Februar 04, 2025

 


Der Gute



 – Ach, wie hasst er doch die Prasser,

predigt Wasser, ruft: Das schmeckt!

Danach geht er heim und was er

durch die Kehle gießt ist Sekt.


Autofahren sei die Sünde -

klimaschädlich allemal,

sagt er und erfindet Gründe

für den Tritt ins Gaspedal.


Flieger, diesen Umweltkiller,

nimmt er gern zum Eigennutz.

Nach dem Flug ist er dann stiller

Spender für den Umweltschutz.


So gelingt’s auf manchen Wegen,

– sieht man von der Strenge weg –

sich die Regeln auszulegen,

frei nach Gusto und nach Zweck.



 – niemand –



Februar 03, 2025

 


Reim dich!



 – Fiel dereinst ein guter Reim

eim nicht ein, so war es eim

eher peinlich und das Schreim

jener Verse ließ man bleim.

 

Heute intressiert das kaum.

Viele stümpern rum und glaum,

alles könn sie sich erlaum,

auch die Leser anzupflaum.

 

Manche texten anonym,

wollen überhaupt nicht ühm

und sie fischen bloß im Trühm,

während sie sich selber rühm.

 

Andre streben brav nach Ruhm

und sind keine bösen Buhm,

doch mit Zeilen voller Blum

schaffen sie's nicht mal postum.

 

Wären sie nicht zu bequem,

hätten sie noch weitre Them

wie den Kampf ums Überlehm

und sie könnten Hoffnung gehm.

 

Lyrik wirkt mitunter lahm.

Wenige Poeten ham

wahrlich ganz besondre Gahm

und die finden dann den Rahm.

 

Rissen Reimer sich am Riem,

hätten sie vom Liem geschriem,

und in Strophe Nummro Siem

was, das schmeckt nach ihr und ihm.

 

Wege führen zwar gen Rom,

selten allerdings nach ohm.

Einige sind abgehohm,

weil die Freunde alles lohm.

 

Dichter mögen gerne träum.

Wenn sie sich indessen sträum,

sich dagegen aufzubäum,

werden sie den Tag versäum.



 – Didi.Costaire –




Februar 02, 2025

 


Versuch über 

wohlfeilen Glauben



Instantgötter aus der Tüte,

schnell mit Wasser angerührt,

Glaubensinhalt erster Güte,

schluckweis seelisch eingeführt.


Hosianna um die Ohren

und im Herz ein Jubelchor

und im Frostfach eingefroren

hält der Spirit länger vor.


Nichts mehr vom «Verstande, der

glaubend nach Verstehen strebt».

Die Scholastik? Längst verlebt!


Denken macht das Dasein schwer,

also halt dein Hirn schön hohl,

freu dich dumm am Seelenwohl.



 – sufnus –


Februar 01, 2025

 


Standort



 – dort der Zaun

da der Kirschbaum

dazwischen du

 

hier die Sträucher

talwärts die Weiden

dazwischen ich

 

jenseits des Mondes

über den Wolken

inzwischen wir



 – tulpenrot –



Januar 31, 2025



Schneck und Schnecke 


( Kindergedicht )


 – Unter einer Brombeerhecke

wohnt der Schneck mit seiner Schnecke,

wohnen nicht im gleichen Haus,

gucken aus zwei Häusern raus,


kriechen in die Morgenluft,

angelockt vom Brombeerduft,

da der Schneck, so schnell er kann,

Schnecke dort, bleibt an ihm dran,


kriechen beide schneckenschnell,

Sonne macht die Hecke hell.

Tag vergeht. Dann kommt die Nacht,

ganz aus Brombeerduft gemacht,


Duft kommt näher in der Hecke,

Schnecke schafft die Kletterstrecke

vor dem Schneck, klebt zwischen Blättern,

Schneck hat noch‘n Stück zu klettern.



– Peter Welk –





 Bewegungsmelder



 – Es hat der Mensch den Drang sich zu bewegen,

er sucht im freien Raum das ganze Sein,

der eine will sich zu der andern legen,

ein andrer steigt in Kunstmuseen ein,

die eine joggt um stille Ententümpel,

die andre träumt sich weg im Dachgerümpel,

dann kommt der Tag, sich in ein Grab zu legen,

um Würmer zur Bewegung anzuregen.



– tordilo –



Januar 30, 2025



abreise



– einfach weg
sagt er sich

den koffer gepackt
alles, alles rein, nichts bleibt hier
außer diesem scheißleben

auf seinem weg
begegnen ihm
gesichter

deren mimik fragt ihn
meinst du
uns geht es anders?

sein schritt wird schneller
mit dem blick zur uhr

am bahnsteig
steht schon der zug
weg hier, jetzt oder nie

sagt die anzeigetafel
und ein pfiff gellt
höchste zeit

dann fährt er
der zug
ohne ihn ab


– Jörg Schaffelhofer –