April 13, 2025



Megalodon



– Wenn ich den Urzeithai erwähne,

so weine ich stets eine Träne.

Nur Wirbel noch und große Zähne

sind von ihm übrig, und vom Mahl

(er fraß am liebsten Bartenwal)

nur Knochen, die er nicht zerriss,

mit einer Spur von seinem Biss.


Er schwamm vergnügt in warmen Meeren

mit seinem hundert Tonnen schweren,

doch schlanken Leib, und beim Vermehren

kam oft ein süßes Zwillingspaar

(die Schwangerschaft ging fast ein Jahr),

das dann im Kinderstübchen saß,

damit kein Elternteil es fraß.


Die Babys, die vier Meter maßen,

weil sie als Föten Föten aßen,

verloren Zähne und vergaßen

es gleich, weil schon ein neuer kam

(ein Wechsel, der kein Ende nahm).

Die Zahnfee strich bei jedem Hai

rund 40000mal vorbei.


Ich würde alles darum geben,

die Tiere wieder zu beleben.

Für sie ein Flachmeer auszuheben,

wär mein Pläsir. Ich baute stolz

(aus Panzerglas und Ebenholz)

für sie, zur Aussicht auch nicht dumm,

ein Miozän-Aquarium …



– gummibaum –





Warte



 – Warte

Wölkchen

Nimm mich mit

Wär dir keine Last

Federleise

Trügst du mich

Ohne Ruh und Rast

Dass wir segeln

Mit dem Wind

Über unser Meer

Und zum Regnen

Gäb ich gar

Meine Tränen her



 – Andrea M. Fruehauf –



April 12, 2025



Schlafen zu zweit



 – Vater schnarchte, schlief alleine,

doch im Urlaub sparten wir.

Von den Zimmern ging das eine

an die Mutter und das Kleine,

und so lag ich bei dem Stier.


War auch erst noch nichts zu hören,

blähten sich die Nüstern bald,

und sein Pfeifen, Grunzen, Röhren

war durch gar nichts mehr zu stören,

selbst mein Wimmern ließ ihn kalt.


Morgens saß dann seine Masse

ausgeruht im Speisesaal.

Mutter sah auf meine blasse

Haut und hob die Kaffeetasse:

«Kind, nun iss, du bist zu schmal.»



– gummibaum –



April 11, 2025



Frühlingserwachen



 – In den Straßen (I)


Ich denk, ich schnupper Frühlingsluft,

doch riecht sie wie im Winter.

Ein Auto rast, sein Gas verpufft –

und Hunderte dahinter.


Der Lenz steht da, mir ist, er hat

ein Rümpfen um die Nase -

er bietet frischen Duft der Stadt,

sie schenkt ihm ihre Gase.



In den Hinterhöfen (II)


Der Lenz will sich im Hinterhof

verdienten Beifall holen.

Dem Menschen ist sein Gang zu doof –

der setzt auf Grill und Kohlen.


Hier hat der Lenz es wirklich schwer –

mir deucht, ihm ist zum Heulen.

Er schenkt der Welt sein Blütenmeer,

und die grillt Puten-Keulen.



Auf dem Land (III)


Der Lenz zieht zum Bereich der Bauern,

den Blümchenduft noch in den Nüstern,

da lässt ihn ein Geruch erschauern,

draufhin hört man entsetzt ihn flüstern:


«Bin Freund der Landschaft und der Stille,

jedoch kein Fan von jedem Mist.

Ich sag auf türkisch: Güle! Güle!»

Was wohl mit Tschüss! identisch ist.



 – niemand –



April 10, 2025



Raus aus den Jeans



 – Wie sind die bunten Vögel froh,

sie färben ausdruckslose Lüfte.

Der Wind spielt farbiges Jo-Jo

mit Blüten und verteilt die Düfte.


Und wir? Im Einheits-Indigo

von Jeans in festen Standardgrößen,

verbläuen uns nicht nur den Po,

wir stanzen uns zu Trauerklößen.


Drum zieht es aus, das Einerlei

und pflückt aus Vögeln und aus Blüten.

Befiedert euch, seid vogelfrei,

und blütenblätterbunte Mythen.


Erwacht als Frühlingswiesen neu,

und duftet üppig vor Gedanken.

Steigt auf und endet nicht als Heu.

Seid Träume, die im Himmel ranken …



 – gummibaum –



April 09, 2025



Schnappschuss



 – Vor dem Küstenstrich Mallorcas

herrschte Panik, als zwei Orcas

sich den Badegästen zeigten.

Meeresforscher aber neigten

 

bei dem Anblick mehr zu Thesen

von der Sanftmut dieser Wesen.

Zum Beweis mit Foto ließen

sie sich tauchend zu den Riesen

 

auf den Meeresgrund hinunter.

Freundlich winkend, froh und munter

wurden Ozeanologen

in den Schlund hineingezogen.



 – Stefan Pölt –



April 08, 2025



 Haukes Land 



– wenn Nacht sich über Deiche legt
wo grade noch im Lichtgewand
ein Himmel tausend Farben trug 
und schleichend mit der Zeit verschwand 

die Stille summt, mit ihr der Wind 
der nicht mehr durch die Gräser streift 
die Schafe wandern dämmerwärts 
bis Dunkelheit nach ihnen greift 


– Morphea –