Mai 04, 2025

 


Sonntagmorgen



Er ist die Ruhe selbst, der frühe Sonntagmorgen!

Die Straßen friedlich, kein Verkehrsradau.

Kein Staub. Der Himmel, sonst stets grau,

Ist heute klar und schimmert dunkelblau.

Kein Mensch ist unterwegs. Nur ich, um Brötchen zu besorgen.


Wie weggeblasen sind sie, all die Alltagssorgen,

Und gut gelaunt ist auch die Bäckersfrau.

«Sechs Schrippen?», fragt sie. Ich sag': «Ganz genau!»

Ich spreche Italienisch heute. Ruf' zum Abschied: «Ciao!»

Ich könnt' die ganze Welt umarmen heute Morgen!



– Fritz Pfeiffer –



Mai 03, 2025



kleine Korrektur  


 – Wahrheit lässt sich schwer ertragen,

Lügen braucht's zum kleinen Glück,

dass am Ende alle fragen:

War es nicht ein schönes Stück?


Schnell noch die Bilanz verbessert,

fort mit jenen roten Zahlen –

Alles, was den Gram entwässert,

trocknet uns zum Schluss die Qualen!


Sonnentau statt Regenplage

zieht so ins Gedächtnis ein,

wird dein Los zur letzten Frage,

soll es keine Niete sein.


Steck zum Abschied ein paar Zeilen

stimmungsvoll dir ans Revers!

Allen, die vorübereilen,

fällt dein Abgang dann nicht schwer.


 – James Blond – 



Mai 02, 2025



Fernbeziehung



 – Ich bin es satt, ich hab‘ genug

Ich flüchte abends in Spelunken

Die Zeit mit dir war Selbstbetrug

War damals blind oder betrunken

 

Ich gebe zu, ich war verliebt

Ich lauschte deiner Anamnese

Wir tranken Tee, fein durchgesiebt

Bestaunten deine Beinprothese 

 

Wie quietschte sie beim Liebesspiel!

Sie zeigte uns ihr eignes Wesen

Beim Höhepunkt pfiff ein Ventil

Da war doch früher keins gewesen!

 

So folgen dir stets Hundehorden

Dein Zahnersatz, vom Trödelmarkt

Der linke Busen zeigt nach Norden

Doch dein Toupet, stets frisch geharkt

 

Die Ohr-OP, sie war in Polen?

Das können nur Experten machen!

Die Muschel links zeigt stark nach oben

Die Rechte wackelt stark beim Lachen

 

Wir trennen uns, ich kann nicht mehr

Jedoch dein Bart, das war der Clou!

Du willst noch Sex? Das fällt mir schwer

Doch schick mir nur die Teile zu …



– Volker Teodorczyk –



Mai 01, 2025





Vom Oberlehrer



 – Als Gott die Welt gemacht, erfand

er auch den Oberlehrerstand

und sah sein Werk, pauschal betrachtet,

mit keinerlei Defekt befrachtet.

So kam, von Gott gesandt, der Oberlehrer auf die Erde,

auf dass er hier fortan unsterblich werde.



 – tordilo –



April 30, 2025



 Alternativen



 – Ein Ober im östlichen Garben

Fragt knapp im Caféhaus zum Barben

Den Kunden Jupp Harz:

«Kaffee, vielleicht schwarz?»

«Was haben Sie sonst noch für Farben?»



– Volker Teodorczyk –



April 29, 2025






Eselei



– Ein Esel stört ein Straßenbild
Und zwar, indem er mittendrin
Herumsteht und sich Esel schilt,
Der störend auf ein Straßenbild
Zu wirken nicht umhin
Und -her kann mittendrin.


 – tordilo –


April 28, 2025


 

Elizabeth II. auf Besuch


 – Fliederstein verlor sich jüngst in einem

Wundervoll entworfnen Zeitungsbild:

Eine Frau mit Schüsselhut und kleinem

Lächeln ging durch dieses Bild, und wild


Guckte ihr ein – Fliederstein verstand es,

Was da guckte, wie und auch wohin,

Auszuloten als ein wahlverwandtes

Männergucken mit Bedeutung drin.


Ach, wie hatte er mit solchem Gucken

Selbst schon Frauen auf den Hut geguckt!

Ach, wie war ihm jetzt nach Händespucken,

Und wie hat es hinterm Ohr gejuckt,


Etwas zog ihn, etwas ließ ihn gleiten

Weg vom Sofa, mittenrein ins Bild,

Und er fand sich zwischen Zeitungsseiten

Und in Damendüfte eingehüllt,


Und er guckte! Hin zum Hut! Und träumte

Sich ganz langsam an den Hut heran,

Und das kleingeratne Lächeln räumte

Seinen Platz, ein Traumbild schäumte

Auf – und plötzlich traf es ihn:

Bums! das Lächeln einer Königin



 – Peter Welk –