Schattenspielend



– Manchmal denk ich mich am Abend

aus mir selber weg und gleite,

schattenspielend zwischen Welten,

hin ins aufgeklappte Weite.


Manchmal häng ich dann an Bildern

oder Wörtern fest und menge

mich mit allem durcheinander

und verlier mich im Gedränge.


Manchmal fall ich dann in Tiefen,

über mir enteilen Räume …

und ein fremdes Ich am Morgen

löffelt Ei und deutet Träume.



– Peter Welk –



 


Die Fußgängerampel



 – Hier heult ein Merzedes, dort poltert ein Trampel,

und mittendrin waltet die Fußgängerampel.

 

Die Zeichen der Ampel, sie stehen auf Gehen.

So kommt der Verkehr auf der Fahrbahn zum Stehen.

 

Schon gibt es Gequengel im dichten Gedrängel.

«Das Ding hat», ruft jemand, «kein Sinn, aber Mängel.»

 

Ein andrer warnt alle vor Kröten und Fröschen

und tippt auf sein Smartphone, um Kukies zu löschen.

 

Da kreuzt wer die Straße mit blassgelbem Helm.

«Gewiss», singt ein Spatz, «ist das Volker, der Schelm.»



 – Didi.Costaire –





 Grenzschlaf



Grenzschlaf
wirre Träume
in die schon das grammatische
Bewusstsein funkt


in halbwachen Sekunden
sucht der Blick
den Tag hinter den Ritzen
des Rollladens



 – Christian Fechtner –



 

Ypsilon



– Gegrübelt hab ich, gründlich überlegt: 

Was soll das Ding in unsrem Alphabet? 

Es steht mal für ein J, meist für ein Ü, 

Und oxydiert von Fall zu Fall zum I. 

By Anglizismen gibt’s anbuy ein EI. 

Ein eigener Akzent ist nie dabye. 


Ob Schwyzerdütsch (recht zünftig!), ob Ägyptisch: 

Das Ypsilon wirkt statt vernünftig kryptisch, 

Fast zynisch im Vergleich zum Lied der Schlümpfe. 

Weswegen pfeift die Nymphe denn auf Strümpfe? 

Sie liebt es ohne überflüss‘ge Hülle, 

Verbindet Party-Mythos mit Idylle. 


Trypsin verhindert Trübsinn, und der Dürre, 

Der mürrisch wird, behilft sich erst mit Myrrhe. 

Dann braucht der Typ ‘ne Psychoanalyse 

Nebst einer Yacht mit Pantry. Yeah! – Kombüse 

Hingegen klingt nicht glücklich, sondern damisch, 

Doch rhythmische Gymnastik sehr dynamisch. 


XY entlarvt die üblen Tricks. 

Hellenen haben nix, vergöttern Nyx. 

Tja, schmissen sie das Ypsilon hinaus ... 

Es säh‘ auch für die Lürik düster aus. 



– Didi.Costaire –



 


???



Wo fängt man an,

wenn man im Grunde

mit seinem Latein am Ende ist

und es am Ende des Tages

doch nur wieder


auf Fragezeichen hinausläuft???


Das sind Bilder,

die weit

über den Rahmen hinausgehen;


aus Farben,

die sich durch

jede Leinwand fressen.


Man sollte gar nicht erst versuchen,

in zivilisierte Worte zu fassen,

was man besser

durch die Hinterpforte

rauslassen würde.


Ich probiere es

natürlich trotzdem.


Was denn?


Wieso schaut ihr so?


Ihr könnt doch

auch nicht ganz normal sein,

wenn ihr das hier lest.


Machen wir einfach mal weiter,

vielleicht kommen wir ja

gemeinsam irgendwo an.


Da wir schon dabei sind:


Wo sind überhaupt diese

angeblichen «noch normal Gebliebenen»?


Verstecken sie sich ängstlich

in ihren eigenen Ruinen

und warten vergessen darauf,

endlich zu bekommen,

was sie

– ihrer Meinung nach –

verdienen?


Reicht jetzt

auch wieder

mit dem Reimen …


– wenn ich mir schon

keinen Reim auf das Ganze machen kann,

dann bekommt ihr auch keinen.


Wir haben ohnehin

keine Zeit zu verlieren,

denn


überfütterte

Schoßhündchen

verschlucken

ihre Herrchen


und


neurotische Freilandhühner

fordern unter Waffengewalt

die sofortige Rückkehr zur Käfighaltung.


Ein Mann

ruft laut in den Wald hinein,

doch als es herausschallt,


droht er den Bäumen

mit Anzeige wegen Lärmbelästigung,


während ein sprechendes T-Shirt

die einfache Bevölkerung

zum bewaffneten Widerstand aufruft.


Virtuelle Arschlöcher

scheißen dir real-physisch

vor die Haustür


und



STOPP!


GENUG!


Das langt vorerst!


Genießen wir lieber

mal ein paar Sekunden

Ruhe und Frieden


probeweise:



* sanftes Windrauschen *


* weit entferntes Vogelgezwitscher *


* das ruhige, gleichmäßige Pochen des eigenen Herzschlages *



Sorry,

aber wir müssen leider weitermachen.


Es ist nämlich folgendermaßen:


Kreischende Kleinkinder

von erschreckender Größe

sind drauf und dran,

komplette Kleinstädte

zu verschlingen,


weil sie

einfach nicht mehr

satt zu kriegen sind


und


gewisse Herrschaften

halten im Alleingang

ganze Heerscharen

in akuter Alarmbereitschaft.


Da sind

halb-animatronische Halbgötter

gerade dabei,

humanoiden Schandflecken

in feierlichen Zeremonien

die Schlüssel zu unseren Herzen

zu überreichen


und


wir schauen ihnen,

im Gedankenstau stehend,

fasziniert dabei zu,

wie sie stolz daran scheitern,

ein Stück Scheiße reinzuwaschen


– hinterher jedoch

alle begeistert daran schnuppern


[ Autor holt tief Luft ]


und einander schulterklopfend versichern,

wie sauber es jetzt duftet.


Man kann den Blick kaum abwenden,

doch wir müssen weiter!


Denn da liegen

Ursache und Wirkung

wie irre kichernd

auf dem Boden der Tatsachen

und versuchen sich gegenseitig

in den Arsch zu ficken.


Kopflose Körper

hetzen geschäftig

durch die Gassen,


wo panische Passanten

sich mit Stoppschildern streiten

und von ihnen

kostenpflichtige Seelenverschmutzung verlangen

für das vorübergehende Gefühl

auch mal kurz recht gehabt zu haben,


während 


Hallo?


Hallo …?!?


Seid ihr noch da???


Gut,

dachte schon,

ich führe hier

Selbstgespräche.



– klaatu –