An der frischen Luft



Wenn Schnecken über Finger wabbeln
und ekelige Dinger krabbeln,
wenn Dornen piken, Rosen kratzen
und Knöpfe von den Hosen platzen,

wenn Spaten knirschen, Scheren schnappen,
Gestalten durch die Beeren tappen
und an den Blumentöpfen rütteln,
dass Nachbarn nur die Köpfe schütteln,

wenn Rechenstiele unvermutet
zu Beulen führen, dass es blutet,
und Maulwurfshügel, platt gehauen,
sich immer wieder neu aufbauen,

wenn ich das kaum erwarten mag,
ist endlich wieder Gartentag!



– Stefan Pölt –



 


Poeten



Sie schreiben [sie schrieben

schon immer getrieben

von kruden Ideen]


Sie sehen kaum hin

beim Schreiben aufs Treiben

der jengen die stehen

im Leben


Sie schweben halt gern –

doch wohin?


Erst gestern erblickte ich einen

hoch oben

der saß auf zwei Wolken

die Nase im Dunst

Es machte den Eindruck

als müsst ich ihn loben


ich lobte –

Solch Aufstieg

ist schließlich auch Kunst



 – niemand –



 


collage - gähnende himmel



 – orchideenwälder wachsen

an den ufern des überflusses

gegen die fließrichtung

und den goldfischen wird

das wasser zu seicht


auf der anderen seite geloben

bienenfresser besserung

in ihren nestern

und proletarisch ruiniert ein igel

den abendfrieden


sonnenuntergangsstimmung überall

die glühwürmchen im ausstand

und der überfluss fließt träge in die nacht

immer in der hoffnung

auf herabstürzende sterne


aber nur ein paar rosa wölkchen

verziehen sich in richtung westen



 – charlotte van der mele –



 


Nachmittag 

im späten August



Wolken legen ihre schmalen
durchscheinenden Leiber
knapp über den gläsernen Türmen der Stadt
ins Blau


 – Christian Fechtner –





Beziehungsgeflecht 



– Verwandtschaftsbeziehungen sind mir ein Graus, 

ich kenn mich bei so einem Wirrwarr nicht aus. 

Ob Großtante oder Cousin zweiten Grads – 

mein Stammbaum ist Teil eines Nudelsalats. 


Und habe ich wieder mal völlig verdreht,
in welcher Beziehung ein Mensch zu mir steht, 
versichert die Frau (hält mir tröstend die Hand), 

ich sei auch mit unseren Kindern verwandt. 



 – Stefan Pölt –


 

 


Von Bussarden 

und Posaunisten



 – Fahren Sarden mit dem Bus,

wird von Bussarden gesprochen.

Jene sind zum Sommerschluss

Richtung Festland aufgebrochen.

 

Treffen sie am Po Saunisten,

glühen sämtliche Antennen.

Nun erzählen die Touristen,

dass sie Posaunisten kennen.



 – Didi.Costaire –



 


Am grünen Hügel 



 – Lang aufgereiht erwarten Stühle 

in dunkelblauer Abendschwüle 

den Neubelag von Körperteilen, 

aus denen Seelen dann enteilen, 

um in der eingegleisten Bahn 

zu kosten Wagners Bühnenwahn. 


Einst sollte hier am deutschen Wesen 

die Bühnenkunst weltweit genesen – 

sie ist davon, weil's manchen mundet, 

noch immer nicht im Kern gesundet. 

Hier lauert in pompöser Schwüle
ein Schwulst verschraubter Machtgefühle. 



 – James Blond –