Guten Rutsch!



 – Was ist das, woher kommt das bloß,

das auf den Darm so schlägt?

Man spürt den Drang, man müsste groß ...

Und weiß, so schnell wird mans nicht los,

auf kultivierte Art -

hier wird doch nicht gespart?


Doch ja, es wird! Der Drang, er wächst!

Um noch gelassen, sprich: Relaxt

zu sein, ist es zu spät -

weil gleich, aus Mangel an Papier,

was in die Hose geht!


Dann steht man da, um allemal

zu sagen: Es gab keine Wahl!



 – niemand –





Mal wieder nur 

ein Tag vorbei



– Mal wieder nur ein Tag vorbei getan
Was man von mir erwartet schleich ich um
Mich selbst herum wie eine Katze krumm
Um eine Schale voller Lebertran


In mir schreit alles geh doch endlich fort
Such etwas das dich hoch zur Sonne hebt
Mit dir im Küssen durch den Himmel schwebt
Aus deiner Jugend kennst du noch den Ort

Da auf dem Tisch lockt Lachs auf Vollkornbrot
Gefühle kommen und vergehen schnell
Wer weiß ob Neues nicht ein neuer Tod

Nur ist und draußen wird es langsam hell
Mal wieder steht am Ende nur das Wort
Doch für ein paar Sekunden flog ich fort



– Aron Manfeld –




Sonett mit 

Enschambemong

 

(so manchen Lyrikforengesellen gewidmet)


– Sehr gerne schreib ich mit Enschambemong
Gedichte, denn dann flutschen alle Zeilen
so supi ineinander. Zum Verweilen
solln Leser gar nicht kommen. Am Plafong

der Dichtkunst wird gekratzt, wenn im Kartong
es rappelt, dass es kracht. Und beim Zerteilen
von Sätzen muss ich oft recht dolle feilen.
Das soll man bloß nicht sehn. Ein Komplimong

bekomm ich allerdings nicht oft geschrieben.
Hab sie vermutlich alle aufgerieben,
indem ich wähl echt schwierige Metaphern

und spar auch nicht mit coolen Inversionen.
Es kann nun mal hoch oben der nur thronen,
der mehr kann als der Rest an Lyrik-Raffern.


– Claudia Neubacher –









 Schattenspielend



– Manchmal denk ich mich am Abend

aus mir selber weg und gleite,

schattenspielend zwischen Welten,

hin ins aufgeklappte Weite.


Manchmal häng ich dann an Bildern

oder Wörtern fest und menge

mich mit allem durcheinander

und verlier mich im Gedränge.


Manchmal fall ich dann in Tiefen,

über mir enteilen Räume …

und ein fremdes Ich am Morgen

löffelt Ei und deutet Träume.



– Peter Welk –



 


Die Fußgängerampel



 – Hier heult ein Merzedes, dort poltert ein Trampel,

und mittendrin waltet die Fußgängerampel.

 

Die Zeichen der Ampel, sie stehen auf Gehen.

So kommt der Verkehr auf der Fahrbahn zum Stehen.

 

Schon gibt es Gequengel im dichten Gedrängel.

«Das Ding hat», ruft jemand, «kein Sinn, aber Mängel.»

 

Ein andrer warnt alle vor Kröten und Fröschen

und tippt auf sein Smartphone, um Kukies zu löschen.

 

Da kreuzt wer die Straße mit blassgelbem Helm.

«Gewiss», singt ein Spatz, «ist das Volker, der Schelm.»



 – Didi.Costaire –





 Grenzschlaf



Grenzschlaf
wirre Träume
in die schon das grammatische
Bewusstsein funkt


in halbwachen Sekunden
sucht der Blick
den Tag hinter den Ritzen
des Rollladens



 – Christian Fechtner –



 

Ypsilon



– Gegrübelt hab ich, gründlich überlegt: 

Was soll das Ding in unsrem Alphabet? 

Es steht mal für ein J, meist für ein Ü, 

Und oxydiert von Fall zu Fall zum I. 

By Anglizismen gibt’s anbuy ein EI. 

Ein eigener Akzent ist nie dabye. 


Ob Schwyzerdütsch (recht zünftig!), ob Ägyptisch: 

Das Ypsilon wirkt statt vernünftig kryptisch, 

Fast zynisch im Vergleich zum Lied der Schlümpfe. 

Weswegen pfeift die Nymphe denn auf Strümpfe? 

Sie liebt es ohne überflüss‘ge Hülle, 

Verbindet Party-Mythos mit Idylle. 


Trypsin verhindert Trübsinn, und der Dürre, 

Der mürrisch wird, behilft sich erst mit Myrrhe. 

Dann braucht der Typ ‘ne Psychoanalyse 

Nebst einer Yacht mit Pantry. Yeah! – Kombüse 

Hingegen klingt nicht glücklich, sondern damisch, 

Doch rhythmische Gymnastik sehr dynamisch. 


XY entlarvt die üblen Tricks. 

Hellenen haben nix, vergöttern Nyx. 

Tja, schmissen sie das Ypsilon hinaus ... 

Es säh‘ auch für die Lürik düster aus. 



– Didi.Costaire –