren eigenen Reim.
Das hier ist Battlerap
aus dem Behindertenheim.
Ich produziere Content,
vor dem man davonrennt,
sitze heulend am Schreibtisch,
während das Haus brennt.
Kostenlose Dichtung
ohne Kaufverpflichtung.
Für nur null Cent:
zwei Bit-Talent-Shit.
Ein Klick
und wir sind quitt.
***
Sorry, liebe Geldeintreiber,
bin anonymer Lyrikschreiber!
Könnte mit Reimen auf Kodein
auch Millionen verdienen,
doch lieber keepe ich die Scheiße real
- einer muss ja
die Klischees bedienen.
Mir doch egal,
ich bleib auf meiner Schiene
und schreib nur noch für mich
und den Geist in der Maschine.
– klaatu –
– Ich habe alle eingeladen
zum Fressen in der Sommersonne.
Drum drängeln sich jetzt Myriaden
von kleinen, weißen, nackten Maden
im Abfall meiner Biotonne.
Ich lüfte ihren Deckel gerne,
und labe mich am wilden Treiben.
Es zeigt mir das nicht allzu ferne
der Menschen auf dem Erdensterne,
wenn die Tendenzen denn so bleiben.
Ist die Vermehrung nicht zu zügeln
noch die Verwüstung des Planeten,
wird sie der Hunger schnell beflügeln
wie Maden sich um Müll zu prügeln
und außerdem, sich plattzutreten …
– gummibaum –