Alternativen
– Ein Ober im östlichen Garben
Fragt knapp im Caféhaus zum Barben
Den Kunden Jupp Harz:
«Kaffee, vielleicht schwarz?»
«Was haben Sie sonst noch für Farben?»
– Volker Teodorczyk –
– Fliederstein verlor sich jüngst in einem
Wundervoll entworfnen Zeitungsbild:
Eine Frau mit Schüsselhut und kleinem
Lächeln ging durch dieses Bild, und wild
Guckte ihr ein – Fliederstein verstand es,
Was da guckte, wie und auch wohin,
Auszuloten als ein wahlverwandtes
Männergucken mit Bedeutung drin.
Ach, wie hatte er mit solchem Gucken
Selbst schon Frauen auf den Hut geguckt!
Ach, wie war ihm jetzt nach Händespucken,
Und wie hat es hinterm Ohr gejuckt,
Etwas zog ihn, etwas ließ ihn gleiten
Weg vom Sofa, mittenrein ins Bild,
Und er fand sich zwischen Zeitungsseiten
Und in Damendüfte eingehüllt,
Und er guckte! Hin zum Hut! Und träumte
Sich ganz langsam an den Hut heran,
Und das kleingeratne Lächeln räumte
Seinen Platz, ein Traumbild schäumte
Auf – und plötzlich traf es ihn:
Bums! das Lächeln einer Königin
– Peter Welk –
– Im Altenheim ist Frühlingsfest
Die Wodkabowle scheint gelungen
Verlängert mit `nem Rumtopfrest
Laut wird das 3.Reich besungen
Was ist die Hannelore fit!
Und das mit Pflegestufe drei
Fasst Pfleger Jörg stramm in den Schritt
Jetzt hat der Jörg zwei Tage frei
Ein Grünspecht liegt im Futterhaus
Und Opa Karl liegt stumm daneben
Der Grünspecht bricht sein Futter aus
Hat Opa ihm den Schnaps gegeben?
Der Edgar gleitet sanft und weich
Nach dem Genuss, so drei, vier Glas
Fast fröhlich in den Gartenteich
Wenn der mal rollt, hat jeder Spaß
Und auf dem Tisch tanzt die Susanne
Mit etwas mehr als einem Schwips
Es hält sie sorgsam Heinz aus Wanne
In einem Stützkorsett aus Gips
Gelungen ist die Frühlingsfete
Der Krankenstand am andren Morgen
Ist etwas höher und für Grete
Muss man `ne Leber neu besorgen
– Volker Teodorczyk –
– (Nachbar Schlankesel macht seine Aussage)
Allnächtlich nervt mich diese Dame
Und zwar, indem sie nebenan
Vertrauliche Bestandsaufnahme
Zu machen scheint mit ihrem Mann.
«Du musst es deiner Puppi glauben»,
Vernehme ich so gegen drei,
«Bei dem war gar nix abzustauben,
Das war halt so’n Kuckucksei
Mit Ehefrau und Taschengeld.»
Dann macht die Dame eine Pause.
«Der hat sich gar nicht ausgepellt,
Der schnieft, dreht ab und schiebt
Nach Hause!»
Der Gatte, scheint‘s, bezweifelt dieses,
Denn auf «Nach Hause» folgt ein Schrei
Und Folgendes: «Du, Aas, du mieses!»
Und endlich eine Prügelei.
Der Gatte kämpft mit bloßen Händen,
Die Dame mit, ich weiß nicht was,
Doch immerhin mit bloßen Lenden,
Auf meine Ohren ist Verlass.
Und plötzlich Stille.
Totenstille.
Ich schlucke eine Schlummerpille,
Ich bete und empfehle mich
Und denke: Herr, es war dein Wille,
Die Dame nervt von nun an dich.
(Die Aussage wird zu Protokoll genommen.)
– Peter Welk –
– Bin auf Ehrlichkeit versessen,
und läuft irgendwo was schief,
wirds von mir geprüft, vermessen,
korrigiert -
auch objektiv?
Nein, das kann mir nicht gelingen,
denn ich bin ja ein Subjekt,
das in allgemeinen Dingen
seine eigne Wahrheit checkt.
Manchmal legt man mir zu Lasten
die Bezeichnung, ich sei stur,
und mein Raum im Oberkasten
reicht für nichts als Korrektur.
Alles was ich so bemängel,
ist umweht vom eignen Mief -
deprimiert von solch Gequengel
fall ich in ein
Korrektief.
– niemand –
– Man kann die Umkehr kaum erwarten.
Die Wissenschaft hat Rückenwind,
entkernt die Eiszeit und schafft Arten,
die lange ausgestorben sind.
Der Schattenwolf, das Mammut kehren
verwundert in die Welt zurück,
und wecken in uns das Begehren
nach einem Höhlenmalerglück.
Und wirklich kommt die Steinzeit wieder.
Der dritte Weltkrieg macht sie wahr.
Verstrahlt liegt aller Fortschritt nieder.
Von unsrer Art bleibt nur ein Paar …
– gummibaum –