November 07, 2025



Die kleine Brücke


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 – Da liegt sie,

zwischen den Atemzügen des Bachs,

ein Gedanke aus Stein. Tags

und nachts ein kleines

Hochgehobensein zu den Sternen,

zu den fernen, die

uns hinüberführen wollen

wie sie.


Eine Hand,

die hinüberreichen will.

Sie trägt uns still,

von Land zu Land,

spürt frohgesinntes Gehen,

verträumtes Innehalten, Stehen,

dunkles Vergehen sehnsuchtsvoller Blicke

ins dunkelblaue Band

der Zeit.


Jeder ihrer Steine ist Geleit.

Es gibt kein Verirren.

Ein Kind lässt flache Steine schwirren,

lacht.

Doch kommt die Nacht,

zieht sie die dunklen Schatten an.

Schau sie dir an –

du siehst das Leid nicht mehr

der Hand, die sie geschaffen hat.


Grad tanzt auf ihr ein kleines Blatt

im Schatten grauer Gänse.

Wie ein begnadeter Pianist,

der die Finger tanzen lässt,

bis ein Wunder aufsteigt.


Nichts verbindet

wie das, was bleibt,

wenn alles

gegangen ist.



– Dionysos von Enno –


( Gesang und Begleitung: KI )



November 06, 2025



Sommerschatten



 – Die Zeit müht sich, fast ungebrochen,

vom Sommerbild was hier zu lassen –

als hätt sich dessen Geist verkrochen

im Baum, im Strauch, auf Feld und Straßen,

geht sein Verblassen kaum voran.


Hier etwas Grün, dort ein paar Blumen –

es ist noch ein Volumen da.

Es liegen hier und da noch Krumen

von einer Zeit die nahrhaft war.


Es fliegen hier und dort noch Federn

von Wettermüden die den Süden

zur Vogelheimat längst erkoren.

Bald wird ein Frost die Landschaft rädern,


doch jetzt –

jetzt scheint noch nichts verloren.



– niemand – 



November 05, 2025



Demut



Auf verlorenen Posten

waschen sie sich

Splitter aus,

sehen sich in ihnen wieder.

Längst sind sie tot.



– ubertas –



November 04, 2025



Herbstgedicht



 – Mein Herbst ist der Tanz der Blätter im Wind,

die späten Blumen und die Äpfel, die auf den Boden fallen.

Und es ist nicht mehr die Sehnsucht,

nicht mehr dein Duft,

nicht der Schrei, der nach dir ruft,

nicht der Geschmack der Küsse,

nicht mehr der Oktober oder November,

nicht mehr der Traum, der versank,

der versank, der versank.


Mein Herbst ist das Wandern durch die bunte Landschaft,

die gerösteten Kastanien, die das Herz erwärmen.

Und es ist nicht mehr dasselbe Meer,

nicht mehr derselbe Himmel,

nicht die zwei Monde, die wir waren,

nicht der Zimt im Reis,

nicht mehr das Teilen des gebackenen Apfels,

nicht mehr der Traum, der versank,

der versank, der versank.



– Rui Luis –



November 03, 2025



Verdunkelung



In den Schlaf stolpern.

Verdammt schlecht ausgeleuchtet

der Notausgang in die Nacht.

Ein paar letzte Sorgen

lassen dich auf sich beruhen

und von hier an ist dann wohl

Austräumen angesagt.



– sufnus –



November 02, 2025



Zwischen Theorie und Praxis 
liegt eine Galaxis



 – Hach! Wie lebt es sich im Grünen,

fern von Unrat, Stadt und Müll,

hier ein Wäldchen, dort paar Dünen

und das vage Mehr-Gefühl.


Hier kann keinem was passieren -

hier in solchem Dorf-Idyll,

kann man theoretisieren.

Käm die Praxis auch ins Spiel


wüchs ein Mehr, auf alle Fälle,

schnell zur Welle oder Flut,

merkte man, das Ideelle

ist nur theoretisch gut.


Darum hält man von der Pelle

sich ein Mehr doch lieber und

gibt sich alles Ideelle

per Gedanken nur und Mund.



– niemand –



November 01, 2025



Hinter den Feldern



 – sah ich den Tag, wie er im Nebel stand,

sein letztes Gold verschwamm im Mühlengraben.

Die Ähre trug den Schlaf schon in der Hand,

und schien den Sommer still davonzutragen.


Ein Reiher zog, so weiß, als wüsste er

vom Gleichgewicht der Flügel und der Zeit.

Er trug im Schnabel Heimat und das Meer

und ließ mich dort in seiner Wirklichkeit.


Sah Felder, die im Dämmerlicht verglommen,

der Abend hielt den Tag noch in der Hand.

Ein Stück vom Licht war in die Flur gekommen,

und hing wie Rauch in unbewohntem Land.


Hier lag der Tau, hier sangen einst die Halme,

hier trug der Wind mein Herz in jedes Blatt.

Nun gehn die Jahre über diese Psalme,

die ich aus Erde lernte

heimatblass.


Dann kam der Pflug, zog Narben in die Tage,

die Ackerhaut war wund und übersehnt.

Das alte Haus, der Himmel leise Klage

um das, was grünt. Geblieben -

ist vergangen.


Die Nacht erschien mir wie ein Engel, wollte

sie einmal suchen noch mit einem Kuss,

doch weil sie fern blieb, kühl in ihrem Golde

erahnte ich, dass ich

bald gehen muss.



– seefeldmaren –