Summer of ‘24



 – Wenn wir nun die Fakten checken,

zählen wir auf unsren Wegen

all‘ die vielen nackten Schnecken,

die das Bild des Sommers prägen.

 

Sind wir dann bei 24,

ist der nächste Check schon fertig:

Manches neue T-Shirt spannt sich,

und der Träger lächelt bärtig.

 

Nackig oder angezogen,

ob es trocken oder nass war –

dieses Jahr führt jeder Bogen

hin zum Modewort «unfassbar».



 – Didi.Costaire –


 


Die Tränen 

des Laurentius



– Gestern Nacht und in den frühen

Morgenstunden brachten sie den

dunklen Himmel zum Erglühen –

ja, ich mein‘ die Perseiden.

 

Stundenlang zum Himmel starren,

warten auf die Leuchtspurtruppe,

ist was für sensible Narren –

mir sind Wunsch und Sterne schnuppe.



– Stefan Pölt –





 

Franz, du musst!



– Sieht‘s der Mond auch jeden Abend,

Guckt er doch zum Fenster rein,

Drinnen flackert rot die Lampe,

Und man wechselt einen Schein.


Eine Hose wird in Falten

Über einen Stuhl gelegt,

Während sich ein tiefer Seufzer

Zwischenmenschlich fortbewegt.


Eine Spinne lässt sich fallen,

Und ein Seidenfummel fällt,

An der Wand im Schnörkelrahmen

Guckt ein Engel in die Welt.


Eine Fülle von orangen-

farbener Verkäuflichkeit

Legt sich auf das Vorgeprüfte

Und erwartet den Bescheid.


Ein Gebet auf schmalen Lippen

Wird im Himmel überhört,

Und ein Schicksal steht im Zimmer

Irgendwie herum und stört.


Ein ermunterndes: «Was ist denn!»

Aus der Ecke mahnt zur Lust,

Und das Schicksal fährt zusammen

Und entscheidet: «Franz, du musst!»


Sieht‘s der Mond auch jeden Abend,

Guckt er doch zum Fenster rein,

Drinnen fällt beherzt ein Schicksal

Auf ein anderes herein.



– Joe Fliederstein –



 


canto de verano



Der Mai war schön. Doch DIESE Zeit
ist schöner noch, wenn mit aparten
Gesängen aus dem Nachbargarten
die Sommernacht mein Herz befreit.

‘Gezwitschert‘ wird dort stets zu zweit:
erst Lento, in getrennten Klängen,
die sich zum Presto hin vermengen:
ein Specht klopft wild; ein Käuzchen schreit

in eine laue Dunkelheit.
Ich sing, erlöst von aller Schwere:
«Wenn ich doch selbst ein Vöglein wäre!»
und schlurf ins Haus, zu Trott und Streit.



 – Dirk Tilsner –



 


Befreit 



 – Ein kleines Mütchen 

kommt nicht auf Trab 

begraben vom Gut 

verschüttet vom Hab 


gelähmt von der Schwerje 

der trägen Materje 

hebt es nicht ab 


Im kleinen Mütchen 

erwächst große Wut 

es löst sich vom Hab 

befreit sich vom Gut 


und bald ist dem Mütchen 

viel leichter zumut 



 – niemand –





stillgelegt



 – ein atelier in regalen

feinsäuberlich gestapelt

vergessene ideen

verworfene entwürfe

sich selbst überlassen

verblichen

die freude am schaffen

unter schichten von staub

begraben träume


tuben schweigen sich an

auch das cadmiumgelb schreit

nicht länger zu lange schon

recken pinsel dürre borsten

in einst aus- und nicht

wieder eingeatmetes

kein hauch der ahnen ließe

wieviel erfüllung hier

schon war und noch

zu finden wäre


nur die sommersonne

sucht einen weg

durch blinde fenster



 – Claudia Neubacher –



 


Gesdern Nachd 



 – da hob i a weng de Sternla am Himml ogschaud 

mir ausgmold
wis wär da ohm a weng rum zu flieng 

Aufpassn muss ma do freili scho 

wecher die schwazn Lecher
die sichd mer nämli ned 



– AlmaMarieSchneider –