Aus den Chroniken 

eines Steppkes 



 – Die Straße hatte damals eine Länge
von etwa sieben Lederstrumpfgeschichten. 
Wir konnten jagen, stromern ... ohne Zwänge, 

und wenn es hart kam, auf Bonbons verzichten. 


Am Strand im Urlaub sammelten wir Muscheln 

und ihrer Schönheit wegen(!) Kieselsteine. 

Im Schilfgras hörten wir die Nymphen tuscheln: 

«Der See birgt alte Schätze und Gebeine.» 


Im Kirschkern-Spucken warn wir echte Meister, 

bei Sauriern, ha! In jedem Streit die Schlausten. 

Wir glaubten an die Kraft der Poltergeister 

und dass Zyklopen nur in Märchen hausten. 


Der Kuchen Omas ließ uns dicker werden. 

Wenn Opa nieste, wackelten die Wände.
Ihr Garten galt als Paradies auf Erden:
Die Himbeerstaude nahm und nahm kein Ende. 


Den Becher Milch trank ich stets bis zur Neige. 

Ich war Korsar, ein guter, mit Gewissen. 

Mitunter leider auch ein wenig feige –
ich habe nie in einen Frosch gebissen. 



 – Dirk Tilsner –