Juni 14, 2025

 


Was denn nun?



 – Läufst du, Juni, heißer Sprinter,

mit der Sonne, Hand in Hand

durch die Zeit, träum ich vom Winter

und der Flucht vorm Schwitzerland.


Etwas scheint mich zu bewegen,

was der Mensch wohl Unrast nennt.

Brennt die Sonne, will ich Regen,

fällt der, wünsch ich vehement,


dass in all den grauen Wolken

sich ihr Antlitz regen mag.

Ist sie da, denk ich: Gemolken

sollte doch manch Wolken-Sack


wieder werden, zwecks Erfrischung

und dem ganzen Trallala –

in mir lebt halt diese Mischung

aus: Komm her, doch sei nicht da!



 – niemand –



Juni 13, 2025



Bezirk



 – Unter den dicken Bäuchen

Stehn Gürtel offen

Und Hosenställe auf Augenhöhe

Mit Dickbrüstigen

Muskulösen

Die mit kühlender Hand

Kniekehlen umschlingen vor

Geisterlosen

Küsten stemmt sich ein Wurm

Aus dem Watt um statt Fehlfarben

Jeglichen Horizonts

Verlorene Wolken zu küssen

Weicht das Licht aus dem Flur

Über gepolsterte Lehnen

Die Samtabdrücken standhalten

Unten vorm Lokal

Strotzen die Laternen



– ubertas –



Juni 12, 2025

 


Hymne 

an meinen Friseur



 – Therapeuten, Psychologen

Sehen ihren Stand bedroht

Anerkannte Demagogen

Stapeln klein in ihrer Not

 

Trainer für das Motivieren

Lebenshilfen, stundenweise

Gehen nun auf allen Vieren

Niemand zeigt sich derart weise

 

Wie der Mann mit Kamm und Schere

Und auch lustvoll, jedenfalls

In genehmer Atmosphäre

Köpfe stylt wie einst der Walz

 

Nebenbei verlieren Haare

Fast geräuschlos Überlänge

Ich genieße all die Jahre

Wachstum meiner Bildungsmenge

 

Rundfunk, Zeitung, wenig Nutzen

Nichts hat derart Wissenskraft

Nebenbei noch Brauen stutzen

Nacken kahl und fast geschafft

 

Brille auf und Hörgeräte

Werden sorgsam adaptiert

Scheitel stramm, es glänzt die Pläte

Kurz gegelt, gut amüsiert!



– Volker Teodorczyk –



Juni 11, 2025

 


September, wenn er kommt



 – Dein Zimmer unberührt

Wie es früher nie war

Sie stellt eine Kerze

Jede Nacht, nur dass du weißt


Wir reden nicht mehr viel

Der September ist schlimm

Dein Bruder wird jetzt zwölf

Nur dass du weißt


Sie glaubt an da oben

Ich würde auch so gern

Gäbe es eine Tür

du weißt



 – shallow –



Juni 10, 2025



Verästelt



 – Verästelt wie ein Baum steh ich im Leben,

ein jeder Tag darin scheint wie ein Blatt,

gespreitet in der Sonne, mir zu geben,

was Licht an Süße zu gewähren hat.


Doch Herbst malt meine Tage langsam farbig,

sie trocknen mit dem letzten Glühen aus

und fallen wie die Blätter. Es bleibt narbig

zurück ein schwarzes leeres Geisterhaus.



– gummibaum –


 

Juni 09, 2025



Spargelfreuden



Wie trüb in dieser Erdensphäre

das Leben ohne Spargel wäre!

Ich wollte für das Zeug mein Leben,

zumindest ein paar Jahre geben.


Schon quillt es mir aus beiden Ohren.

Ich fühle mich wie neu geboren.

Wie wundervoll es quietscht und flutscht …

(Fast wäre ich drauf ausgerutscht.)


Es füllt die Plexiglaskabine

und klebt auch an der Duschgardine,

verteilt sich reichlich und beliebig,

denn so ein Spar-Gel ist ergiebig …



– Cornelius   



 


Abschiedsschmerz



 – Wie eindringlich sie um Beachtung buhlte

Sah sie nach Anerkennung schmachten

Wer war es, der in dieser Kunst sie schulte

Menschen als Spielball zu betrachten?

 

Und dann verlischt die stolze Lebenskerze

Was jedoch fehlt, ist glaubhaft tiefer Schmerz

Nicht, dass es animiert zu bösem Scherze

Ihr letztes Lächeln? Das war Ende März  

 

Doch jetzt wird heimgezahlt und es gibt Saures

Wen juckt denn schon ihr letzter Wille

Und ihr Geschwafel hatte nichts Genau’res

Ihr Blick vereiste ihre Brille

 

Drei Söhne steh‘n gemäß der Etikette

Verkneifen sich den Hauch von Heiterkeit

Es muss Solides her als Ruhestätte

Verlässlich dicht, für alle Ewigkeit

 

So bringt sie, balsamiert, in einen Tempel

Den Trick beherrschten schon Ägypter

Und auf den Sarkophag den Eingangsstempel

Nicht an die Wand gestellt, sonst kippt er!



– Volker Teodorczyk –