Februar 22, 2025



 Wandlungsfähig



 – Wer als Politiker begann,
entwickelt sich oft im Verlauf:
Erst fängt er vielversprechend an
und hört dann viel versprechend auf.



 – Stefan Pölt –





 Bankgeheimnis



 – Wie sie dort saß mittags im Park

als sei ihr Körper nur Hülle

umgeben von einem Duft

der stark

roch nach Lavendel-Vanille


die Augen geschlossen

der Mund nur Strich

zuweilen ein Zucken der Lider

als suchte sie etwas

tief in sich

und fände es dennoch

nicht wieder


Am Abend begann ein

Frühlingswind

der Welt etwas Luft

zuzufächeln


da sah sie auf

wie ein träumendes Kind

und schenkte dem Wind

ihr Lächeln



 – niemand –




Februar 21, 2025

 


von der zärtlichkeit 

des schweigens



 – manchmal lege ich
mein schweigen
auf deine nackte haut
dann berühre ich
das unsichtbare
zwischen uns
dirigiere die stille
und staune



 – sandfarben –



Februar 20, 2025




Friesisch herb 



 – Der Ostwind scheitelt streng von links
Legt Dauerwellen übers Meer
Die Jollen wippen aufgeregt
Und Wolken jagen regenschwer

Die Brandung schäumt derweil vor Wut
Der Leuchtturm lächelt Licht ins Weit
Das sich an Horizonten bricht
Im Möwenland und durch die Zeit

Der mondgezognen Wasserwelt.
Ich bin der gelbe Fleck im Bild
Im Grau aus Wolkenmeer und Gischt.
Bis  Dunkelheit darüberwischt.


– Morphea –


Februar 19, 2025



Bares für Rares



 – Nun kommen Sie, nur keine Scheu!

Wir prüfen ihre Kostbarkeiten

Schrott darf es sein, nur bloß nicht neu

Gerümpel aus den alten Zeiten

 

Ne, ist der schön, der Wormspanit

Welch ein Form, ach welch Gestalt!

Das Unterteil aus Grönlandsplit

Und wenn man reinspricht, wie das hallt!

 

Am Schnorf, jedoch am zweiten nur

Verwindet sich die Applisante

Von Abnutzung noch keine Spur

Das hebt den Preis ins Unbekannte

 

So, so, es ist aus Kurdistan

Vermutlich schon mal sandgestrahlt

Dem Drömmel fehlt ein Zahnradzahn

Die Wumpfe ist antik bemalt

 

Der Knörpel links ist angeklebt

Die Sickennut scheint perforiert

Ja, da hat Goethe noch gelebt

Seit damals nicht mehr glanzpoliert

 

Und die Kartusche scheint aus Lehm

Der Umpf aus Holz ist falsch montiert

Jedoch, es trägt sich sehr bequem

An Griffen, hölzern emailliert

 

Zum Preis, nun ja, da muss ich raten

Doch möchte ich nun ehrlich sein

Am besten nehmen Sie `nen Spaten

Und graben diesen Schrott tief ein!



 – Volker Teodorczyk –



Februar 18, 2025



Blümchengedicht



 – Es schoss, in Dichters kleinem Garten,

zu früh ein Blümchen aus der Erde –

das konnt den Frühling kaum erwarten.

Entgegen jährlicher Beschwerde

stand es nun da, der Dichter staunte

und raunte, mit entzückter Miene:

Ich nenn dich, Blumenkind, Hermine!


Des morgen kam er stets und schwärmte

vom feinsten Wuchs und zartem Blatt.

Der Winzling, der sich kaum erwärmte

für solche Worte, war bald satt

vom dichterschen «Zum Himmel heben»

und sprach zu diesem: «Lass, anstatt

des Sülzens, mich in Frieden leben!


Geh aus der Sonne mir, du Schwärmer,

dann wird mir wärmer, und ich kann

mich frei entwickeln, ohne Lärmer.

Häng mir nicht an der Ferse, Mann,

und nenn mich weiter nicht Hermine –

ich bin ein echter Tulipan!»



 – niemand –



Februar 17, 2025



Und alles angelt 



– Und wiederum hat alle Welt 
Sich durch der Wochentage Kreis gehangelt. 
Damit es sich gesund erhält,
Fährt alles raus aufs Land – und alles angelt. 


Du folgst im Schatten der Allee
Dem Kind, das fröhlich mit Gefährten rangelt. 
Du sitzt auf einer Bank am See,
Wo alles sich vergnügt – und alles angelt. 


Ein Schwan das Haupt ins Wasser tunkt, 

Er ruht in sich – das ist es, was dir mangelt: 

Es fehlt dir jener feste Punkt,
Um den sich alles dreht – und alles angelt. 



– Martin Möllerkies –