Januar 11, 2025

 


Zusage



 – Bevor ich einschlag, noch drei Fragen,
dann gibt es später keine Klagen.
 
Ich wüsste erstens gerne mal:
Okay, wenn ich in Raten zahl?
 
Die zweite Frage: Ist Hawaii
bei diesem Angebot dabei?
 
Und drittens noch: Der geht retour,
der Typ mit der Betonfrisur!
 
Wird das vereinbart, sag ich Ja –
dann kaufe ich Amerika!



 – Martin Möllerkies –



Januar 10, 2025



Klare Anweisung



 – Der kleine Kerl, ach ist der nett!

Er kuschelt eng, herzallerliebst

Ein Söhnchen, was man gerne hätt‘

Wie lustig seine Stimme piepst

 

Er schmiegt sich an den großen Herrn

Zu ihm hat er wohl echt Bezug

Und ihn auch offensichtlich gern

Doch der hat erst einmal genug

 

«Ich mag dich sehr, ach Vati, du!»

Doch der spricht ernst, es ist kein Witz:

«Bis zu dem Gentest, hör gut zu

Nennst du mich weiterhin Herr Schmitz!»



 – Volker Teodorczyk –



Januar 08, 2025



Morgenprotokoll



 – azurblau
der Himmel
durchs Fenster

rasurrot
das Gesicht
im Spiegel

fast farblos
die Gedanken
vorm Aufbruch 


– Christian Fechtner –


 


Der Rabe



 – Mit blitzendem Auge verkündet der Rabe:
So hört einmal her, mein Talent, diese Gabe
Zu singen, bekam ich vom Gott aller Krähen!
Wer seid ihr denn, mich, meine Brüder zu schmähen,
Als sprächet ihr Recht von der Wiege zum Grabe?


Ihr ruft in den Tag, euer höhnisches Flehen
Ermutigt die Würmer, sich heimwärts zu drehen,
Auf dass euer Jaulen die Toten erlabe!
Ich kreise zum Abend, ich herrsche und klage
Und reite den Galgen, die Zukunft zu säen.



– Andrea M. Fruehauf –




Januar 07, 2025



Bla-bla!



Schlabauzi, schlabummsi, farruzzi, farra!

Oh, superli putzi! Die Blablas sind da!

Sie blubbern und blabbern, ums ührliche Rund,

sich Lippen zu Lappen, sich Münder krawund.


Es klickert und klackert, im Megawatt-Maß,

ein Babbeldadummsi ins Mattscheibenglas.

Hier fließt was alltäglich und immer aufs Neu -

hier trennt sich der Weizen-Korn-Geist gern vom Spreu.


Oh, Schnuckeldibaunzi, mein Waunzi, mein Fix,

wie wubbelt dein Plaunzi das stündliche Nix?

Es trapselt und strapselt hinauf bis zum All,

gewollt genitorisch und oft genital.


Mein Pazelli-Schmazelli, Wauseli mein,

ein winziges Pauseli? Gläseli Wein?

Hoch, Prösterli! Trösterli, Knubbeldieda

mein Kätzeli! Schwätzeli wieder ?


Bla-bla!


 

– niemand –



Januar 05, 2025

 


Dem Einhorn



 – Ein Blatt, auf dem Bahnsteig verloren, vergessen,

weht hoch zu den Tauben, die Zeit ist vermessen

genug, zu vergehn, zu vergehn sei genug.

 

Am Abend erzählt sie der Uhl und dem Einhorn

von wortlosen Stunden, von  Kälte und Neid,

geröteten Augen, Geschwätzigkeit, Jähzorn,

und schaut dabei still auf ihr staubiges Kleid.

 

Das Tier indes schaut sie nur an, es mag denken,

so ist dieses Leben, so ist er, der Mensch,

und zustimmend glucksend erhebt sich der Krug.

 

Viel später noch wird sie vom Abendrot träumen,

von zwinkernden Sternen, von seidigem Blau,

von schmelzenden Weisen, dem Mond in den Bäumen,

die schneeigen Augen in trotzigem Grau.



 – Andrea M. Fruehauf –



Januar 04, 2025

 


Bald



 – Der kürzeste der Tage ist vorbei

ein jeder neue hellt sich um Sekunden

jetzt auf auch wenn der Mensch

das kaum verspürt


schürt es die Hoffnung

auf mehr lichte Stunden

und darauf dass ringsum

bald alles blüht


Noch ist man müd

und fühlt sich wie gelähmt

auch wenn man sich fast schämt

dies zuzugeben


fährt langsam Leben

in die starren Glieder

die einst beweglich waren


Das kommt wieder

sobald im Lenz die Sonne

hell erwacht

sagt man

der Winterdunkelzeit


Gut Nacht!



 – niemand –