Januar 10, 2025



Klare Anweisung



 – Der kleine Kerl, ach ist der nett!

Er kuschelt eng, herzallerliebst

Ein Söhnchen, was man gerne hätt‘

Wie lustig seine Stimme piepst

 

Er schmiegt sich an den großen Herrn

Zu ihm hat er wohl echt Bezug

Und ihn auch offensichtlich gern

Doch der hat erst einmal genug

 

«Ich mag dich sehr, ach Vati, du!»

Doch der spricht ernst, es ist kein Witz:

«Bis zu dem Gentest, hör gut zu

Nennst du mich weiterhin Herr Schmitz!»



 – Volker Teodorczyk –



Januar 08, 2025



Morgenprotokoll



 – azurblau
der Himmel
durchs Fenster

rasurrot
das Gesicht
im Spiegel

fast farblos
die Gedanken
vorm Aufbruch 


– Christian Fechtner –


 


Der Rabe



 – Mit blitzendem Auge verkündet der Rabe:
So hört einmal her, mein Talent, diese Gabe
Zu singen, bekam ich vom Gott aller Krähen!
Wer seid ihr denn, mich, meine Brüder zu schmähen,
Als sprächet ihr Recht von der Wiege zum Grabe?


Ihr ruft in den Tag, euer höhnisches Flehen
Ermutigt die Würmer, sich heimwärts zu drehen,
Auf dass euer Jaulen die Toten erlabe!
Ich kreise zum Abend, ich herrsche und klage
Und reite den Galgen, die Zukunft zu säen.



– Andrea M. Fruehauf –




Januar 07, 2025



Bla-bla!



Schlabauzi, schlabummsi, farruzzi, farra!

Oh, superli putzi! Die Blablas sind da!

Sie blubbern und blabbern, ums ührliche Rund,

sich Lippen zu Lappen, sich Münder krawund.


Es klickert und klackert, im Megawatt-Maß,

ein Babbeldadummsi ins Mattscheibenglas.

Hier fließt was alltäglich und immer aufs Neu -

hier trennt sich der Weizen-Korn-Geist gern vom Spreu.


Oh, Schnuckeldibaunzi, mein Waunzi, mein Fix,

wie wubbelt dein Plaunzi das stündliche Nix?

Es trapselt und strapselt hinauf bis zum All,

gewollt genitorisch und oft genital.


Mein Pazelli-Schmazelli, Wauseli mein,

ein winziges Pauseli? Gläseli Wein?

Hoch, Prösterli! Trösterli, Knubbeldieda

mein Kätzeli! Schwätzeli wieder ?


Bla-bla!


 

– niemand –



Januar 06, 2025



Rätsel-Gedicht für Hanna

( Kindergedicht )


 – hören >>


Eine uralte Frau steht am End’ einer Straße,

die in nachtschwarze Dunkelheit führt,

die Frau hat ihr Haar mit Zahlen verschnürt,

ihre Nase ist lang, ihre Augen sind groß,

aus den Ohren wächst uraltes Moos.


Und ein Kind ohne Nase mit knopfkleinen Augen

steht hüpfend auf nur einem Bein

am Anfang der Straße und gelb sind im Schein

des Mondes drei Haare, mehr hat es noch nicht,

die weht ihm der Wind ins Gesicht.


Der flüsternde Nachtwind, er flüstert: «Hallooo,

alte Frau, sag, du weißt, wer da hüpft? 

Ist gerade erst in die Stadt geschlüpft!»

«Ja, ich weiß es, ja, ich sehs an der klitze-

kleinaufblitzenden Stubsnasenspitze!»


Die Frau dreht sich weg, murmelt «Ach…» und ist fort.

Das Kind fragt den Wind: «He, wer war sie?»

«Tjaaa, wer? Denk nach, sonst erfährst du es nie!»

Und noch einmal hört man das Wort:

«Ach, lang war ich hier, bin für immer gegangen,

hat was Neues auf einem Bein angefangen!»


Das Kind ruft ihr nach: «Alte Frau, guck doch hin,

auf zwei Beinen jetzt! Guck, wie groß ich schon bin!»


Und du, Hanna, weißt du‘s? Wer ist da gegangen,

und was hat vor fünf Tagen neu angefangen?



 – Peter Welk –



Januar 05, 2025

 


Dem Einhorn



 – Ein Blatt, auf dem Bahnsteig verloren, vergessen,

weht hoch zu den Tauben, die Zeit ist vermessen

genug, zu vergehn, zu vergehn sei genug.

 

Am Abend erzählt sie der Uhl und dem Einhorn

von wortlosen Stunden, von  Kälte und Neid,

geröteten Augen, Geschwätzigkeit, Jähzorn,

und schaut dabei still auf ihr staubiges Kleid.

 

Das Tier indes schaut sie nur an, es mag denken,

so ist dieses Leben, so ist er, der Mensch,

und zustimmend glucksend erhebt sich der Krug.

 

Viel später noch wird sie vom Abendrot träumen,

von zwinkernden Sternen, von seidigem Blau,

von schmelzenden Weisen, dem Mond in den Bäumen,

die schneeigen Augen in trotzigem Grau.



 – Andrea M. Fruehauf –



Januar 04, 2025

 


Bald



 – Der kürzeste der Tage ist vorbei

ein jeder neue hellt sich um Sekunden

jetzt auf auch wenn der Mensch

das kaum verspürt


schürt es die Hoffnung

auf mehr lichte Stunden

und darauf dass ringsum

bald alles blüht


Noch ist man müd

und fühlt sich wie gelähmt

auch wenn man sich fast schämt

dies zuzugeben


fährt langsam Leben

in die starren Glieder

die einst beweglich waren


Das kommt wieder

sobald im Lenz die Sonne

hell erwacht

sagt man

der Winterdunkelzeit


Gut Nacht!



 – niemand –