einfaches Mosaik
– Da sind die einfachen Pflaster
Sie hüpfen darüber
Dort sind die Steinchen
Sie werfen damit
Da sind die einfachen Fragen
Dort sind die Kinder
Vom Gestern ins Heute
Hüpfen sie
Werfen damit
Stellen sie
– Ubertas –
– Fliederstein entschließt sich, aus Gedankenstücken
Eine blaugemalte Welt zu schaffen,
Blau die Häuser, blaugemalt die Brücken,
Blau, sofern entstehend, die Giraffen.
Ohne Schöpferplan will Fliederstein beginnen,
Doch ins Blaue zielt er absichtsvoll,
Um dem Graugemalten zu entrinnen,
Das in seiner Welt nicht gelten soll.
Reines Blau ergießt sich wie aus Himmelskannen
Über Fliedersteins gedachte Welt,
Bläue schäumt in allen Badewannen,
Die er sich in seine Häuser stellt,
Veilchenblaugemalt beginnt der Montagmorgen,
Pflaumenblau lässt Fliederstein ihn gehn,
Blaue Mädchen haben blaue Sorgen,
Blaue Witwen können sich im Spiegel drehn.
Fliederstein – als leite ihn ein Zauberwort –
Nickt zu allem, lächelt, und dann hebt
Er die blaugemalte Welt mit Händen hoch und schwebt
Samt der Welt ins ungefähre Blaue fort …
– Peter Welk –
– das loch an der oberen kante
der zeit ist kein ausgang
im gegenteil ist sein grund
noch immer nicht ausreichend
erforscht
die alten jedoch meinten
das loch sei der ort
da die gottheit der zeit
dauer zuführe
die form der zeit aber ähnle
dem fliegenglas
und wir menschen sind
krabbelnde wesen
krabbelnde wesen aber die
den dingen sinn zusprechen
dem loch etwa
an der oberen kante der zeit
– charlotte van der mele –
Publikationen bei: anderort – Verlag für Lyrik, Leipzig
– Euer Kram kann mir gestohlen bleiben,
lang schon frage ich mich, was das soll.
Niese ich, verlangts mich zu beschreiben,
was da läuft! Ich hab die Schnauze voll!
Tränenreiche Tage, ewig Flüche,
Berge von Papier im Wertstoffhof,
Verse auf dem Wachstuch in der Küche
sagen mir: Hör auf, du bist zu doof.
Himmelreiche sind des Menschen Wille –
mir reicht dafür schon des Nachbars Feld.
Mittenmang von Klatschmohn und Kamille
kann ich Ich sein, frei und doch ein Held.
– Andrea M. Fruehauf –
(auf einen Viervierteltakt zu rappen)
– Es war einmal ein Mensch, der war zufrieden,
Der hatte einen Zaun und einen Hund,
Ihm war der hominide Gang beschieden,
Und zur Beschwerde sah er keinen Grund.
Er hatte außerdem ein Gegenüber,
Das ihm den Zweifel von der Seele nahm,
Er litt an gar nichts – nur am Lampenfieber,
Wenn ihm die Zukunft in die Quere kam.
Zum Beispiel fing sein Nachbar an zu fliegen,
Der Mensch sahs durch den Fensterladenspalt,
Und tags darauf ist er aufs Dach gestiegen,
Und in Gedanken flog er Richtung Wald,
Es hat der Mensch die Arme ausgebreitet,
Und nur der Absprung hätte noch gefehlt,
Der Brustkorb war ihm heldenhaft geweitet,
Der Mensch hat froh bis hundertelf gezählt
Und stieg bei hundertzwölf vom Dach herunter,
Er ging zu Bett und träumte von dem Flug,
Der ihn als Schwalbe aus Papier dann unter
Den Sternen hin zum Kinderspielplatz trug.
Dort ist er lautlos übern Sand geglitten,
Verfing sich jäh in einem Purzelbaum,
Und eine Besenhexe kam geritten –
Dann war er aber aus, der schöne Traum.
Der Mensch ist wieder hoch aufs Dach geklettert,
Und nunmehr hob er wirklich ab und flog,
Ist rein in einen Schweinestall gebrettert,
Als ihn der Wind auf Nachbars Grundstück zog.
Die Zukunft, sprach der Mensch, liegt nicht im Fliegen,
Des Bürgers Zukunft liegt Flugverbot.
Dann ist er einmal noch aufs Dach gestiegen,
Man sah ihn fliegend um den Kirchturm biegen,
Er wollte einen Überflieger kriegen,
(und falls er abgestürzt ist – ist er tot).
– Peter Welk –
Hattest du damals
solche Angst vor mir,
dass du mich vernichten musstest?
Ich benutzte dich,
wie man sich benutzt –
achtlos,
selbst betrachtend.
Es war mir egal, wer du bist –
Niemand fragt nach dem Spiegel.
Du musstest mich zerschlagen.
Ich fürchtete noch immer,
was du sahst.
War es ich?
Dein eigener Blick –
Niemand fragt nach dem Spiegel.
– Rufus –