Standort
– dort der Zaun
da der Kirschbaum
dazwischen du
hier die Sträucher
talwärts die Weiden
dazwischen ich
jenseits des Mondes
über den Wolken
inzwischen wir
– tulpenrot –
– Unter einer Brombeerhecke
wohnt der Schneck mit seiner Schnecke,
wohnen nicht im gleichen Haus,
gucken aus zwei Häusern raus,
kriechen in die Morgenluft,
angelockt vom Brombeerduft,
da der Schneck, so schnell er kann,
Schnecke dort, bleibt an ihm dran,
kriechen beide schneckenschnell,
Sonne macht die Hecke hell.
Tag vergeht. Dann kommt die Nacht,
ganz aus Brombeerduft gemacht,
Duft kommt näher in der Hecke,
Schnecke schafft die Kletterstrecke
vor dem Schneck, klebt zwischen Blättern,
Schneck hat noch‘n Stück zu klettern.
– Peter Welk –
– Es hat der Mensch den Drang sich zu bewegen,
er sucht im freien Raum das ganze Sein,
der eine will sich zu der andern legen,
ein andrer steigt in Kunstmuseen ein,
die eine joggt um stille Ententümpel,
die andre träumt sich weg im Dachgerümpel,
dann kommt der Tag, sich in ein Grab zu legen,
um Würmer zur Bewegung anzuregen.
– tordilo –
– als ein novemberwind des abends
in einer pappel sich verfangen hatte
befreite ich ihn vorsichtig
aus dem geäst und er
er lud mich ein
ihn zu begleiten
denn was willst du
im grauen land
da erinnerte die pappel mich
an meine kindheit
du bist wie ich
ich wachse schnell
breche leicht
doch hab ich stand wenn auch
im grauen land
der wind
er wird dich nur verwehen
ich will so sagte ich dem wind
noch einmal den lavendel seh‘n
wenn er in blüte steht
im grauen land
ganz so als gäbe es
doch hoffnungen
für hummeln und für kinder
für meine kleine trauer
und für eine liebe
wenn der lavendel auch vergraut
am späten jahr
dann wind dann bitt ich dich
verwehe mich
– charlotte van der mele –