September 14, 2024

 


Aktentasche im Regen



– An der Bushaltestelle steht ein Mann.

Heute regnet es.

Der Mann trägt eine Aktentasche.

In der Aktentasche ist es trocken und warm.

Der Bus hat Verspätung.

Der Regen wird immer stärker.

Der Mann ist auf dem Heimweg von der Arbeit.

In der Aktentasche sind wichtige Dokumente

und ein Teddybär.

Der Teddybär heißt Willi.

Er ist schon 42 Jahre alt.



– sufnus –


September 13, 2024

 


Zum Wohle!



 – Tuck, tuck! Was klopft denn da so froh,

als wollt mir wer was sagen?

Seit Tagen tönt das schon –


Oho!


Der Ton kommt aus dem Vertiko –

wird Zeit für ein paar Fragen:


Hallo, der du dort drinnen sitzt,

willst du dich nicht mal zeigen?

Ich sage es mal überspitzt:


Du machst dir was zu eigen,

was eigentlich nur mir gehört

und klopfst hier wie ein Specht –


glaubst du, das sei mir recht?


Was sagtest du?


Ach, nee, wie dreist!

Du meinst, du seist ein Flaschengeist,

vom Stamm der Mirabelle –

ich sei nicht helle, wie du meinst,

weshalb du mit Tuck-Tuck «erscheinst»?


Du weißt aus sichrer Quelle,

mein Oberstübchen sei so leer,

du willst nur Geist mir leihen?


Verdammt nochmal, so gib schon her –

man möge mir verzeihen!



– niemand –



September 12, 2024

 


in der B-Ebene



 – in der B-Ebene
hängt noch die ganze
stinkende Hitze
eines am Ende
hysterischen Sommers
der jetzt
sein letztes Aufgebot
auf Bahnsteigen versammelt:
erschöpfte Trägerinnen
von Trägerhemdchen
und Radfahrer
die ihren Rädern
eine U-Bahn-Fahrt spendieren


– Christian Fechtner –



September 11, 2024

 


Rosa Elefanten



Ist das hier

die Realität??


Gestern

hätte ich es

vielleicht noch gewusst,

aber heute


ist da ein Loch,

wo gestern noch

die Zimmerdecke war


und anstatt Wolken

wandern rosa Elefanten

über den Himmel.


– – –


Ist das hier

echt??


Ich hoffe nicht.


Denn Leute zerfallen

vor meinen Augen

zu Scherbenhaufen,


während sie mir Vorträge

über die eigene

Unzerbrechlichkeit halten


und draußen

an den Bahngleisen


knien sie massenweise

auf den Schienen,


um heranrasende Züge

anzubeten.


– – –


Ist das hier

die Wirklichkeit??


Was soll ich sagen?


Gestern

hätte ich es

vielleicht noch gewusst,


aber heute …?


Hört bitte auf zu fragen,


ich weiß es

doch auch nicht!



 – klaatu – 





September 10, 2024

 


Sommerregen



 – Siehst du, wie die Wolken dräuen,
scheinbar ruhn, sich nicht bewegen,
wie auf Federn Schweres tragen?
Bald schon wird ein Sommerregen
Dich und mich im Heu vertäuen.

Kannst du schon die Brise fühlen,
seltsam leicht, wie Schwalben fliegen,
wenn sie kreisend Mücken jagen?
Lass den Hut im Grase liegen
und den Wind dein Mütchen kühlen!

Komm, wir wolln einander spüren,
zeitlos, nur zur Liebe taugen,
bis wir uns nach draußen wagen,
Du mit nichts als hellen Augen,
ich im Kleid aus Perlenschnüren.



 – Andrea M. Fruehauf –



September 09, 2024



 willst was schreiben



willst was schreiben

huschpfuschswouuuuush!

so im musenabwesenheitsschreibdringlichkeitsdrang

schnapsidee das (weißt du doch)

kommt ja eh nix dabei raus

außer heißdampfhohlgeschossrohrkrepierern

fliegenschissaufpapieranmutungen

reimkeimbefreites intellektverquastes

freifahrtsversscheinblahblah

besser

du lässt es sein



 – Claudia Neubacher – 



September 07, 2024

 


Im Krankenhaus



 – Krankenhäusern, grad von innen,

kann ich gar nichts abgewinnen,

doch bei mancher Art von Leiden

lässt es sich nicht mehr vermeiden

und ich werd im Krankenwagen

hinkutschiert und reingetragen.

 

Am Empfang sitzt eine Dame:

»Krankenkasse, Anschrift, Name.«

Als sie mitkriegt »pflichtversichert«,

hat sie lauthals losgekichert:

»Tja, in diesem Falle hätten

sie im Flur noch freie Betten.«

 

Heute kommt noch die Visite

und die ganze Arzt-Elite

wuselt aufgeregt und stumm

um den Herrn Professor rum.

»Na, dann wollen wir mal sehen…«,

sagt er im Vorübergehen.

 

»Und, wie geht es uns denn heute?«

Der hat Nerven, liebe Leute!

Mir geht's schlecht, doch ihm geht's klasse,

denn es klingelt seine Kasse

jeden Tag, den ich in Pflege

hier das Krankenbett belege.

 

Grad als mich die Wut so packte,

nimmt er meine Krankenakte,

murmelt was von »Herzbeschwerden«

und zu mir: »Das wird schon werden!

Übrigens, mein Honorar

nehm‘ ich gerne auch in bar.«

 

Während er noch weiter scherzte,

himmeln ihn die Nachwuchsärzte

an und ohne Abschiedswort

sind sie plötzlich alle fort.

Das war jetzt zu viel des Guten,

das ist mir nicht zuzumuten!

 

Hastig pack ich meine Sachen,

um mich aus dem Staub zu machen,

denn ein jedes Krankenhaus

sieht von außen schöner aus

und nur hier trägt man mit Fassung

seine eigene Entlassung!



 – Stefan Pölt –