stillgelegt



 – ein atelier in regalen

feinsäuberlich gestapelt

vergessene ideen

verworfene entwürfe

sich selbst überlassen

verblichen

die freude am schaffen

unter schichten von staub

begraben träume


tuben schweigen sich an

auch das cadmiumgelb schreit

nicht länger zu lange schon

recken pinsel dürre borsten

in einst aus- und nicht

wieder eingeatmetes

kein hauch der ahnen ließe

wieviel erfüllung hier

schon war und noch

zu finden wäre


nur die sommersonne

sucht einen weg

durch blinde fenster



 – Claudia Neubacher –



 


Gesdern Nachd 



 – da hob i a weng de Sternla am Himml ogschaud 

mir ausgmold
wis wär da ohm a weng rum zu flieng 

Aufpassn muss ma do freili scho 

wecher die schwazn Lecher
die sichd mer nämli ned 



– AlmaMarieSchneider –



 


die Zeit gab uns 

Spiegel der Zukunft 



– den Sommer habe ich mir längst 

aus dem Haar gekämmt und 

dem Sturm meine Locken geopfert/ 

dem Leben das Blond 


Ich lese das Buch der Zeiten davor 

laufe Wege die sich vor mir teilen/ 

der Horizont ist nicht weitab 

schau' ihm soeben in die Augen 



 – Morphea –




 Ruhe in Frieden 



† † † † † † 

 – Hier liegt Computeringenieur 

Andreas Tschipp samt Zubehör, 

Nachdem er vor der Tastatur 

In seinen Ruhemodus fuhr. 


† † † † † †

Hier ruht Naturfreund Art R. Kant, 

Der letztens viele Pilze fand, 

Und neben ihm, ins Leichentuch 

Gewickelt, liegt auch sein Besuch. 


† † † † † †

Hier liegt die Putzfrau Rita Rei, 

Sie gab den Stein für Werbung frei. 

Auch Zewa kaufte einen Fleck, 

Dort steht gut lesbar: Wisch und weg! 


† † † † † †

Hier ruht der Plastineur von Hagens 

Ganz unversehrt trotz Würmernagens. 

«Ich lasse», hört man Gunther lachen, 

«mir meinen Tod nicht madig machen!» 


† † † † † †

Hier liegt der Herzog Werner Werzich 

In seiner Truhe und beschwert sich, 

Dass für den Akt der letzten Ehre 

Der Service unterirdisch wäre. 



 – Stefan Pölt –



 


Alles BoD, oder was?



– Von tausenden Dichtern verzichtet

nicht einer aufs Buch und so sichtet

die Welt, da und hier,

bald Tonnen Papier –

so lichtet der Wald sich, verdichtet.



 – niemand –



 


Soll ich Ihnen mal 

die Seele zuckern? 



 – Nehmen Sie ein Stückchen Schokolade? 

Wollen Sie von mir ein Stückchen Glück? 

Finden Sie, mein Hütchen sitzt gerade? 

Bin ich, insgesamt gesehn, ein Stück 


Allerfeinste Schokoladenschöne, 

Zärtlich eingepackt in Tüll und Taft? 

Wenn ich Sie auf meine Art verwöhne, 

Hätt ich‘s dann in Ihrer Welt geschafft? 


Soll ich Ihnen mal die Seele zuckern? 

Könnten Sie ein bisschen näher treten? 

Soll‘n wir im vereinten Herzschlagtuckern 

Mal den Staub aus Ihren Augen beten? 



 – Joe Fliederstein –




 


Krugschluss 



 – Oh Mensch bedenk, es liegt ein Sinn in allen Dingen: 

Im Montag ohne Mond, im Sonntag voller Wolken, 

Im Lohn, der sich kaum lohnt, in Fallen, die dich fingen, 

In deinem Lebenssaft, bevor man ihn gemolken. 


Oh Mensch bedenk, der Sinn gehört dir nicht alleine. 

Er ist für alle da: Regierung, Untertanen,
Die Nachbarn, deinen Chef und alle fiesen Schweine; 
Für die im Jenseits gar, die ewig schlauen Ahnen. 


Oh Mensch bedenk, der Sinn zieht frei durch Zeit und Räume, 

Durch Herz und Unterleib, durch Konten, Schützengräben ... 

Doch kann der Sinn nicht viel für deine blöden Träume. 

Drum lass ihn wo er ist und geh mal einen heben! 



 – Dirk Tilsner –