Januar 20, 2025



Schlafhygiene



 – Ich stelle nackt mich in den Schlaf,

ein Regenduschenglück!

Was tags mich auch im Herzen traf,

schäumt in die Zeit zurück.


Erlösung durch das Ablaufsieb

zur Duschdasträumerei,

die Nacht als kluger Tagedieb

seift uns vom Dasein frei.


Ich brause Pflicht und Muße fort,

kanalwärts gluckst die Welt:

Am wohlverfliesten Fugenort

auf mich allein gestellt.



 – sufnus –


 

Januar 19, 2025

 


Fabelhaft geschlafen



 – Beim Genuss des Biergebräus

konnte er sich nicht enthalten

und so träumte Vater Zeus

bald von seltsamsten Gestalten.

 

Vom Zyklopen, der sich preist:

»Räumlich sehe ich recht wenig,

aber, wie es so schön heißt,

unter Blinden bin ich König!«

 

Auch vom Vogel, der verbrennt

und wie Phoenix aus der Asche

neu ersteigt, was Jesus kennt:

Wiederauferstehungsmasche.

 

Und von Pegasos, dem Ross,

das geflügelt wie die Worte

mancher Dichter gleich im Tross

aufwärts strebt zur Himmelspforte.

 

Vater Zeus schlief tief, obgleich

Ungeheuer Feuer sprühten

und aus seinem Schlummerreich

ihn zu wecken sich bemythen.



 – Stefan Pölt –






Januar 17, 2025

 


Unterm Strich


(Fatras)


 

 – In jeder stummen Seele
reift längst die rote Zahl.

In jeder stummen Seele
erinnern die Befehle
der Zeit ans Wahllokal.
Die Stimme der Querele
zertrümmert die Kanäle,
denn nichts ist so normal
wie Löcher im Portal.
Dank seiner Parallele
versinkt der Ton im Saal,
und im Verlies der Kehle
reift längst die rote Zahl.



 – FrankReich –





Au, wei! 

Sprach der Papa Gei



 – Kind, was hast du nur für Nöte,

du monierst gern mein Geschrei,

willst, dass ich voll Zauber flöte?

Dabei bin ich, Papagei,


nicht die Nachtigall am Weiher!

Muss ich mich denn dafür schäm,

dass ich gern mit Mama geier –

haben alle Nachwuchs-Eier

mit den Eltern ein Problem?


Papagena, Tochter, Täubchen,

gestern, auf der Palme, saß

neben dir ein Typ mit Häubchen,

der dir aus der Kralle fraß.


Schnabuliert habt ihr, mit Wonne

und ich hörte all den Stuss,

den er dir versprach. Oh, Sonne,

stehst du jetzt auf Kakadus?


Diesem Kerl fehlt manches Schräubchen,

dazu dieser Siegerton.

Mieser Überflieger, Täubchen –

Der wird nicht mein Schwiegersohn!



 – niemand – 



Januar 16, 2025

 


Halbwertszeit



 – Im Urlaub fuhr Familie P.

nach Norden mit dem Pkw

und lebte dann in Dänemark

am See im Holzhaus recht autark.

 

Sie aßen täglich gut und frisch

aus eignem Fang gegrillten Fisch

und außer Störungen durch Mücken

schien die Erholung gut zu glücken.

 

Am Urlaubsende nach drei Wochen

sind sie zur Heimfahrt aufgebrochen

und endlich nach sehr vielen Staus

erreichen sie das eigne Haus.

 

Es schmerzt nach langer Fahrt der Nacken,

doch gilt es, Koffer auszupacken

und jede Menge Tragetaschen

verschmutzter Wäsche wegzuwaschen.

 

«Oh Gott!», ein spitzer Schrei der Mutter.

Die Blumen sind jetzt Trockenfutter,

dafür ist das Parkett gegossen –

ein Fenster war nicht gut verschlossen.

 

Beim Abarbeiten ihrer Post

bekommen sie fast Schüttelfrost.

Nur Rechnungen sind in den Briefen

und die Erhöhung von Tarifen.

 

Sie fühlen sich sofort gestresst,

ein Mäusenest besorgt den Rest.

Im Nacken immer noch ganz steif

sind sie schon wieder urlaubsreif.



 – Stefan Pölt –



Januar 15, 2025

 


Verzehrende Liebe



 – Die Liebe ist beileibe nicht

bloß eine reine Leibespflicht,

jedoch mit vollem Bauch

geht die Liebe auch.


Und willst du mit mir Liebe wagen,

dann führt die Liebe durch den Magen,

dann lieb ich dich mit Haar und Haut,

denn gut geliebt, ist halb verdaut!


Wen immer ich zum Liebsten wähl,

den liebe ich: from nose to tail.

Es zielt darum mein Liebesplan

von Shangri-La nach Ämirstan,


und zur Erhöhung deiner Reize

lieb ich dich ohne Würz' und Beize

und nehme bei der Liebeskür

zu guter Letzt dich ganz zu mir.


Dann sind wir zwei ein Unikum:

du innendrin, ich drumherum.



 – sufnus –



Januar 14, 2025


 

Tageslaunen



 – Heute trug der Tag bei sich

einen Sack mit Launen -

als ihm eine draus entwich,

konnte ich nur staunen.


Plötzlich wirkte er so hell,

anders als am Morgen.

Könnte ich, eventuell,

mir davon was borgen?


Fragte ich, erneut erstaunt

über meinen Geber

und bemerkte, gut gelaunt:

Läuft durch meine Leber,


jetzt noch nicht mal eine Laus -

welch ein Tageswunder!

Mittags gab, in meinem Haus,

mir der Tag dann Zunder.


Noch ein Läunchen, liebes Kind?

Fragte er, geschliffen.

Ich, wie große Kinder sind,

hab gern zugegriffen.


Bald war meine Laune da,

aber eine miese.

Der Tag grinste: Oh, la, la,

ohne Expertise


lässt sich niemand darauf ein -

fehlt es an Gespür?

Da warf ich, in meiner Pein,

ihn schnell aus der Tür.


Abends stand, mit seinem Sack,

er erneut und sprach:

Hab ein Läunchen, nach Geschmack -

greif doch zu, komm, mach!


Und so griff, zum letzten Mal,

ich zum Angebot -

diesmal eine gute Wahl,

denn im Abendrot


saßen wir zwei, Hand in Hand -

haben viel gelacht.

Bis der gute Tag entschwand,

tief im Schwarz der Nacht.



 – niemand –